Deutsche Vorentscheidung 2001                         

                                                     2.März 2001 / Preussag-Arena, Hannover

 

"Countdown Grand Prix 2001"

Moderation: Axel Bulthaupt

 

9,10 Millionen Fernsehzuschauer (27,43 % Marktanteil) verfolgten aus der Preussag Arena in Hannover die deutsche Vorentscheidung zum Grand Prix Eurovision 2001. Es handelte sich hier um eine deutsch-schweizerische Co-Produktion mit zwölf Titeln, die durch deutsche Plattenfirmen eingebracht wurden, und einem dreizehnten Titel, den das Schweizer Fernsehen einbrachte. Der Grund für die schweizerische Beteiligung lag darin,  dass die Schweiz im internationalen Finale 2001 aussetzen musste. Auch Österreich musste aussetzen. Ein Beteiligungsangebot wurde aber abgelehnt. Axel Bulthaupt führte bereits zum vierten Mal durch die Sendung. In zwei Wahlgängen wurde der Sieger ermittelt. Aus 12 Titeln wählte das Publikum per Televoting die drei besten Lieder des Abends, und unter den drei Finalisten bestimmte noch einmal das Publikum über Sieg und Niederlage. Die Wahl fiel auf die 29-jährige Kölnerin und zweifache Mutter Tanja Hewer, alias Michelle. 36,6 % der Anrufer entschieden sich für das Lied "Wer Liebe lebt", komponiert von Gino Trovatello & Matthias Stingl, getextet von Eva Richter. Die deutsche Grand-Prix-Legende Joy Fleming belegte zusammen mit  Lesley Bogaert und Brigitte Oelke, stellvertretend für das Schweizer Fernsehen, mit "Power of Trust" den zweiten Platz. Lied, Interpreten wie auch Garderobe wurden über Internet bestimmt. Die zwei umstrittensten Künstler des Abends, der Modemacher Rudolf Moshammer und der Ex Big Brother - Bewohner Zlatko gingen leer aus. Ca. 5600 Besucher - so viel wie nie zuvor -  durften vor Ort das Musikereignis des Jahres live erleben. In der Pause präsentierten die Gruppe Rosenstolz und Marc Almond die neue Cd "Total eclipse". Die Formation "Bauhouse" verarbeitete den Grand Prix zum ersten Live-DJ-VJ-Mix des deutschen Fernsehens. Die Gruppe Modern Talking, wie auch die 14-jährige Millane Fernandez, als neue Blümchen gehandelt, traten ebenso in der Pause auf.

 

1. German Tenors: "A Song For Our Friends"

Platz 4 / 16,4 %

Musik: Ralph Siegel, Text: Bernd Meinunger

2.  Zwietracht & R. Mooshammer: "Teil Freud und Leid"

Platz 10 / 2,28 %

Musik: Wolfgang Köbele, Text: Wolfgang

Köbele & Hans Greiner

3. Soultans: "Set Me Free"

Musik: Tony Hendrik, Text: K. van Haaren

4. Michelle: "Wer Liebe lebt"

Platz 1 / 36,4 %

Musik: Gino Trovatello & Matthias Stringl, Text: Eva Richter

5. DJ Balloon: "Techno Rocker"

Platz 8 / 2,80 %

M. & T.: Markus Binapfl, Gordon Delay, Gerd

Lehmkuhl, Oliver Goedicke, Oliver Lübbering

6. Tagträumer: Träumen und Hoffen

Musik: Mike Pro & Andy Jonas,Text: Susanne Kemmel & Andy Jonas

7. Illegal 2000: "Ich weiß es nicht"

Platz 5

M.& T.: T. Lötzsch, F. Schlüter, Fred

Sonnenschein, Jens Liebscher, C. Warkocz

8. Lesley, Joy + Brigitte: "Power Of Trust"

Platz 2 / 34,7 %

Musik: Guido Craveiro & Jason Homan, Text:

J. Homan

9. Zlatko: "Einer für alle"

Platz 7 / 3,70 %

Musik & Text: Bob Arnz, Christoph Siemons

10. Wolf Maahn : "Better Life"

Musik & Text: Wolf Maahn

11. Kevin: "Playin' On My Mind"

Musik: Lutz Fahrenkrog-Petersen, Text: Mary

Applegate

12. Lou & Band: "Happy Birtday Party"

Platz 3 / 28,7 %

Musik: Ralf Siegel, Text: Bernd Meinunger

Wer Liebe lebt

Musik: Gino Trovatello & Matthias Stingl

Text: Eva Richter

 

Sommer, Sonnenschein

Der in mein Zimmer fällt

Hell und warm

Dich umarmt

 

Und der Schattenblick

Der deine Tage trübt

Wird auf einmal wieder klar

 

Feuer wird aus Eis

Wenn mich ihr Zauber leise berührt

Und ein grauer Tag

Strahlt mit einem Mal

Und du hörst die Melodie

Voll Gefühl und voll Poesie

 

Wer Liebe lebt

Wird unsterblich sein

Wer Liebe lebt

Ist niemals allein - such sie

An jedem neuen Tag

 

Mal lächelt sie dich an

Und wird ein Leben lang

Nah dir stehen

Mal liegt das ganze Glück

In einem Augenblick

Und du suchst die Melodie

Voll Gefühl und voll Poesie

 

To live for love

Means you'll never die

To live for love

For all of your life

You'll see for ever's here to stay

For ever's here to stay

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nur die drei erstplatzierten Songs sind bekannt gegeben worden. Die Platzierung von R. Moshammer stammt aus der Sendung "Brisant". Die restliche Plätze sind nicht offiziell bestätigt.

 

 

Eine Zusammenfassung der Pressekonferenz von Brigitte Krawinkel

Der deutsche Schlager ist nicht tot ...

...so die Botschaft der 29jährigen frisch gekürten Vorentscheidungssiegerin Michelle bei der NDR- Pressekonferenz am 02. März in der Preussag-Arena. Michelle präsentierte sich überglücklich und wie immer sehr selbstbewusst den zahlreichen Fotografen und Journalisten.  „Wer Liebe lebt“ heißt unser Lied für den Eurovision Song Contest 2001 am 12. Mai in Kopenhagen.

Die Entscheidung war jedoch im Vergleich zu den letzten Jahren, als Zuschauer-Magneten wie Guildo Horn und Stefan Raab wahre „Erdrutsch“-Siege davon trugen, mehr als knapp ausgefallen. Hier die absoluten Zahlen des ersten und zweiten Wahlgangs, bekannt gegeben von  Dr. Jürgen Meier-Beer, Grand Prix Beauftragter des NDR:

 

1. Wahlgang

 

Anrufe

1.

Michelle

22,2 %

264.204

2.

Lesley, Joy & Brigitte

22,1 %

262.916

3.

Lou & Band

18,0%

214.756

 

Gesamtzahl Anrufe:

 

1.191.561

2. Wahlgang - Endergebnis

 

Anrufe

1.

Michelle

36,6%

166.670

2.

Lesley, Joy & Brigitte

34,7%

157.708

3.

Lou & Band

28,7%

130.756

 

Gesamtzahl Anrufe:

 

455.134

 

Laut Meier-Beer wurde dieses neue Wahlsystem eingeführt, um ein stabileres Ergebnis bei der Vorentscheidung zu erzielen und verlorene Zuschauerstimmen aufzufangen – man werde bei zukünftigen Vorentscheidungen weiter daran festhalten.

Trotz der hauchdünnen Niederlage des Schweizer Beitrags „Power of Trust“ zeigte sich der Vertreter des Schweizer Fernsehens, Toni Wachter, beeindruckt und hocherfreut über den Erfolg des Schweizer Internet-Produkts: „Wir haben die Internet-User und Zuschauer aufgefordert, mitzuwirken, ihre Ideen einzubringen und ihre Wahl zu treffen – und es hat mehr als gut funktioniert!“ Meier-Beer bemerkte hierzu, man werde zwar an dem bisherigen Auswahlverfahren, das zur Zeit darin besteht, die führenden deutschen Plattenfirmen ihre Interpreten benennen zu lassen, grundsätzlich nicht rütteln, den Erfolg des Schweizer Auswahlverfahrens aber selbstverständlich bei zukünftigen Vorentscheidung nicht außer Acht lassen.

Ebenso griff er das während der Sendung geäußerte Angebot von Dieter Bohlen auf, mehr namhafte und bekannte Künstler zum Grand Prix bzw. zur Vorentscheidung zu locken – hierauf werde man auf jeden Fall mit großem Interesse zurückkommen. Ferner zeigte sich der Grand- Prix- Verantwortliche des NDR begeistert von der Unterstützung und der Stimmung in der Preussag Arena und äußerte bereits die Hoffnung, dass ihm dieser Austragungsort auch 2002 wieder zur Verfügung gestellt werde.

Siegerin Michelle, die minutenlang in Siegerpose mit hochgestreckten Armen und Triumpf-Lächeln für die begeisterten Fotografen parat stand, zeigte sich an diesem Abend als eifrige Verfechterin des deutschen Schlagers: „Ich weiß, dass in der Presse viel geschrieben wurde über die Qualität der Lieder in diesem Jahr. Aber wie wir alle heute gesehen haben – der deutsche Schlager ist nicht tot“.

Michelles ganz persönlicher Lieblingssong in Hannover war „Träumen und Hoffen“ von der Gruppe Tagträumer. Darüber hinaus brach sie eine Lanze für Big-Brother-Star Zlatko, dem das Publikum an diesem Abend durch zahlreiche unüberhörbare Buh-Rufe seine Missbilligung ausgesprochen hatte und der entgegen aller Sieges-Zuversicht nicht einmal das Finale erreicht hatte.

„Es ist nie einfach für einen Künstler, da rauszugehen und zu singen ... – für Zlatko bedeutet das genauso einen Adrenalinstoß wie für mich ... – dass ein Künstler vom Publikum so behandelt wird, ist nicht fair!“

Auf die Frage, warum sie für die Teilnahme bei der Vorentscheidung ein anderes Produzenten-Team als üblich gewählt habe, sagte Michelle, dies habe überhaupt nichts mit der Beziehung zu ihrem bisherigen Produzenten zu tun. Man habe ihr „Wer liebe lebt“ angeboten, der Titel habe ihr so gut gefallen, dass sie zusagte.

Natürlich durfte die brennende Frage nach einer fremdsprachigen Version von „Wer liebe lebt“ an diesem Abend nicht fehlen. Michelles Statement hierzu: „Es ist durchaus denkbar, dass es fremdsprachige Versionen geben wird.“ In Kopenhagen – so betonte Michelle MEHRFACH – werde sie als Vertreterin Deutschlands und des deutschen Schlagers aber definitiv in Deutsch singen.

Dr. Meier-Beer bemerkte hierzu, man riete grundsätzlich den Künstlern bei einer Vorentscheidung dazu, den Titel genauso vorzustellen, wie er dann auch im internationalen Finale präsentiert werden würde, da zwischenzeitliche Änderungen bis zum Grand Prix sich als sehr kompliziert erweisen könnten.

Auf die abschließende Frage, wie sie persönlich zur Zeit Liebe lebe – offensichtlich eine Anspielung auf die kürzliche Trennung von Mattias Reim – konterte Michelle: „Mein Leben sind meine Kinder – das ist meine Liebe!“

In Kopenhagen will Michelle mit dem olympischen Gedanken an den Start gehen: „Es ist schon ein Sieg für mich, dabei zu sein!“ Angst vor einer Niederlage kennt sie nicht: „Ein Titel muss ausgestrahlt werden und der Künstler muss voll hinter seinem Vortrag stehen“ Zweifelsohne hatte Michelle an diesem Abend die 5.600 Zuschauer in der Preussag Arena und viele Fernsehzuschauer spontan davon überzeugt, dass sie mit ihrer Ausstrahlung und ihrer tollen Stimme dieser Anforderung 100% gerecht wird.