45. Eurovision Song Contest 2000

 

Datum:  13. Mai 2000 

Ort:   Stockholm - Schweden

Pausenact: Stockholmer Musiker untermalen eine Filmcollage aus Europa

Voting:  Televoting  

Die ersten Zehn des Televoting bekommen in der Rangfolge die Punkte 12-10-8-7...3-2-1

 

 

 

 

Halle: Globen 

Moderation: Kattis Ahlström & Anders Lundin

 SIEGER :

 

 

 

  DÄNEMARK 

 

OLSEN BROTHERS

 

    "Fly on the wings of love"

 

 Musik & Text: 

Jørgen Olsen

In the summer nights,

When the moon shines bright

Feeling love forever
And the heat is on

When the daylight's gone

Still happy together
There's just one more thing I'd like to add

She's the greatest love I've ever had

 

Fly on the wings of love

Fly, baby, fly
Reaching the stars above

Touching the sky

 

And as time goes by 

There's a lot to try

And I'm feeling lucky
In the softest sand

Smiling hand in hand

Love is all around me
There's just one more thing I'd like to add

She's the greatest love I've ever had

 

Fly on the wings of love...

 

 

 

IM OSTEN JEDE MENGE NEUES

 

Zum 4. Mal nach 1975, 1985, 1992 kam nun der Eurovision Song Contest ins Königreich Schweden und zum 2. Mal nach Stockholm. Austragungsort war die gigantische, 1989 eingeweihte Globen Arena, die zu diesem Ereignis bis zu 10.000 Zuschauer fassen sollte – welche sich auch mit großer Begeisterung einfanden. Die Moderatoren des Abends, Kattis Ahlström und Anders Lundin, gaben sich eher einstudiert komödiantisch, und die Bühne erstrahlte in einem aufwendig geometrischen Design, welches jeweils den Bühnenauftritten farblich angepasst wurde. Garniert war das Ganze mit dem großen Leucht-Kussmund aus dem Logo des Jahres 2000. Eine junge Tänzerin in weißem Gewand erschien nach dem Vorspann im Spotlight auf der Bühne und hieß das gesamte Publikum willkommen mit einem herzhaften „Welcome Europe!“. Donnernder Applaus in der Globen Arena – die Show konnte beginnen!

Eröffnet wurde der ESC 2000 von der Gruppe Ping Pong aus Israel. Um ihren Song „Sa'me'akh“ (Be Happy), den sie in Englisch vortrugen, hatte es im Vorfeld viel Wirbel gegeben, da die vier Sänger/innen auf der Bühne israelische und syrische Fahnen zugleich schwingen wollten, und weil es in Israel Kontroversen gab, ob der Song qualitativ einem europaweiten Song Contest gewachsen wäre ...? Das Live-Publikum ließ sich von der Devise „Be Happy“ zwar gern anstecken, die Zuschauer an den Fernsehschirmen jedoch weniger: 6 Punkte aus Frankreich und 1 Punkt aus Mazedonien brachten einen eher unglücklichen 22. Platz.
Eine mindestens genauso große Enttäuschung musste Linda aus den Niederlanden hinnehmen. Gäbe es beim ESC wie im Eiskunstlauf B-Noten für den künstlerischen Wert, hätte sie sicherlich den Preis für die aufwändigste und witzigste Bühnenshow gewonnen. Sie versteckte zu Beginn ihrer Vorstellung ihre Background-Sänger unter einem langen breiten schwarz-weißen Lackledermantel, den sie nach einigen Sekunden abwarf und dann ihren fetzigen Song „No Goodbyes“ in einem knackigen glitzernden Kleid Marke „Karneval in Rio“ vortrug. „No Goodbyes“ kombiniert mit Lindas toller Soul-Stimme war zweifellos einer der großen Favoriten, sollte sich aber dann mit Platz 13 zufrieden geben müssen. Am spendabelsten waren die Israelis und natürlich Nachbar Belgien, die mit jeweils 8 Punkten zum Gesamtergebnis von 40 Punkten beitrugen.
Die junge Ines aus Estland wollte einmal im Leben etwas Besonderes tun, und dachte dabei sicher daran, wie schön es wäre, den ESC einmal nach Estland zu holen. Dieser Wunsch ging leider nicht in Erfüllung, aber „Once in a lifetime“ wurde dennoch seiner Favoriten-Rolle gerecht. 98 Punkte brachten sie auf Platz 4, die höchste Punktzahl 10 kam vom Nachbarn Lettland.
Claudette Pace aus Malta sang zwar in ihrem Lied vom Verlangen nach ihrem Liebsten, dachte aber bei dem Titel „Desire“ sicher auch an einen der vorderen Plätze. Der flotte Reggae-Pop Titel schaffte es aber nur bis ins Mittelfeld auf Platz 8 mit 78 Punkten. Nur vier Länder (Frankreich, Island, Schweiz, Finnland) gaben der in Berlin lebenden Claudette keine Punkte.
Das „Fräuleinwunder“ dieses ESC kam sicherlich aus Russland und nannte sich Alsou. Sie trug ihren Titel „Solo“ in Englisch und im amerikanischen Stil vor. Ihr Titel war von Amerikanern produziert worden, und das kam in Europa an. Vier Mal gab’s die Höchstpunktzahl 12 aus Frankreich, Rumänien, Zypern und Kroatien. 155 Punkte reichten zu Platz 2, und das war sicherlich mehr als Russland sich je in einem ESC-Wettbewerb erträumt hatte.
Natalie Sorce aus Belgien sang von der Lust zu Leben „Envie de vivre“, wobei allerdings ihre Stimme nicht immer ganz den Ton treffen sollte, und das schallte dann offensichtlich durch ganz Europa. 2 Gnadenpunkte gab es aus Mazedonien, und das bedeutete: Aussetzen in 2001. Dieses Schicksal sollte auch die beiden darauffolgenden Starterländer ereilen. Das Duo Voice aus Zypern lieferte mit „Nomiza“ - in der Landessprache gesungen - zwar eine sehr stimmenstarke Vorstellung, verstanden wurde sie aber wohl nur bei den Zuschauern in Rumänien, Kroatien und Mazedonien, und so kam man insgesamt nur auf Platz 21 mit 8 Punkten. August & Telma aus Island hätten sicherlich auch gerne den Grund gewusst, warum ihr „Tell me“ nicht mehr als 45 Punkte bekam und damit Platz 12 erreichte. Als Trost gab es aber immerhin 12 Punkte aus Dänemark.
Wäre Spanien nicht von der allgemeinen Qualifikationsregel ausgeschlossen, hätte sicherlich auch den ESC-erfahrenen Serafin Subiri dieses Schicksal ereilt. Er hing an einem Traum – bestimmt auch an dem Traum, zu gewinnen – aber „Colgado de un sueño“ schaffte es nur auf Platz 18, einziger Trost: 10 Punkte aus Zypern.
Die dänischen Vertreter, die Olsen Brothers, gehörten in ihrem Heimatland schon seit Jahrzehnten zum festen Inventar der Musikszene und wollten eigentlich schon die Gitarren an den Nagel hängen. Im Interview auf WDR4 am Nachmittag des ESC-Samstags hieß es „Wir wollen einfach eine schöne Vorstellung geben und dann mal schauen, was passiert.“ Das diese Vorstellung das Publikum dazu verleiten würde, mit Taschenlampen zu winken, und dass die Zuschauer in ganz Europa so begeistert reagieren würden über diese lockere Darbietung eines Songs über die Liebe zu einer reiferen Frau – damit hatte niemand gerechnet. 8 Mal gab es die Höchst-Punktzahl und 7 Mal 10 Punkte. So zeichnete sich bereits nach den ersten 6 bis 7 Punktevergaben ab, wer dieses Jahr wahrscheinlich die Trophäe exportieren würde. 195 Punkte lautete das Endergebnis für das kleine Königreich Dänemark. „Fly on the Wings of Love“ siegte mit satten 40 PunkteN Vorsprung vor „Solo“ aus Russland. Ein grandioses Comeback für die „Oldies“ des Wettbewerbs: Jørgen und Niels Olsen. Nach 37 Jahren sollte der ESC mal wieder nach Kopenhagen zurückkehren.
Dass die Schweden Tierfreunde sind, bewiesen sie mit der Begrüßung des nächsten Teilnehmers, denn der sang – wie er es selbst beschrieb – in der Hundesprache. Stefan Raab hatte die deutsche Vorentscheidung konkurrenzlos mit „Wadde hadde dudde da?“ gewonnen - einemn Stimmungsmacher im amerikanischen Stil. Man merkte Stefan die Nervosität an, aber ein „Versinger“ wäre bei diesem Text wahrscheinlich sowieso nicht aufgefallen und Stefan wäre nicht Profi, wenn er auch diesen Auftritt nicht bravourös gemeistert hätte. Platz 5 für Stefan und immerhin 3 Mal die Höchstpunktzahl aus Estland, der Schweiz und – man höre und staune, denn darauf war sicherlich auch Stefan besonders stolz – vom ESC-Erzrivalen Österreich. Sogar die österreichische Sprecherin konnte nicht umhin, dem gelernten Metzger dazu zu gratulieren.
Nach diesen beiden stimmungsvollen Darbietungen hatte es Jane Bogaert aus der Schweiz sehr schwer. Mit prominenten Background in der Person von Al Bano und einer tollen Stimme trug sie ihre Ballade „La vita cos'e“ überzeugend vor, musste sich aber mit Platz 20 (14 Punkte) zufrieden geben und konnte damit für die Schweiz leider nicht die Qualifikation für 2001 retten.
Der Publikumsliebling des Abends hieß eindeutig Roger Pontaré aus Schweden. Das schwedische Publikum hing an seinem Song „Spirits are calling my name“ und an seiner Bühnenshow mit Feuer und Indianermasken. Roger selbst trat in einer Art Häuptlingskostüm auf und überzeugte mit seinem Lied über die Minderheiten. Die Gastgeber landeten somit auf Platz 7.
Die vier Mädels der Gruppe XXL aus Mazedonien sangen über 100%ige Liebe. Hätten sie auch 100%ig den Ton getroffen, hätte es vielleicht für die Qualifikation für 2001 reichen können. Trotz der 10 Punkte jeweils aus Rumänien und Kroatien reichte es nur für Platz 15 und Mazedonien sollte 2001 nicht dabei sein. Ein bisschen mehr - „A little Bit“ an Punkten hätten dann vielleicht auch den Finnen für 2001 gereicht. Nina Åström konnte das Publikum aber mit ihrer ruhigen Ballade leider nicht überzeugen und erreichte nur Platz 18.
Der Publikumsliebling Nr. 2 und die Shooting Stars des Abends kamen aus der Neu-Einsteiger Nation Lettland: Brainstorm und ihr Song „My Star“, der im Stil von Fools Gardens „Lemon Tree“ geschrieben war. Der charismatische Sänger der Gruppe Reynard Cowper brach mit seiner Ausstrahlung und seinem selbst produzierten Song die Herzen des ESC-Publikums in wenigen Sekunden. Lettland erhielt immerhin vier Mal die Höchstpunktzahl von den Nachbarn Estland und Finnland sowie aus Norwegen und Belgien. Mit 135 Punkten waren sie schließlich die Dritten auf dem Treppchen.
Eine sehr gelungenen Mischung aus Orient- und Latinopop zeigten Pinar & The S.O.S. aus der Türkei. Erstmals sang eine türkische Gruppe sogar einen Teil in Englisch, und dafür wurden sie mit Platz 10 belohnt, Frankreich und die Niederlande honorierten diesen Titel sogar mir Höchstpunktzahl 12.
Alles in allem ein sehr starker Jahrgang für die osteuropäischen Länder: 2. Russland, 3. Lettland, 4. Estland, 9. Kroatien. Man durfte also gespannt sein, was der Osten in den kommenden Jahren zu bieten haben würde. Der Sieg der Olsen Brothers war sicherlich eine Überraschung, aber auch dafür war der ESC ja schon immer gut. Und man durfte noch gespannter sein, auf das, was die Dänen ein Jahr später aus Europas größter Musikshow machen würden...

(Brigitte Krawinkel)

 

Die Teilnehmer 

 

1.

ISRAEL

Ping-Pong

Sa'me'akh - Be happy”

2.

NIEDERLANDE

Linda

No goodbyes

3.

VER. KÖNIGREICH

Nicki French

Don't play that song again”

4.

ESTLAND

Ines

Once in a lifetime

M. & T.: Ronen Ben Tal, Guy Assif & Ro'i Arad

M.: Ellert Driessen

  T.: John O'Hare 

M. & T.: Gerry Shephard

& John Springate  

M.: Pearu Paulus, Ilmar Laisaar & Alar Kotkas 

  T.: Jana Hallas

Platz:

 22

Punkte: 

7

Platz: 

13

Punkte: 

40

Platz: 

16

Punkte: 

28

 Platz: 

4

Punkte: 

98

 

 

5.

FRANKREICH

Sofia Mestari

 „On aura le ciel”

6.

RUMÄNIEN

Taxi

The moon”

7.

MALTA

Claudette Pace

Desire”

8.

NORWEGEN

Charmed

My heart goes boom”

M.: Pierre Legay

T.: Benoît Heinrich

M.: Taxi 

 T.: Taxi 

M.: Philipp Vella 

 T.: Gerald James Borg  

M.: Morten Hendriksen

T.: Tore Madsen

Platz: 

23

Punkte: 

5

Platz: 

17

Punkte: 

25

Platz: 

8

Punkte: 

73

Platz: 

11

Punkte: 

57

                         

 

9.

RUSSLAND

Alsou

 „Solo”

10.

BELGIEN

Natalie Sorce

Envie de vivre”

11.

ZYPERN

Voice

Nomiza”

12.

ISLAND

Einar & Telma

  „Tell me”  

M. & T.: Andrew Lane & Brandon Barnes

M.: Silvio Pezzuto 

T.: Silvio Pezzuto  

M. & T.: Alexandros Panayi

M.: Oggi

  T.: Oggi & Sigurdur Orn Jonsson 

Platz:

 2

Punkte: 

155

Platz: 

24

Punkte: 

2

Platz: 

21

Punkte: 

8

Platz:

12

Punkte: 

45

                                                              

 

13.

SPANIEN

Serafin Zubiri

Colgado en un sueño”

14.

DÄNEMARK

Olsen Brothers

Fly on the wings of love”

15.

DEUTSCHLAND

Stefan Raab

„Wadde hadde dude da?

16.

SCHWEIZ

Jane Bogaert

La vita cos'è”

M.: José Maria Purón

T.: José Maria Purón

M.: Jørgen Olsen

T.: Jørgen Olsen

M.: Stefan Raab

T.: Stefan Raab

 

M.: Bernie Staub 

 T.: Tomas Main

Platz: 

18

Punkte: 

18

Platz: 

1

Punkte: 

195

Platz: 

5

Punkte: 

96

Platz: 

20

Punkte: 

14

 

 

17.

KROATIEN

Goran Karan

Kad zaspu andeli ”

18.

SCHWEDEN

Roger Pontaré

When spirits are calling my name”

19.

FYROM- Mazedonien

XXL

100 % te ljubam”

20.

FINNLAND

Nina Aström

A little bit”

M.: Zdenko Runjic 

T.: Nenad Nincevic

M. & T.: 

Thomas Holmstrand, Linda Jansson & Peter Dahl

M.: Dragan Karanfilovski-Boys

  T.: Orce Zafirovski

M.: Luca Genta

  T.: Gerrit aan't Goor

Platz: 

9

Punkte: 

70

Platz:

 7

Punkte: 

88

Platz: 

15

Punkte: 

29

Platz:

 18

Punkte: 

18

 

 

21.

LETTLAND

Brainstorm

My star”

22.

TÜRKEI

Pinar & The SOS

Yorgunum anla”

23.

IRLAND

Eamonn Toal

Millenium of love”

24.

ÖSTERREICH

The Rounder Girls

All to you”

M.: Reynard Cowper 

T.: Reynard Cowper

M.: Sühan Ayhan

  T.: Orkun Yazgan & Pinar Ayhan

M. & T.: Gerry Simpson & Raymond J. Smyth

M.: Dave Moskin

T.: Dave Moskin

Platz: 

3

Punkte: 

136

Platz:

 10

Punkte: 

59

Platz: 

6

Punkte: 

92

Platz:

14

Punkte: 

34

 

 

 

Die Wertung 

 

 * IL NL GB EE FR RO MT NO RU BE CY IS ES DK DE CH HR CH MK FI LT TU IE AT Pkt. Pl.
Israel         6                           1           7 22
Niederlande 8       2   5     8 5 1 4   1   2         3 1   40 13
Ver.Königreich 1     2   3 6       3           4       3 6     28 16
Estland 6 7 4     6 7 4   2 6 5   4 5   6 6   8 10 2 7 3 98 4
Frankreich   2             3                               5 23
Rumänien                 6               7   12           25 17
Malta 3 1 2 1   7   2 8 1 8   1 3 3   8 3 8   4 5 3 2 73 8
Norwegen 7   3 3     3         7   7       7     6 10 4   57 11
Rußland 10   8 10 5 12 12 8   7 12 8 5 6 4 2 12 5 7 5     10 7 155 2
Belgien                                     2           2 24
Zypern             1                   3   4           8 21
Island 5     6       7           12       8     7       45 12
Spanien           5     2   10         1                 18 18
Dänemark 12 10 12 8 7 1 8 10 12 10 4 12 10   12 10   12   10 12 1 12 10 195 1
Deutschland   8 5   10     3 4 6   6 12 2   12 1     2 8   5 12 96 5
Schweiz   6             5                       2     1 14 20
Kroatien         8 8     10       2   6 6     10 6   8   6 70 9
Schweden     6 5 1   4 5   5   4 6 10 8 3     6 7   12 6   88 7
Mazedonien           10     7   2           10               29 15
Finnland   5   7   4                       2             18 18
Lettland 4 4 7 12 3     12 1 12 1 10 7 8 7 7   10 3 12     8 8 136 3
Türkei   12     12     1   3       1 10 5   1 5 4       5 59 10
Irland 2 3 10 4 4 2 10 6   4 7 2 3 5   8 5 4   1 1 7   4 92 6
Österreich     1       2         3 8   2 4       3 5 4 2   34 14

 

 

Das Scoreboard

 

   

 

 

 

 

 

Aus der Presse