„ENERGY COMES TO GERMANY“
Wieder war am 3.11.2001 das Restaurant “Die Zeit der Kirschen” in Köln “Austragungsort“ des ECG-Clubtreffens. Begrüßt wurden wir von zwei Volksmusikanten (Rainer und Michael) mit „Servus, Gruezi und Hallo“, die sich offensichtlich in der Veranstaltung geirrt hatten und von Michael Sonneck aufgeklärt wurden, dass es sich nicht um den Grand Prix der Volksmusik handelte, sondern um das ECG-Clubtreffen.
Wie auch letztes Jahr vergaß Michael Sonneck zunächst, sich vorzustellen, aber muss er das eigentlich noch? An unserem Tisch stellten wir dann gemeinsam fest, dass die Wertungsbögen für das Karaoke verschiedene Farben hatten. Auch hatte fast jeder ein anderes Land als Jury auf seinem Zettel. Das versprach spannend zu werden. Aber zunächst wurde kräftigst gesungen, und Heppi Herrlich übernahm die Moderation des Wettbewerbs.
Die nächste Stunde war gekennzeichnet von Unterhaltungen wie z.B: „Das gibt diplomatische fünf Punkte“ oder „Die zehn Punkte haben sie sich redlich verdient“ bis zu „Ich bin halt zu gutmütig, um nur einen Punkt zu vergeben“.
In der Wertungspause stellte Michael seine beste Freundin, die Sopranistin Isolde vor. Sie sang ESC--Lieder einmal anders, und zwar lediglich begleitet von José am Klavier. Doch das, was wir hören konnten (u.a. „Evighet“ und „All Kinds Of Everything“) war einmalig schön. Auch das Publikum im Saal war begeistert.
Während die einzelnen Länderjurys die Karaokepunkte zählten, boten uns Jörg, Alexander, Jarohn, Oliver und Theo Topps und Flopps aus deutschen Vorentscheidungen, angefangen von „E-Rotic“, umhüllt von einem sagenhaften rosa Flokati (oder sollte es ein Pelzmantel gewesen sein?“, ging es über die „Mannequins“ weiter zu „All About Angels“ und schließlich zu unserer Michelle, grandios dargeboten von Alexander.
Danach dann die Wertung des Karaokewettbewerbs, ebenfalls moderiert von Heppi. Wie schon abzusehen, hatten sich Jurys gebildet, die z.B. als Dänemark, Griechenland oder die Schweiz ihre Punkte vergaben. Schnell kristallisierten sich drei Favoriten heraus, und gewonnen haben dann eindeutig Michael und Jörg mit „Power Of Trust“
Wie auch im letzten Jahr hatten wir einen hochrangigen Gast: Es war Herr Dr. Jürgen Meier-Beer vom NDR; er hat es geschafft, den ESC in Deutschland wieder populär zu machen. Dafür wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft im EC Germany verliehen.
Bald schon gab es den nächsten Programm-Höhepunkt: die Mannfrett-Singers. Mit ihrem kurzweiligen à-capella- Repertoire, zu welchem auch ESC-Lieder wie z.B. „Eres tu“ gehören, unterhielten sie das Publikum großartig.
Nach dem Abendessen übernahm Wanda Rumor die Bühne und machte so ihre eigenen Vorschläge für die nächste Vorentscheidung, z.B. Klaus Wowerweit mit „I Am What I Am And That Is Good So“ oder Angela Merkel mit „Man will mich nicht sehen“.
Und dann ging es auch schon los mit „Wer wird Millionär“ im ESC-Style. Wanda Jauch bzw. Rumor stellte die Fragen, und es gab maximal 1 Million Punkte zu ergattern. Sowohl bei den Finalkandidaten als auch im Publikum begann das große Rätselraten. Den berühmten finnischen Dirigenten aus den Alternativen „Nordi Runne, Südi Runne, Wessi Runne und Ossi Runne“ herauszufinden, war nicht so schwierig, aber wie hieß die Sängerin der Gruppe Riva? Natürlich Emilia Kokic. Was verlor Lill Lindfors auf der Bühne? Ihren Rock? Auf jeden Fall. Ihren Slip? Zum Glück nicht. Ihre Unschuld? Möglich... Ihren Verstand? Wohl kaum!
Nach einem erneuten Auftritt der Mannfrett-Singers kündigte „Troubadour“ Michael Sonneck sein ESC-Musical „Romeo & Julia“ an, und schon waren wir gefangen von der witzigen Umsetzung der allgemein bekannten Lieder. Da wurde die arme Julia (Michael B.) von ihrer Chefin Mariana (Apostolos) zu den Klängen von „Bana, Bana“, dem neuesten Allzweck-Reiniger, aufs Schlimmste beschimpft und „verprügelt“ und schließlich von der bösen Stiefmutter (einmalig: Heppi) mit einem Apfel vergiftet. Als Julia zum Stöhngesang von „Olou tou kosmou i elpida“ in einen hundertjährigen Schlaf versank und hernieder sinkend fragte „Why Me?“, da gab es im Publikum kein Halten mehr, und der Saal stand Kopf. Natürlich wurde Julia von ihrem Romeo durch einen Kuss wieder erweckt, und freudig begrüßte sie den „Jungen Tag“. Die Stiefmutter verfiel daraufhin dem Wahnsinn, und zu den Klängen von „Lass die Sonne in dein Herz“ und „Die For You“ gab es natürlich ein Happy-End.
Und dann war es endlich so weit: Nuša Derenda, die sehr geduldig auf ihren bei der Fülle des Programms doch ziemlich späten Auftritt gewartet hatte, erstürmte die Bühne mit „Ne ni res“, der slowenischen Version ihres ESC-Beitrags „Energy“.
Dank „Romeo und Julia“ zuvor waren unsere Stimmbänder schon gut geölt, so dass wir jetzt alle mitbrüllen konnten. Bereits nach den ersten Takten hatte auch ich mich von meiner Sitzgelegenheit erhoben und war begeistert. Live hat sie eine noch bessere Stimme als auf CD! Ihr Programm beinhaltete nicht nur Songs aus ihrer aktuellen CD, sondern auch Superhits wie „I Will Survive“, „New York, New York“ oder „I Will Always Love You“. Unnötig zu bemerken, dass ich am nächsten Tag heiser war. Nicht nur der Saal kochte, auch Nuša hatte sichtlich Spaß an ihrem Auftritt. Einige machten sogar ihre nähere Bekanntschaft, als sie von der Bühne auf den ein oder anderen Tisch stieg und dort weitersang.
Bei den langsamen Liedern wurden die Feuerzeuge gezückt. In Anspielung auf verschiedene slowenisch/kroatische Texte meinte mein Nachbar „bestimmt ljubamt sie gleich wieder“. Nein, tat sie nicht. Übrigens spricht Nuša gut deutsch, jodelt und hat Lieder wie z.B. das „Kufstein-Lied“ oder „An der Nordseeküste“ drauf. Wir natürlich auch... Wir ließen sie natürlich nicht von der Bühne, ohne „Energy“ noch einmal gehört zu haben. Was heißt hören – Nuša und der Rest des Saales gaben alles und Michael und Martin ließen es sich nicht nehmen, Nuša während des Klaviersolos in den Himmel zu heben. Auch ihr Auftritt war viel zu schnell vorbei. Sie zog sich kurz um und kam zurück, um Autogramme zu verteilen.
In der Zwischenzeit wurden im Saal die Tische zusammengerückt, und die Eurodisco begann. Es wurde noch eine sehr lange Partynacht!
(Text: Anke Jonschker / Fotos: Ivor Lyttle - EuroSongNews, Reimund Ossé)