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Der Eurovision Song Contest 1991


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36. Eurovision Song Contest - 4. Mai 1991
      Rom

Halle Studio 15 de Cinecittá
Moderation Gigliola Cinquetti & Toto Cutugno
Pausen-Act Verwandlungskünstler Arturo Brachetti
Wertung 11 Juror*innen pro Land bewerten jedes Lied, die ersten zehn Titel bekommen die Punkte 12-10-8-7...3-2-1
Teilnehmer 22 Länder

 

france

 Siegerland: Schweden

Interpretin:

Carola

Titel:

"Fångad av en stormvind"

Musik & Text:

Stephan Berg

 

 

    Sieg91© Sveriges Radio
           

  


 

PLATZIERUNGEN UND PUNKTE

 

Finale
Platz         Land  PunkteStartnr.
1.
Schweden
Carola
"Fångad av en stormvind"

146

8
2.
Frankreich
Amina
"C'est le dernier qui a parlé qui a raison"
146 9
3.
Israel
Duo Datz
"Kan"
139 15
4.
 
Spanien
Sergio Dalma
"Bailar pegados"
119 19
5.
Schweiz
Sandra Simó
"Canzone per te" 
118 5
6.
 
Malta
Paul Giordimaina & Georgina
"Could It Be"
106 3
7.
 
Italien
Peppino di Capri
"Come e doce'o mare"
89 22
8.
 
Portugal
Dulce
"Lusitana paixão"
62 12
9.
  
Zypern
Elena Patroclou
"S.O.S."
60 21
 10.
Irland
Kim Jackson
"Could It Be That I'm In Love"
47

11


Ver. Königreich
Samantha Janus
"A Message To Your Heart"
47 20
12.
 
Türkei
Izel Celiköz, Reyhan Karaca & Can Ugurluer
"Iki dakika"
44 10
13.
Griechenland
Sophia Vossou
"I anixi"
36 4
14.
 
Luxemburg
Sarah Bray
"Un baiser volé"
29 7
15.
 
Island
Stefan & Eyfi
"Nina"
26 2
16.
Belgien
Clouseau
"Geef het op"
23 18
17.
Norwegen
Just 4 Fun
"Mrs Thompson"
14 14
18.
Deutschland
Atlantis 2000
"Dieser Traum darf niemals sterben"
10 17
19.
MA
Dänemark
Anders Frandsen
"Lige der hvor hjertet slår"
8 2
20.
MA
Finnland
Kaija
"Hullo yö"
6 16
21.
Jugoslawien
Baby Doll
"Brazil"
1 1
22.
MA
Österreich
Thomas Forstner
"Venedig im Regen"
0 6

 

  


 

ALLGEMEINE INFORMATIONEN

  

© www.ansa.it

Dass die Italiener dem Eurovision Song Contest nicht den gleichen Stellenwert wie dem eigenen Sanremo-Festival beimaßen, wurde bei dieser ESC-Veranstaltung ganz deutlich. Es kam so, wie es kommen sollte: Das italienische Fernsehen wollte nicht unnötig Geld ausgeben für ein Event, das in Italien nicht besonderes beliebt war. Alles war sehr provisorisch und lieblos organisiert, was weniger damit in Zusammenhang gebracht werden konnte, dass wegen eines Korruptionsskandals der Austragungsort kurzfristig gewechselt werden musste - von San Remo nach Rom. Im Studio 15 der berühmten italienischen Filmstadt Cinecittá mit einer Kapazität für gerade 800 Personen sollte der Nachfolger von Toto Cutugno gefunden werden. 22 Länder traten an, die Niederlande setzten wegen des nationalen Gedenktages erneut aus, Malta kehrte zurück.

In den "Postcards" sangen die Interpret*innen bekannte italienische Canzone. 

 

Moderatorin 91© ECG e. V. / MS

Toto Cutugno stand in diesem Jahr wieder auf der Bühne, gemeinsam mit der ersten ESC–Gewinnerin für Italien 1964, Gigliola Cinquetti. Nachdem die beiden ihre Siegertitel vorgetragen hatten, begannen sie mit der Moderation der Sendung. Gigliola war zwar nicht mehr 16 Jahre alt, aber genauso brav wie damals, nur viel reifer, sie bemühte sich ständig, ihre Moderation durch den Abend einigermaßen über die Bühne zu bringen. Herr Cutugno betrachtete alles ganz desinteressiert, ohne sich die Mühe zu machen, die Titel der einzelne Beiträge richtig auszusprechen. Er machte eher peinliche Witze und vergab Küsschen an die weiblichen Interpretinnen. Während der Wertung entstand durch die mangelhaften Sprachkenntnisse beider Moderatoren das absolute Chaos, so dass der Schiedsrichter der EBU, Frank Naef, mithelfen musste.

Toto Cutugno nahm insgesamt 15 Mal am Sanremo-Festival teil und gewann es 1980 mit dem Titel "Solo noi". Er schrieb auch viele Lieder für italienische und internationale Künstler.

Gigliola Cinquetti startete ihre Karriere mit dem Sieg beim ESC 1964. Sie nahm zwölfmal am Sanremo-Festival teil und gewann dieses zweimal. Sie gewann auch den Wettbewerb "Canzonissima" 1973 mit "Alle porte del sole", was ihr zu ihrem zweiten ESC-Auftritt 1974 verhalf, bei dem sie mit "Si" den zweiten Platz hinter ABBA belegte. 2014 erschien ihre Autobiografie, 2015 ihr letztes Album.

FAZIT 

 

Der Wettbewerb an sich verlief zum Glück einigermaßen erfreulich - und das schon vom ersten Beitrag des Abends an. Baby Doll aus Jugoslawien versuchte mit ihrem Lied "Brazil" ein lebensfrohes Bild zu vermitteln, obwohl die politischen Ereignisse in ihrem Land den bevorstehenden Bürgerkrieg schon ankündigten. Sicherlich keine einfache Situation für die sehr ausgefallene Interpretin, deren temperamentvoller Song durch ihre ziemlich verkrampfte Darbietung keine Anerkennung fand und Vorletzter wurde. Der Freudenfunke kam eben nicht rüber.

 

Nach 16-jähriger Abwesenheit meldete sich die Mittelmeerinsel Malta wieder zurück - und zwar so erfolgreich wie nie zuvor. Paul Giordimaina und Georgina sangen eine typische ESC-Ballade. Nachdem sie auf dem sechsten Platz landeten, wurde die Frage "Could It Be" wohl beantwortet.

 

Der Gastgeber Italien schickte mit Peppino di Capri ein Lied in neapolitanischem Dialekt, vermutlich hatte man Angst, erneut zu gewinnen und den ESC ausrichten zu müssen: immerhin Platz 7!

 

Ob Kim Jackson aus Irland eine Antwort auf ihre Frage, ob sie verliebt sei - „Could It Be That I 'm In Love“ - erhalten hat , ist unbekannt. Ihre Ungewissheit erweckte allerdings das Mitleid der Juroren und sie setzten sie auf den zehnten Rang, gemeinsam mit Samantha Janus aus Großbritannien, die in einem rosafarbenen kurzen, schulterfreien Barbiekleid über den Hunger und die Not vieler Kinder auf der Welt sang. Wie unpassend!

 

Dramatischer, auch vom Outfit her, ging es im zypriotischen Beitrag zu: Der Hilfeschrei S.O.S. für die Rettung unseres Planeten hätte beinahe für die größte Sensation der Veranstaltung gesorgt. Denn bis zur Hälfte der Wertung hielt sich die Zypriotin Elena Patroklou hervorragend. Zum Schluss reichte es jedoch nur zum neunten Platz.

 

Wesentlich schlimmer erging es Sofia Vossou, einer der populärsten Künstlerinnen Griechenlands. Ihr Mann Andreas Mikroutsikos schrieb das Lied "I anixi" (Der Frühling), das von den Fachleuten sehr hoch gehandelt wurde. Stimmlich gehörte sie mit Abstand zu den besten des Wettbewerbs. Der Song an sich hatte auch Siegesqualitäten, nur der Saxofonist des Unterhaltungsorchesters der RAI hatte offensichtlich seine Hausaufgaben nicht gemacht (er passte perfekt in das organisatorischen Chaos). Er spielte so falsch, dass den Juroren die Ohren weh taten und sie diesen Beitrag nur mit dem dreizehnten Platz belohnten.

 

Für die deutschsprachigen Songs war es auch kein gutes Jahr. Für Atlantis 2000 aus Deutschland war schon bei der nationalen Vorentscheidung klar, dass es keinen Blumentopf zu gewinnen gab. "Dieser Traum darf niemals sterben" starb mit dem 18. Platz in Rom, wie später die Gruppe. Für Thomas Forstner aus Österreich endete seine zweite Teilnahme mit einem großen Desaster: Für sein Lied "Venedig im Regen" hat es keinen einzigen Punkt geregnet, und er wurde Letzter.

 

Auch Hanne Krogh aus Norwegen konnte an ihren Sieg von 1985 nicht anknüpfen. Als Mitglied der Gruppe Just 4 Fun kam sie nur bis auf Rang 17.

 

Sandra Simó aus der Schweiz ersang mit "Canzone per te" (Lied für dich) den fünften Platz hinter dem Spanier Sergio Dalma, und das israelische Ehepaar Orna und Moshe Datz, alias Duo Datz, das lange führte, fiel ganz knapp auf den dritten Platz zurück. Das Lied „Kan" (Hier) war fast fünf Jahre alt, es hatte aber in der Schublade des Komponisten Uzi Chitman gelegen, der es wiederum während des Golfkriegs schrieb, inspiriert von einer Rakete, die neben seinem Haus landete. Es war ein Lied des Friedens und des Zusammenlebens aller Völker.

 

Die für Frankreich startende gebürtige Tunesierin Amina befasste sich in ihrem Song "C´est le dernier qui a parlé, qui a raison" mit einem wirklich anspruchsvollen und gleichzeitig außergewöhnlichen Thema: Die Stellung der Frauen bzw. die Unterdrückung der Frauen in der muslimischen Welt. Ein emanzipiertes Kunstwerk, das musikalisch dementsprechend mit orientalischen Klängen untermalt wurde. Selbst die israelische Jury war von dieser Thematik, wie auch von der attraktiven Künstlerin, sehr beeindruckt und vergab für Frankreich die höchste Wertung. Amina, selbst eine Muslima, lief auf das israelische Paar Duo Datz zu und umarmte sie. Amina hätte fast gesiegt, denn nach 12 Punkten von der italienischen Jury, die als letzte aufgerufen wurde, lag sie punktgleich mit Carola aus Schweden auf dem ersten Platz. Gewonnen hat sie aber nicht: Laut Reglement muss im Falle eines Gleichstands unter zwei oder mehreren Ländern die Anzahl der höchsten Wertungen im direkten Vergleich über Sieg und Niederlage entscheiden. Sowohl Schweden als auch Frankreich hatten jeweils 4 x 12 Punkte bekommen, Schweden hatte aber häufiger die Punktzahl 10 bekommen.

Somit erklärte man den Wirbelsturm aus Schweden namens Carola zur Siegerin. Carola hatte 1983 als 16-jährige beim Song Contest in München teilgenommen und sich mit ihrem dritten Platz zu einer der bekanntesten Künstlerinnen ihrer Heimat gemausert. Ihre Mitgliedschaft in der christlichen Sekte "Das Wort des Lebens" sorgte damals für reichlich Gesprächsstoff.  Ende der 1980er Jahre wurde es etwas ruhiger um sie. 1990 startete sie ein Comeback, sie konnte sich aber bei der schwedischen Vorentscheidung nicht gegen Edin-Ådahl behaupten. 1991 war es dann soweit. Mit dem Stephan-Berg-Lied "Fångad av en stormvind" und mit viel Glück eroberte sie die Herzen der meisten Juroren und wurde zur Siegerin von Rom gekrönt. Für Amina war es ein moralischer Sieg in jeder Hinsicht - traurig über den Ausgang des Wettbewerbs war sie aber auf jeden Fall, wie auch viele Zuschauer, die diese Entscheidung als ungerecht empfanden.

 

   


 

 DIE TEILNEHMENDEN

  

 

1.

AD
Jugoslawien

Baby Doll

"Brazil"

M.: Zoran Vracević
T.: Dragana Zarić (Baby Doll)
D.: Slobodan Marković

   
 

2.


Island

Stefan & Eyfi

"Nina"

LIT13n

M. & T.:
Eyjolfur Kristjansson
D.: Jon Olafsson

   
 

3.

GB
Malta

Paul Giordimaina &
Georgina

”Could It Be"

 MOL13

M.: Paul Abela
T.: Raymond Mahoney
D.: Paul Abela

   

4.


Griechenland

Sophia Vossou

"I anixi"

FIN13

M. & T.:
Andreas Mikroutsikos
D.: Haris Andreadis

   

5.

AD
Schweiz

 

Sandra Simó

"Canzone per te"

 TUR 83

M. & T.:
 Renato Mascetti
D.: Flavio Cuffari

   

6.

AD
Österreich

Thomas Forstner

"Venedig im Regen"
TUR 83

M. & T.:
Robby Musenbichler,
Hubert Moser,
Wolfgang Eltner
D.: Richard Österreicher

   

7.

ADLuxemburg

 

Sarah Bray

"Un baiser volé"
ESP 83

M.: Patrick Hippert
T.: Mick Wersant,
Linda Lecomte
 D.: Francis Goya

   

8.

ADSchweden

Carola

"Fångad av en
stormvind"

BLR 10

M. & T.:
Stephan Berg 
D.: Anders Berglund

   

9.

AD
Frankreich

Amina

"C'est le dernier
qui a parlé qui a raison"

FIN 83

M.: Wasis Diop
T.: Amina Annabi
D.: Jean-Jacques Hertz

   

10.

AD
Türkei

Izel Celiköz, Reyhan Karaca,
Can Ugurluer

"Iki dakika"

ARM 10

M.: Sevket Ugurluer
T.: Aysel Gürel
D.: Turan Yüksel

   

11.

AD
Irland

Kim Jackson

"Could It Be That
I'm In Love"
RUS14n

M. & T.:
Liam Reilly
D.: Noel Kelehan

   

12.

AD
Portugal

Dulce

   "Lusitana paixão"
ITA 60

 M. & T.:
Fred Micaela,
Jorge Quintela, 
José da Ponte
D.: F. Correira Martins 

   

13.

AD
Dänemark

Anders Frandsen

"Lige der hvor hjertet slår"
FRA 60

M. & T.:
Michael Elo
D.: Henrik Krogsgaard

   

14.

AD
Norwegen

Just 4 Fun

"Mrs. Thompson"
GER 83

 M.: Dag Kolrsud
T.: P.G. Roness,
Kaare Skevik
D.: Peter Knutsen

   

15.

ADIsrael

Duo Datz

"Kan"
GBR  61

M. & T.:
Uzi Chitman
D.: Kobi Oshrat

 

16.

AD
Finnland

Kaija

  "Hullo yö"
ITA  61

M.: Ile Kallio
T.: Jukka Valimaa
D.: Olli Ahvenlahti

 

17.

ADDeutschland

Atlantis 2000

"Dieser Traum darf
niemals sterben"
SLO15

M.: Alfons Weindorf
T.: Helmut Frey
D.: Hermann Weindorf

 

18.

AD
Belgien

Clouseau

"Geef het op"
SLO15

M. & T.:
B. Savenberg,
K. Wauters,
J. Leyers
D.: Roland Verlooven

 

19.

AD
Spanien

Sergio Dalma

"Bailar pegados"
SLO15

 M.: Julio Seijas
T.: Luis G. Escolar
D.: Eduardo Leyva

 

20.

AD
Ver. Königreich

Samantha Janus

"A Message To
Your Heart"
POR 86

 M. & T.:
Paul Curtis 
D.: Ronnie Hazlehurst

 

21.

ADZypern

Elena Patroclou

"S.O.S."
SLO15

M.: Kypros Charalambous
T.: Andreas Christou
D.: Alexandros Zografou

 

22.

ADItalien

Peppino di Capri

"Come e doce'o mare"
YUG 89

M.: Marcello Marocchi
T.: Giampero Artegiana
D.: Bruno Canfora

 

(Fotos der Teilnehmertabellen: © ECG e. V. / M. Sonneck)

 


  

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