1. Wähle den ESC-Jahrgang:

2. Wähle eine Rubrik zu 1999:

Die deutsche Vorentscheidung 1999


Nationale VE  

 "Countdown Grand Prix 1999"

Datum 12. März 1999
Ort Bremen
Halle Stadthalle
Moderation Axel Bulthaupt & Sandra Studer
TV-Sender Norddeutscher Rundfunk

 


Auch in diesem Jahr wurden alle elf Interpret*innen von ihren Plattenfirmen nominiert. Nach dem großen Rummel um Guildo Horn ging das ganze Spektakel in diesem Jahr erst einmal etwas ruhiger über die Bühne. Die bekannten Künstler*innen scheuten sich auch nicht mehr, sich an so einem Wettbewerb zu beteiligen. Neben Patrick Lindner wurde auch Matthias Reim für das Finale angemeldet. Er zog jedoch seinen Beitrag "Verdammt ich lieb dich - immer noch" zurück, ohne Bekanntgabe von Gründen. Durch die Abschaffung der Sprachregelung wurden auch Titel in anderen Sprachen, überwiegend in Englisch, zugelassen. Die deutschsprachigen Lieder waren jedoch in der Überzahl (6 von insgesamt 11 Titeln).

Axel Bulthaupt bekam Unterstützung von seiner Schweizer Kollegin Sandra Studer, die 1991 unter den Namen Sandra Simó für die Schweiz beim ESC in Rom ins Rennen ging und Fünfte wurde. Das Schweizer Fernsehen entsandte sogar einen eigenen Beitrag nach Bremen, auf Einladung der ARD. Da die Schweiz in dem Jahr aussetzen musste, war es doch eine schöne Geste und sorgte für mehr Spannung. Im Fall eines Sieges hätte der Titel "Bye, Bye Bar" disqualifiziert werden müssen, weil der Titel offiziell als Schweizer Beitrag in Bremen ins Rennen ging. Disqualifiziert wurde auf jeden Fall der Titel der Siegerin der Bild-Zeitung, Jeanette Biedermann, da er erhebliche Ähnlichkeiten mit dem Jam & Spoon-Titel "Caleidoscope Sky" aufwies.

5,7 Millionen verfolgten dieses Jahr am Fernsehschirm den Wettbewerb. Über T-Vote-Call wurden 681.000 Anrufe registriert. Ca. 33 Prozent der Anrufer sorgten für ein überraschendes Ergebnis. Denn die Wahl fiel auf die 28-jährige Bremerin Corinna May und ihren Titel "Hör' den Kindern einfach zu". Corinna May, von Geburt an blind, konnte ihr Glück nicht fassen. Sie war auch die Favoritin der Internetauswertung. Die stimmgewaltige Sängerin durfte jedoch nicht nach Jerusalem fahren. Denn am Dienstag nach dem nationalen Finale wurde ihr Siegertitel disqualifiziert, da der Komponist Frank Zumbroich das Lied schon 1997 als Promo-CD (gerade einmal 500 Exemplare) mit seiner eigenen Band Number Nine in der englischen Fassung "Where Have All The Good Times Gone" veröffentlicht hatte.

So kam die von Ralph Siegel zusammengeführte türkische Gruppe Sürpriz zum Zuge. Nur, bei dem Titel "Reise nach Jerusalem" handelte sich auch nicht um etwas Neues. Denn ein ähnlich klingender Song erschien 1984 unter den Titel "Wohin geht die Reise" als B-Seite der Single des Vorentscheidungstitels von Harmony Four "Tingel Tangel Mann", komponiert von Ralph Siegel. Nach vielen Kontroversen wurde die Teilnahme der Gruppe Süpriz erst nach Ablauf der Anmeldefrist bestätigt. Eine unabhängige Jury, bestehend aus Mitgliedern der EBU in Genf und dem israelischen Fernsehen, erklärte den Titel für neu, obwohl beide Songs deutliche Ähnlichkeiten hätten. Der Song enthalte viele eigene Merkmale. Süpriz wurden in Jerusalem Dritte!

Jeanette Biedermann stürmte ca. zwei Jahre später mit "Go Back" die Charts und spielte in der RTL-Serie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Naima hatte auch einige Achtungserfolge. 

Es wurden wiederum nur die ersten drei Plätze bekanntgegeben, die Angaben über die übrigen Platzierungen sind inoffiziell.

 

Finale
Startnr. Interpret*in / Titel / Komp. / Text % Platz
1. Jeanette Biedermann
"Das tut unheimlich weh"
Andreas Bärtels, Rick Rossi / Kristina Bach
Label: Polydor/BILD
12,2  4.
2. Carol Bee
"Lover Boy"
Candy de Rouge / de Rouge, C.Bee
Label: Columbia/Sony
  8. 
3. Patrick Lindner
"Ein bisschen Sonne, ein bisschen Regen"
Alfons Weindorf / Bernd Meinunger
Label: BMG Ariola
  9. 
4. Megasüß
"Ich habe meine Tage"
Windsor Robinson, Jürgen Magdziak, C. Funke
Label: EMI
  7. 
5. Sürpriz
"Reise nach Jerusalem / Kudüs´e seyahat"
Ralph Siegel / Bernd Meinunger
Label: Jupiter
 16,2 2.
6. Elvin
"Heaven"
Andreas Linse, Eric Brodka
Label: WEA
  5.
7. Corinna May
"Hör' den Kindern einfach zu"
Frank Zumbroich
Label: Universal
32,6 1.
8. Naima
"Itsy Bitsy Spider"
Ol. Göddecke, Alexander Seidl, Robert Parr
Label: Mercury
  11. 
9. Michael von der Heide
"Bye Bye Bar"
Thomas Fessler, Jeannot Steck, Micha Lewinsky / Micha Lewinsky
Label: BMG Schweiz / DRS
   6.
10. Wind
"Lost In Love"
Norbert Beyerl / Werner Schüller
Label: Koch International
  10.
11. Cathrin
"Together We're Strong"
Hermann Weindorf / Peter Bischof-Fallenstein
Label: Intercord
15,9 3.

  

  

leon© eurovision.de / Ingo Wagner

Sürpriz

Die Gruppe Sürpriz bestand aus sechs in Deutschland geborenen und aufgewachsenen Türken (Cihan Özden, Deniz Filizmen, Yasemin Akkar, Filiz Zeynop, Bülent Ural und Savas Ucar ) Sie sangen den Titel in Deutsch und Türkisch. Beim internationalen Finale in Jerusalem belegte die Gruppe überraschend den dritten Platz. Die Formation wurde extra für den Wettbewerb von Ralph Siegel zusammengestellt. Der ESC-Beitrag schaffte nicht den Sprung in den Charts, und die Gruppe geriet in Vergessenheit. Dagegen konnte Corinna May mit ihrem disqualifizierten Song erste Charterfolge feiern.

 

COver© Jupiter Records