Die EBU hat angekündigt, die Künstler dieses ESC-Jahrgangs, die nun nicht in Rotterdam antreten können, in irgendeiner Form ehren zu wollen.
Man sei sich bewusst, wie sehr der Contest in diesem Jahr vermisst werden wird, denn gerade in diesen Zeiten seien die Werte des Wettbewerbs wie Inklusion und die stolze Tradition des Feierns der Diversität durch Musik besonders wichtig.
Daher bemühe man sich derzeit um ein Alternativprogramm (keinen Wettbewerb), um dabei zu helfen, die Zuschauer in Europa zu vereinen und zu unterhalten in diesen herausfordernden Zeiten. Mit einem solchen Programm wolle man die Songs und die Künstler ehren, die für den ESC 2020 ausgewählt worden seien. Weitere Informationen zu diesem Alternativprogramm soll es in den nächsten Wochen geben.
Die Reference Group hat deshalb beschlossen, dass - den Regeln des ESC entsprechend - die Lieder dieses Jahrgangs nicht erneut im Jahr 2021 eingereicht werden dürfen. Allerdings steht es jedem teilnehmenden nationalen TV-Sender frei, ob der diesjährige Vertreter erneut nominiert wird oder ein anderer.
Einige Länder haben bereits angekündigt, dass sie ihren für 2020 nominierten Künstler 2021 zum ESC schicken wollen, so Aserbaidschan, Belgien, Bulgarien, Georgien, Griechenland, Niederlande, Nordmazedonien, die Schweiz, Spanien und die Ukraine.
In Estland hat man Uku Suviste eine Wildcard für eines der Semifinale 2021 angeboten. In Schweden wird es ein neues Melodifestivalen zur Auswahl des schwedischen Acts 2021 geben.
Jetzt ist es amtlich: Der Eurovision Song Contest 2020 wurde von der EBU wegen der Ausbreitung des Corona-Virus offiziell abgesagt. Man habe in den letzten Wochen zahlreiche Optionen diskutiert, aber wegen der Unsicherheit, wie sich die Krise entwickeln wird, und wegen der Restriktionen der Regierungen aller Teilnehmerländer und besonders der Niederlande sehe man sich gezwungen, die Vorbereitungen zu diesem Live-Event zu beenden.
Executive Producer Jon Ola Sand betonte in einer Stellungnahme, man sei stolz, dass der ESC über 64 Jahre ohne Unterbrechung Zuschauer und Millionen von Fans auf der ganzen Welt vereint habe. Man sei extrem traurig über die Absage. Man bedanke sich bei den Gastgebern und den 41 TV-Anstalten für die harte Arbeit der Vorbereitungen.
Laut Sand sollen jetzt die Gespräche mit den niederländischen TV-Sendern NPO, NOS, AVROTROS und der Stadt Rotterdam fortgesetzt werden, inwieweit man den ESC 2021 in Rotterdam veranstalten könne. In den nächsten Tagen und Wochen soll es hierzu Informationen geben.
Wegen der Ungewissheit über die weitere Entwicklung und der vielen involvierten Interessengruppen habe man den ESC auch nicht auf eine späteren Termin im Jahr 2020 verschieben können. Außerdem hätte dann das Siegerland auch zu wenig Zeit gehabt, den nächsten ESC zu planen. Wegen der vielen an der Produktion Beteiligten sei auch eine Veranstaltung ohne Hallenpublikum nicht möglich.
Eine reine Videoausstrahlung widerspreche der "DNA" des Contests, der Delegationen, Künstler und Fans an einem Ort zusammenbringe und für gleichwertige Bedingungen für alle Teilnehmer sorgen müsse, auf derselben Bühne und mit derselben Möglichkeit, dort zu glänzen. Eine solche Alternative widerspreche der Tradition und den Werten des Events. Der ESC sei eine einzigartige Live-Veranstaltung und müsse es auch bleiben.
Es soll nun innerhalb der Reference Group und mit den teilnehmenden TV-Anstalten diskutiert werden, ob die 41 ausgewählten Acts dann im nächsten Jahr auftreten sollen.
Außerdem ist noch nicht entschieden, ob die gekauften Tickets zur Erstattung zurückgegeben werden können oder ob sie für 2021 Gültigkeit behalten. Alle Ticketkäufer sollen per Mail benachrichtigt werden, sobald eine Entscheidung getroffen wurde. Dies gilt auch die OGAE-Fanticket-Pakete.
Ein Datum für den ESC 2021 ist noch nicht festgelegt, dafür sei es noch zu früh.
ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber gab hierzu folgende Stellungnahme ab:
"Das haben wir erwartet und befürchtet - es ist leider die einzig richtige Entscheidung. So enttäuschend es für alle Beteiligten, für alle Künstlerinnen und Künstler und alle Zuschauerinnen und Zuschauer in Europa und Australien ist, so gilt doch auch für den ESC: Die Gesundheit aller muss oberstes Ziel sein. Durch intensive Gespräche weiß ich, dass sich das niederländische Team um Executive Producer Sietse Bakker, die EBU mit Jon Ola Sand sowie die Reference Group hochprofessionell, sehr verantwortungsvoll und gründlich allen Fragen gestellt hat, die die Corona-Epidemie für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Eurovision Song Contest aufwirft. Ich habe uneingeschränktes Vertrauen, dass alle Verantwortlichen mit Hochdruck an der bestmöglichen Lösung für den ESC 2021 arbeiten. 2020 wird das erste Jahr seit 1956 sein, in dem es keinen Eurovision Song Contest in Europa geben wird. Was das im Detail für uns und unseren Künstler Ben Dolic mit seinem erfolgreichen Song ‚Violent Thing‘ bedeutet, werden wir jetzt mit unseren kreativen Partnern besprechen.“
Was das Erste am 16. Mai im Hauptabendprogramm zeigen wird, wird zeitnah entschieden. Ob es ein europaweites Angebot der EBU für alle 41 Länder, die in diesem Jahr am ESC teilgenommen hätten, geben kann oder ob das Erste einen Eurovisions-Abend zeigen wird, teilen wir so schnell wie möglich mit. Die Halbfinale hätte ONE übertragen. Auch dort steht das Alternativ-Programm derzeit noch nicht fest.
Angesichts weitgehender internationaler Beschränkungen des öffentlichen Lebens aufgrund der Corona-Pandemie gab die EBU am 13. März 2020 folgend offizielle Stellungnahme ab:
"Die EBU beobachtet intensiv die Situation der Ausbreitung des Corona-Virus und die aktuellen Empfehlungen und Richtlinien der WHO und nationaler Gesundheitsbehörden. Wir arbeiten sehr eng mit den niederländischen Gastgeber-Sendern NPO, NOS und AVROTROS sowie der Stadt Rotterdam zusammen, um verschiedene mögliche Szenarien für den ESC 2020 zu eruieren. Allerdings sind es noch zwei Monate bis zu den drei Liveshows am 12., 14. und 16. Mai, und da die Situation sich sowohl in den Niederlanden als auch in den Teilnehmerländern ständig ändert, ist es immer noch zu früh für eine endgültige Entscheidung. Wir behalten dieses im Hinterkopf und und fahren inzwischen im Team fort mit den Vorbereitungen, den 65. Eurovision Song Contest in Rotterdam durchzuführen."
Der Willkommensempfang für alle Delegationen soll am Sonntag, dem 10. Mai 2020,im Rotterdamer Kreuzfahrtschiff-Terminal stattfinden. Er befindet sich an der Wilhelmina Pier. Dort soll es dann auch das traditionelle Defilee der Künstler auf dem Roten Teppich geben, der dieses mal golden und aus wiederverwendbarem Material sein soll.
Das Eurovision Village wird auf dem Platz "Binnenrotte" errichtet. Dieser Platz ist umgeben von moderner Architektur.
Am 27. Februar 2020 gab der NDR im Rahmen einer Pressevorführung in Hamburg den deutschen Act bekannt. Es ist der gebürtige Slowene Ben Dolic, der Deutschland mit dem Titel "Violent Thing" in Rotterdam vertreten wird.
Ben Dolic wurde am 4. Mai 1997 in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana geboren. Seine musikalische Karriere begann früh. Bereits mit zwölf Jahren stand er bei der slowenischen Version von „Das Supertalent“ auf der Bühne und schaffte es bis ins Halbfinale. Als Mitglied der Gruppe „D Base“ nahm er 2016 am slowenischen ESC-Vorentscheid teil. Mit 18 zog Ben Dolic mit seiner Familie in die Schweiz, wo er Deutsch lernte und seine Karriere weiter vorantrieb. Seinen ersten großen musikalischen Erfolg hatte er dann 2018 in Deutschland: Bei „The Voice of Germany“ erreichte der Sänger das Finale und den 2. Platz. Für den Wahl-Berliner folgten Tourneen in Deutschland und Österreich.
Der Song stammt vom österreichisch-buigarischen Produzenten und Komponisten Boris Milanov, der schon zahlreiche ESC-Erfolge zu verzeichnen hat. Er ist Gründer des internationalen Musiklabels Symphonix, mit dem er hauptsächlich junge und aufstrebende Talente fördert. Seine Kompositionen schafften es beim ESC in den vergangenen vier Jahren immer unter die Top 7 und gleich drei Mal unter die Top 4: Kristian Kostov wurde 2017 mit „Beautiful Mess“ für Bulgarien Zweiter, Cesár Sampson 2018 mit „Nobody But You“ für Österreich Dritter und Poli Genova 2016 mit „If Love Was a Crime“ für Bulgarien Vierte. Die Songs und Alben der Künstlerinnen und Künstler wurden von Symphonix produziert.
Ben Dolic: „Als ich die Nachricht bekommen habe, dass ich mich bei den Jurys durchgesetzt habe, war ich völlig überwältigt. Für mich wird mit der Teilnahme am Eurovision Song Contest für Deutschland ein Traum wahr. Hier hatte ich meinen Durchbruch als professioneller Sänger. Ich finde, wir haben für den ESC einen perfekten Song und ich werde alles für Deutschland geben.“
Thomas Schreiber, ARD Koordinator Unterhaltung: „Ben Dolic ist ein Ausnahmetalent. Mit seiner glasklaren und gefühlvollen Stimme hat er völlig zurecht die beiden unabhängigen ESC-Jurys in Deutschland überzeugt. Ben arbeitet seit Jahren hart an sich und hat einen hohen künstlerischen Anspruch. Das hat uns sofort begeistert. Wir freuen uns sehr, dass er nun für Deutschland antritt, und ich bin mir sicher, dass er schnell die deutschen und auch die europäischen Fans für sich gewinnen wird.“
Boris Milanov: „Ben Dolic‘s einzigartige und wiedererkennbare Stimme hat mich gleich an seine musikalischen Vorbilder erinnert. Er muss den Vergleich mit Pop-Giganten wie Justin Timberlake oder Michael Jackson nicht scheuen. Wir hatten im Studio einen riesigen Spaß. Er singt mit einer solchen Sicherheit und zugleich Leichtigkeit, das ist überragend.“
Den Bühnenauftritt von Ben Dolic für das ESC-Finale in Rotterdam inszeniert derzeit der US-amerikanische Choreograf Marty Kudelka , der für seine Tanzshows für Justin Timberlake bereits zwei Mal den MTV Video Music Award erhielt. Zudem entwickelte Kudelka die Choreografie des Sängers für drei Welttourneen und die Halbzeitshow des Super Bowls in 2018.
Während der Präsentation des deutschen Acts wurde auch bekannt, dass erstmals Michael Schulte den ESC gemeinsam mit Peter Urban moderieren wird.
Ausführliche Informationen zum deutschen Auswahlverfahren 2020 gibt es hier.
Benjamin Tonn hatte Gelegenheit mit Ben Dolic und mit Alexandra Wolfslast, der neuen Head of Delegation, und Christian Blenker, dem neuen Team-Chef, zu sprechen.
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