20. Eurovision Song Contest - 22. März 1975 | |
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Halle | St. Eriks Mässan Alvsjö |
Moderation | Karin Falck |
Pausen-Act | The World Of John Bauer |
Wertung | 11 Juror*innen pro Land bewerten jedes Lied, die ersten zehn Titel bekommen die Punkte 12-10-8-7...3-2-1 |
Teilnehmer | 19 Länder |
Siegerland: Niederlande | |
Interpreten: Teach-In | |
Titel: "Ding-A-Dong" | |
Musik: Dick Bakker Text: Wil Luikinga & Eddie Owens |
PLATZIERUNGEN UND PUNKTE
Finale | |||
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Platz Land | Punkte | Startnr. | |
1. | Niederlande Teach-In "Ding-A-Dong" | 152 | 1 |
2. | Ver. Königreich The Shadows "Let Me Be The One" | 138 | 9 |
3. | Italien Wess & Dori Ghezzi "Era" | 115 | 19 |
4. | Frankreich Nicole Rieu "Et bonjour à toi l'artiste" | 91 | 3 |
5. | Luxemburg Géraldine "Toi" | 84 | 5 |
6. | Schweiz Simone Drexel "Mikado" | 77 | 7 |
7. | Finnland Pihasoittajat "Old Man Fiddle" | 74 | 15 |
8. | Schweden Lars Berghagen "Jennie, Jennie" | 72 | 18 |
9. | Irland The Swarbriggs "That's What Friends Are For" | 68 | 2 |
10. | Spanien Sergio & Estibaliz "Tu volveras" | 53 | 17 |
11. | Israel Shlomo Artzi "At ve'ani" | 40 | 12 |
12. | Malta Renato "Singing This Song" | 32 | 10 |
13. | Jugoslawien Ashes & Blood "Dan ljubezni" | 22 | 8 |
Monaco Sophie "Une chanson c'est une lettre" | 22 | 14 | |
15. | Belgien Ann Christy "Gelukkig zijn / Could It Be Happiness" | 17 | 11 |
16. | Portugal Duarte Mendes "Madrugada" | 16 | 16 |
17. | Deutschland Joy Fleming "Ein Lied kann eine Brücke sein" | 15 | 4 |
18. | Norwegen Ellen Nikolaysen "Touch My Life With Summer" | 11 | 6 |
19. | Türkei Semiha Yanki "Seninle bir dakika " | 3 | 13 |
ALLGEMEINE INFORMATIONEN
Der 20. Eurovision Song Contest fand in der St. Eriks Mässan, Alvsjö, statt. Mit 19 Teilnehmern wurde ein neuer Rekord erreicht.Griechenland blieb dem Wettbewerb fern, weil die Türkei erstmals teilnahm. Österreich sagte nochmals ab. Island, Marokko, Jordanien, Hongkong, Südkorea und Japan strahlten zum ersten Mal die Sendung zeitversetzt aus.
Die Ära der „12 Points“ begann 1975. Nach den massiven Protesten vieler Länder im Vorjahr, als man 48 Stunden vor dem Finale zum Wertungssystem der Anfangsjahre zurückgekehrt war, sah sich die EBU gezwungen, ein neues Wertungssystem einzuführen. In jedem Land saßen nun 11 Juroren zusammen, verteilt auf drei Altersgruppen und nach Geschlecht. Sie konnten für die einzelne Beiträge 1 bis 5 Punkte vergeben. Die Punkte der Juroren wurden dann zusammengerechnet und es entstand eine Rangfolge. Die ersten 10 Titel dieser Rangfolge erhielten dann auch die Punkte 1 bis 8 - 10 u. 12. Dieses Wertungssystem wird in den Grundzügen noch bis heute verwendet.
In der St.Eriks-Messehalle in Stockholm führte Karin Falck durch die Sendung. Sie machte das zwar durchaus sympathisch, aber auch öfter sehr unbeholfen, unvergessen u.a. ihr Spruch: ""How much is 7 in French?".
Karin Falck moderierte seit Mitte der 1950er Jahr Jugend- und Musiksendungen, später auch das Nachmittagsprogramm beim Sender SVT. Später betätigte sich als Regisseurin und Produzentin diverser schwedischer Fernsehserien. 2007 wurde sie mit dem Fernsehpreis "Kristallen" für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Vor den einzelnen Auftritten waren die Interpret*innen aufgefordert, ein Selbstporträt zu malen.
FAZIT
Stockholm war in diesem Jahr nicht nur Schauplatz des größten musikalischen Events, sondern auch der Tatort für Künstler aus 14 Nationen - darunter auch Chile, welches in 21 schwedischen Städten ein Alternativfestival "echter" Musik mit Folklore, Rock, gesellschaftskritischen Songs usw. veranstaltete. An dem Tag der Endscheidung des ESC protestierten junge Leute auf den Straßen Stockholms gegen die "Musikimperialisten".
Außer der britischen Band The Shadows - Begleitband von Cliff Richard 1973 - und Ellen Nikolaysen aus Norwegen (Bendik Singers) konnte man als bekannte Interpretin nach 1967 für Luxemburg die Sängerin Géraldine wieder begrüßen. Sie erhielt zum ersten Mal in der ESC-Geschichte die mittlerweile legendären "12 Points" für ihr von Phil Coulter und Bill Martin ("Puppet On A String") geschriebenes "Toi".
Lediglich drei Punkte konnte die Türkei bei ihrem Debüt einheimsen, Semiha Yanki wurde Letzte.
Überraschend stark die Finnen: Die Gruppe Pihasoittajat trug eine Countrynummer über einen alten Geiger vor. Eine Seltenheit beim ESC, die mit dem siebten Platz belohnt wurde. Sophie aus Monaco meinte, dass ein Lied einem Brief ähnele. Diese Botschaft hat aber die europäischen Jurys nicht erreichen können: nur Platz 13. gemeinsam mit Ashes & Blood aus Jugoslawien bzw. aus Slowenien mit dem Song "Dan ljubezni" (Tag der Liebe). Die Mitglieder der Gruppe gehörten eigentlich zu einem mehrköpfigen erfolgreichen jugoslawischen Chor mit dem Namen Pepel in Kri, der wegen des EBU-Reglements auf sechs Personen reduziert wurde.
Die 18-jährige Simone Drexel aus St. Gallen in der Schweiz philosophierte über das japanische Spiel "Mikado" und die Umsetzung dessen Regeln im wirklichen Leben. Der Text allein war einen respektablen sechsten Platz wert.
Nicole Rieu aus Frankreich lobte in ihrer hymnischen Ballade "Et bonjour à toi l´artiste" die Welt der Künstler jeglicher Art, die durch ihre Werke das Leben einfach schöner machen. Die Italiener setzten auf die Sieger von Canzonissima 1975, Wess & Dori Ghezzi, die für den farblichen Kontrast des Abends sorgten (schwarz & weiß). Sie landeten auf dem dritten Rang.
Duarte Mendes aus Portugal ging mit Startnummer 16 an den Start. Dort sollte er auch bleiben. Mit 16 erhaltenen Punkten blieb er auf Platz 16 hängen. (3x16, ein einzigartiger Zufall). Er hatte sein Lied "Madrugaga" (Morgendämmerung) der friedlichen Nelkenrevolution 1974 gewidmet.
Die deutsche Teilnehmerin Joy Fleming konnte leider vom neuen Wertungsmodus nicht profitieren: Sie landete mit dem modernsten Song des Abends “Ein Lied kann eine Brücke sein” ganz abgeschlagen auf dem 17. Rang. Dies war das schlechteste Ergebnis, das je ein deutscher Beitrag erzielt hatte. Der Auftritt stand unter keinem guten Stern. Dirigent und Komponist des Liedes Rainer Pietsch stampfte sich lautstark durch das Intro, der Ton war schlecht, und das Joy Fleming aufgezwungene unvorteilhafte Kleid tat das Übrige.
Die holländische Gruppe Teach-In, angeführt von der österreichischen Sängerin Getty Kaspers, befand sich ganz auf den Spuren des Vorjahressiegers und holte den vierten und bis heute letzten Sieg für die Niederlande. Teach-In war aber bei weitem nicht so erfolgreich wie ABBA.
DIE TEILNEHMENDEN
1.
Teach-In "Ding-A-Dong" | M.: Dick Backer | |
2.
The Swarbriggs "That's What Friends | M. & T.: | |
3.
Nicole Rieu ”Et bonjour à toi | M.: Jeff Barnel | |
4.
"Ein Lied kann eine | M.: Rainer Pietsch | |
5. Luxemburg
Géraldine "Toi" | M.: Bill Martin, | |
6.
Ellen Nikolaysen "Touch My LifeWith Summer" | M.: Svein Hundsnes | |
7.
Simone Drexel "Mikado" | M & T.: | |
8.
Ashes & Blood "Dan ljubezni" | M.: Tadej Hrusovar | |
9.
The Shadows "Let Me Be The One" | M.: Paul Curtis | |
10.
Renato "Singing This Song" | x | M.: Sammy Galea |
11.
Ann Christy "Gelukkig zijn /Could It Be Happiness" | M. & T.: | |
12.
Shlomo Artzi "At ve*ani" | M.: Shlomo Artzi | |
13.
Semiha Yanki "Seninle bir dakika" | M.: Kemal Ebcioglu | |
14.
Sophie "Une chansonc'est une lettre" | M.: André Popp | |
15.
Pihasojttajat "Old Man FIddle" | M.: Kim Kuusi | |
16.
Duarte Mendes "Madrugada" | M. & T.: | |
17.
Sergio & Estibaliz "Tu volveras" | M. & T.: | |
18.
Lars Berghagen "Jennie, Jennie" | M. & T.: | |
17.
Wess & Dori Ghezzi "Era" | M.: Shel Shapiro |
(Fotos der Teilnehmertabellen: © ECG e. V. / M. Sonneck)
AUS DER PRESSE