38. Eurovision Song Contest - 15. Mai 1993 | |
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Halle | Green Glens Arena |
Moderation | Fionnuala Sweeney |
Pausen-Act | Linda Martin und Johnny Logan |
Wertung | 11 Juror*innen pro Land bewerten jedes Lied, die ersten zehn Titel bekommen die Punkte 12-10-8-7...3-2-1 |
Teilnehmer | 25 Länder |
Siegerland: Irland | |
Interpretin: Niamh Kavanagh | |
Titel: "In Your Eyes" | |
Musik & Text: Jimmy Walsh |
PLATZIERUNGEN UND PUNKTE
Finale | |||
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Platz Land | Punkte | Startnr. | |
1. | Irland Niamh Kavanagh "In Your Eyes" | 187 | 14 |
2. | Ver. Königreich Sonia "Better The Devil You Know" | 164 | 19 |
3. | Schweiz Annie Cotton "Moi, tou simplement" | 148 | 4 |
4. | Frankreich Patrick Fiori "Mama Corsica" | 121 | 12 |
5. | Norwegen Silje Vige "Alle mine tankar" | 120 | 25 |
6. | Niederlande Ruth Jacott "Vrede" | 92 | 20 |
7. | Schweden Arvingarna "Eloise" | 89 | 13 |
8. | Malta William Mangion "This Time" | 69 | 18 |
9. | Griechenland Keti Garbi "Ellada, hora tou photos" | 64 | 6 |
10. | Portugal Anabela "A cidade (até ser dia)" | 60 | 11 |
11. | Spanien Eva Santamaria "Hombres" | 58 | 22 |
12. | Italien Enrico Ruggeri "Sole d'Europa" | 45 | 1 |
13. | Island Inga "Þá veistu svarið" | 42 | 9 |
14. | Österreich Tony Wegas "Maria Magdalena" | 32 | 10 |
15. | Kroatien Put "Don't Ever Cry" | 31 | 21 |
16. | Bosnien & Herzegowina Fazlo "Sva bol svijeta" | 27 | 18 |
17. | Finnland Katri Helena "Tule luo" | 20 | 17 |
18. | Deutschland Münchener Freiheit "Viel zu weit" | 18 | 3 |
19. | Zypern Kyriakos Zymboulakis & Demos van Beke "Mi stamatas" | 17 | 23 |
20. | Luxemburg Modern Times "Donne-moi une chance" | 11 | 15 |
21. | Türkei Burak Aydos "Esmer yarim" | 10 | 2 |
22. | Dänemark Tommy Seebach Band "Under stjernene på himlen" | 9 | 5 |
23. | Slowenien 1xBand "Tih deževen dan" | 9 | 16 |
24. | Israel Lahakat Shiru "Shiru" | 4 | 24 |
25. | Belgien Barbara "Iemand als jij" | 3 | 7 |
ALLGEMEINE INFORMATIONEN
Musik gilt bekanntlich als Verbindungsmittel und der Song Contest als der einzige Wettbewerb, wo auch Künstler aus kleineren Nationen ein breiteres Publikum außerhalb ihrer Länder ansprechen können. Die Entwicklung dieser Institution verlief relativ rapide und aus den sieben Teilnehmern von 1956 waren mittlerweile 25 geworden. Denn 1993 kamen im irischen Millstreet nahe der Stadt Cork weitere drei neue Nationen dazu: Bosnien & Herzegowina, Kroatien und Slowenien. Sie waren aber nicht die Einzigen.
Viele neue jetzt unabhängig gewordenen Nationen der früheren Sowjetunion, wie auch ehemalige kommunistische Länder des Ostblocks zeigten an einer Teilnahme enormes Interesse. Es wäre bestimmt schwer und auch unübersichtlich, ca. 30 Nationen innerhalb von 3 Stunden über die Bühne zu bringen. Die Teilnehmerzahl sollte laut EBU auf 25 begrenzt werden. Es musste also „vorsortiert“ werden.
Am 3. April 1993 fand im slowenischen Ljubljana eine Vorauswahl unter sieben beteiligten Ländern statt, von denen die drei Bestplatzierten die Fahrkarte nach Millstreet bekamen. Estland, Ungarn, Rumänien und die Slowakei mussten ein weiteres Jahr warten, bis sie zum Einsatz kamen. Denn die drei ehemaligen jugoslawischen Länder konnten sich durchsetzten, vor allem der bosnische Beitrag „Sva bol svijeta“, der als Sieger hervorging.(Teilnehmerübersicht s.u.). Die Regel über die Teilnahmeberechtigung für das folgende Jahr war auch schon festgelegt: Die Länder, die beim Finale die Plätze 19 bis 25 belegen würden, sollten im darauffolgenden Jahr aussetzen. Es ging also nicht nur darum, eine gute Platzierung zu erreichen, sondern auch darum, eine gute Ausgangsposition für das nächste Jahr zu schaffen.
Nun waren alle 25 Nationen in der Green Glens Arena, einer ehemaligen Reithalle, beisammen. Die Idee, den ESC in einer Reithalle, irgendwo auf der "grünen Wiese" und ca. eine Stunde von der Hauptstadt Dublin entfernt, zu veranstalten, hatte ein Geschäftsmann aus dem 1500-Seelen-Städtchen Millstreet, Noel C Duggan, der die Arena dem Sender RTÉ kostenlos anbot. Organisatorisch war das eine gewaltige Aufgabe, denn die Künstler und alle Beteiligten mussten jeweils von Dublin in Bussen dorthin und wieder zurück in ihre Hotels gebracht werden.
Fionnuala Sweeney führte souverän durch den Abend. Sie war ursprünglich eine irische TV-Moderatorin, arbeitete aber auch nach dem ESC 1993 als Reporterin für den amerikanischen Sender CNN, vorübergehend in Atlanta, später in London.
FAZIT
Enrico Ruggeri aus Italien - Sanremo-Gewinner von 1987 und 1993 - hatte das Glück, den Abend mit einem zutreffenden Song über den Zuwachs Europas zu eröffnen, obwohl das italienische Fernsehen kurz davor stand, endgültig aus dem Ereignis auszusteigen. Der Titel "Sole d´ Europa" sollte vorerst der letzte italienische Beitrag bleiben.
Die populäre deutsche Gruppe Münchener Freiheit fühlte sich in der Rolle des Retters der deutschen Musik anscheinend sehr wohl. Vom MDR als Vertreter des Landes nominiert, fuhr sie nach Irland, wo sie eine Bauchladung erleiden musste. Die Juroren nahmen den Titel des Songs "Viel zu weit" genau wörtlich. Die Münchener Freiheit schaffte mit Platz 18 gerade die Qualifikation für das nächste Jahr.
Die Schweizer ließen sich wieder von einer 17-jährigen Frankokanadierin vertreten. Die in Quebec geborene Annie Cotton hatte sicherlich die stimmlichen Qualitäten einer Céline Dion, aber nicht die künstlerische Reife. Für "Moi, tout simplement" reichte es zu einem hervorragenden dritten Platz. Die Künstlerinnen aus Übersee waren weiter im Vormarsch.
Tommy Seebach vertrat Dänemark bereits zum dritten Mal, sein Schlager war aber zu mittelmäßig, um einen der vorderen Plätze zu erreichen. Platz 22 hieß gleichzeitig auch: Aussetzen für ein Jahr, damit andere Länder eine Chance bekommen.
Auch die Gruppe 1 x Band aus Slowenien schaffte es nicht, sich zu qualifizieren, wie auch Israel und Belgien. Die Finnin Katri Helena landete bei ihrer zweiten Teilnahme auf Rang 17.Tony Wegas aus Österreich, der zum zweiten Mal hintereinander ins Rennen ging, musste sich mit Platz 14 zufrieden geben.
Die Erben von ABBA, die schwedische Boygroup Arvingarna, machte es wesentlich besser. Ihr "Eloise" war einen siebten Rang wert. Mit Platz fünfschnitt Norwegen sehr gut ab. Die 16-jährige Silje Vige sang über alle ihre Gedanken ("Alle mine tankar"), begleitet von Bouzoukiklängen. Dafür gab es selbstverständlich 12 Punkte aus Griechenland, dessen Vertreterin Keti Garbi für Furore sorgte, nicht wegen ihres Songs "Ellada, hora tou photos“ (Griechenland, Land des Lichtes), mehr wegen ihres tief ausgeschnittenen Kleides.
Die Song-Contest–Bühne diente schon oft als Übermittler von Botschaften - egal welcher Art. Sowohl die Gruppe Put aus Kroatien, wie auch der Sänger Fazla aus Bosnien & Herzegowina nutzten die Gelegenheit, um die Menschen auf die Situation in ihrer Heimat aufmerksam zu machen. Dem kroatischen Beitrag "Don´t ever cry", der sich mit dem Frieden im eigenen Land beschäftigte, drohte die Disqualifikation, weil ein großer Teil des Songs in Englisch gesungen werden sollte, was damals noch nicht erlaubt war. Die bosnische Delegation musste auf ihren Dirigenten verzichten, dessen Flug bombardiert wurde. Der Titel "Sva bol svijeta" (Der Schmerz der ganzen Welt) fügte einerseits mehr Dramatik zu der ganzen Situation hinzu, andererseits aber drückte er ganz genau die Ideale des bosnischen Volkes aus: Kämpfen für die Freiheit und die Demokratie. Es gab einen berauschenden Applaus für den schmerzvollsten Beitrag des Abends, die Juroren aber ließen sich bekanntlich nicht so leicht aus der Fassung bringen: Die Premiere endete für Bosnien & Herzegowina mit dem 16. Rang.
Die große Favoritin der Veranstaltung, Ruth Jacott aus den Niederlanden, beendete den Wettbewerb mit einem für ihren Song "Vrede" enttäuschenden sechsten Platz. Musikalisch wie auch choreografisch war sie allen überlegen, auch der Britin Sonia, der bekanntesten von allen Künstlern. Ihr riesiger Hit von 1989 "You'll Never Stop Me From Loving You" war vielen Musikfans noch in Erinnerung. Sie wurde traditionell Zweite hinter Niahm Kavanagh aus Irland.
Nachdem deren Sieg feststand, brachte sie die Halle zum Toben. Sie selbst wirkte etwas verhalten und distanziert – wahrscheinlich war sie von diesem Erfolg total überrascht worden - und konnte keine richtigen Emotionen zeigen, obwohl der Titel „In Your Eyes" sehr viel Gefühl verlangte. Damit stand fest, dass sich alle Teilnehmer 1994 wieder in Irland treffen würden, mit Ausnahme eines Landes: Luxemburg nahm endgültig vom Song Contest Abschied. Nicht wegen der Erfolglosigkeit der letzten Jahre, sondern weil das staatliche Fernsehen seine Mitgliedschaft bei der EBU gekündigt hatte und nicht mehr startberechtigt war, wie auch das restliche Jugoslawien wegen des in Kraft getretenen internationalen Embargos.
DIE TEILNEHMENDEN
1.
Enrico Ruggiero "Sole d'Europa" | M. & T.: | |
2.
Burak Aydos "Esmer yarim" | M.: Burak Aydos | |
3.
Münchener Freiheit ”Viel zu weit" | M. & T.: | |
4.
Annie Cotton "Moi, tou simplement" | M.: Christophe Duc | |
5. Dänemark
Tommy Seebach Band "Under stjernerne | M.: Tommy Seebach | |
6.
Keti Garbi "Ellada, hora tou photos" | M. & T.: | |
7. Belgien
Barbara "Iemand als jij" | M.: Marc Fliegen | |
8. Malta
William Mangion "This Time" | M. & T.: | |
9.
Inga "Þá veistu svarið" | M.: Jon Kjell Seljeseth | |
10.
Tony Wegas "Maria Magdalena" | M.: Christian Kolonovits, | |
11.
Anabela "A cidade (até ser dia)" | M. & T.: | |
12.
Patrick Fiori "Mama Corsica" | M.: François Valéry | |
13.
Arvingarna "Eloise" | M.: Lasse Holm | |
14.
Niamh Kavanagh "In Your Eyes" | M. & T.: | |
15. Luxemburg Modern Times "Donne-moi une chance" | M. & T.: | |
16.
1xBand "Tih deževen dan" | M.: Cole Moretti | |
17. Finnland Katri Helena "Tule luo" | M.: Matti Puurtinen | |
18. Fazla "Sva bol svijeta" | M.: Dino Dervishalidović | |
19.
Sonia "Better The DevilYou Know" | M. & T.: | |
20. Niederlande Ruth Jacott "Vrede" | M.: Eric van Tijn & | |
21. Kroatien Put "Don't Ever Cry" | M. & T.: | |
22. Spanien Eva Santamaria "Hombres" | M. & T.: | |
23. Zypern Kyriakos Zymboulakis & | M.: Aristos Moschovakis | |
24. Israel
Lahakat Shiru "Shiru" | M.: Shaike Paikov | |
25. Norwegen Silje Vige "Alle mine tankar" | M. & T.: |
(Fotos der Teilnehmertabellen: © ECG e. V. / M. Sonneck)
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