Ein letztes 'Hallo' auch noch von mir aus Stockholm. Der Koffer ist so gut wie gepackt. Mit etwas Wehmut, dass die diesjährige ESC-Bubble morgen wieder platzt und sehr viel Vorfreude auf heute Abend. Ich konnte mich - im Gegensatz zum Balladensumpf 2015 - mit vielen Beiträgen anfreunden und würde es einigen Ländern gönnen, dieses Jahr die Trophäe mit nach Hause nehmen zu können.
Was bleibt? Zwei wunderschöne Wochen Stockholm mit einer überflüssigen Erkältung, die hier viele früher oder später heimgesucht hat. Das Wetter hat fantastisch mitgespielt. In den Regen bin ich hier kein einziges Mal gekommen. Heute könnte es allerdings knapp werden :-)
Die Bedingungen im Pressezentrum waren in Ordnung. Die räumliche Trennung von F- und P-Akkreditierten hatte sich mir nicht ganz erschlossen. Auch als F-Akkreditierte hatten wir sehr gute Möglichkeiten die Proben mitzuverfolgen, an den Arbeitstischen zu sitzen oder auf Sofas mal zu entspannen. In Sachen Catering, Außenterrasse und Kaffee liegt Wien natürlich weiterhin im Pressezentrum-Ranking vorn ;-)
Die räumliche Nähe von Euroclub und Euro-Fan-Café war voll gelungen. Auch die Möglichkeit F2-Akkreditierungen zu kaufen war gut, ohne für Bändchen anstehen zu müssen, um mitfeiern zu können. Wer keine Lust auf das Live-Programm auf der Hauptbühne - mal mit ESC-Bezug, mal ohne - hatte, konnte in den anderen Saal wechseln und zu den ESC-Klassikern abfeiern oder sich in der Karaoke-Bar versuchen. Hier hatte ich den Eindruck, dass die Wünsche der Fans im Vorfeld berückichtigt worden sind. Zudem war alles gut organisiert. Selten mal Schlangen vor der Security und an der Garderobe.
Der ESC-Spirit in der Stadt konzentrierte sich hauptsächlich auf das Eurovillage, welches am Kungsträdgården einen hervoragenden Platz mitten in der City gefunden hatte. Viel Programm wurde da auf zwei Bühnen geboten, was auch gut angenommen wurde. Selbst wochentags tagsüber war das Village gut besucht.
Die Schweden haben den ESC wieder nicht neu erfunden, arbeiten aber ganz offensichtlich an der Optimierung dieser „TV-Produktion“. Bei den Beiträgen droht die Show zum Video-Contest zu werden, da sollte nächstes Jahr weniger mehr sein. Spannend wird das geänderte Voting-Prozedere. Ja, das bleibt bis zum Schluss spannend. Allerdings wird diesmal jedem(!) Zuschauer während der Show vor Augen geführt, ob Jury- und Televoting-Sieger übereinstimmen. Wenn sich dann der Erstplatzierte des Jury-Votings insgesamt das Rennen macht, haben wir eine Menge Diskussionsstoff in den Medien und mit dem Televoting-Sieger einen „Sieger der Herzen“. Das kann nicht gut gehen.
Die Freude am ESC ist den Schweden deutlich anzumerken. In der Moderation wird viel auf Humor gesetzt. Da dürfen wir uns insbesondere im Finale noch drauf freuen. Mit Petra und Mans hat man ein klasse Duo gefunden. Selbst einige Fans, die mit Petra in 2013, sagen wir mal 'gefremdelt' haben, können hier im Zusammenspiel mit Mans gut mit ihr leben.
Aufreger?
Da hatten wir das Skandälchen um die Periscope-Übertragung der russischen Jury-Wertung. Für sich genommen, sieht man einfach nur, wie dumm einige Jurymitglieder sind. Im Großen stellt sich aber die Frage, wie die EBU „seine“ Jurys im Griff hat. Der Verweis auf anwesende Nortare läuft da bei mir ins Leere.
Und natürlich Berg-Karabach. Natürlich. So wie immer. Die Armenierin schwingt die Flagge Berg-Karabachs im Greenroom. Das muss nicht sein. Sie weiß, dass das eine Provokation ist. In der PK der Semi-Sieger wurde es dann richtig unerträglich. Bevor ich mich jetzt in Rage schreibe: Ich bin's leid. Das hat beim ESC nichts zu suchen. Die EBU muss da dringend sanktionieren.
Zum Glück waren die Aufreger nur Randthemen. In Erinnerung bleibt da doch viel mehr die fantastische Stimmung im Euroclub zu später Stunde. Selbst die Volunteers an der Garderobe sangen und tanzten um vier Uhr morgens noch zu 'Take me to your heaven'. Und wenn Zoë sich auch nur mal im VIP-Bereich auf der Galerie zeigte, waren die Fans nicht mehr zu halten.
Danke für's Lesen, genießt die Show, feiert, tippt und habt einfach viel Spaß!
Markus