Eurovision Song Contest
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Samstag, 12 Mai 2018 12:31

Obrigado Lisboa!


Nach zwei Wochen Proben, Pressekonferenzen, Shows, Partys und Sightseeing wird es Zeit „Auf Wiedersehen“ zu sagen und zurückzublicken.

 

Der ESC war in Lissabon allgegenwärtig. Einige Taxis waren mit dem Logo versehen, Flaggen waren gehisst, Plakate hingen an Bushaltestellen und in den Metrostationen. Dazu das Eurovision Village auf dem Platz der Stadt, dem Praça do Comércio. Allerdings ist Lissabon mit oder ohne ESC voll von Touristen und so gab es nicht die dichte ESC-Atmosphäre, sondern eher das Gefühl „Ach ja, Eurovision ist ja auch in der Stadt“. Schlimm war das aber nicht. Lissabon ist in jedem Fall eine Reise wert. Diesen Eindruck will der Tourismusverband mit den schönen Bildern beim ESC natürlich auch vermitteln. Manchmal hatte ich den Eindruck, als ob die Stadt an den 'Hotspots' schon an die Grenzen seiner Kapazität zu stoßen drohte. Ob der ESC-Tourismus daran einen nennenswerten Anteil hatte, vermag ich nicht zu sagen. Abseits der Haupttouristenströme findet man aber immer noch noch kleine Gassen mit netten Cafés und Plätzen. Egal wohin man beim Bummeln abbiegt, gibt es immer wieder ein „O“ und „Ah“ wegen der beindruckenden Architektur oder den wunderbaren Ausblicken auf die Stadt. Vor allem ist die (Innen-)Stadt aber nicht nur Kulisse, sondern immer noch Wohnort für alteingesessene Portugiesen.

 

Beim Wetter kann man es natürlich niemandem recht machen. Mal war es dem einen zu kalt, dem anderen zu warm. Also insgesamt genau richtig. Von Regen blieben wir weitestgehend verschont. 

 

Das Eurovision Village auf den Praça do Comércio zu legen, war eine großartige Idee - mit dem ESC mitten rein in die Stadt. Doch leider wirkte er da wie ein Fremdkörper. Wegen der Sicherheitsvorkehrungen abgeriegelt, von außen kaum einsehbar, umgeben von verkleideten Absperrgittern. Der Platz lud tagsüber nur bedingt zum Verweilen ein. Da stellt sich die Frage, inwieweit das Konzept unter den Rahmenbedingungen überhaupt noch trägt.

 

Sicherheit wurde großgeschrieben. Polizei und Sicherheitspersonal war allgegenwärtig. Auf dem Dach der Arena und dem Nachbargebäude waren Scharfschützen postiert. Das Abtasten an den Zugängen war gründlich.

 

Bei der Organisation des Fancafés gab es große Schwierigkeiten. Für einen Treffpunkt tagsüber war es nicht wirklich geeignet. Ein Café ohne Kaffee und etwas abseits gelegen. Immerhin konnten aber abends die Glücklichen, die einen Wochenpass oder eine Tageskarte ergattern konnten doch noch gemeinsam zu ESC-Musik abfeiern. Auch wenn es zu klein und zu teuer war. Wie wichtig gerade dieser Treffpunkt für die Fans ist, hat sich schon an dem Ansturm auf die Tickets gezeigt. Das Café ist mittlerweile ein Muss. Hier ist jetzt OGAE International gefragt, den nationalen Club bei den Vorbereitungen genauer zu beobachten oder ihm bei Bedarf rechtzeitig mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

 

Das Pressezentrum war, sagen wir mal „ok“. Klare Fehlleistung war der Bereich, der für die akkreditierten Fans vorgesehen war. Darüber hatten wir uns ja schon beklagt :-) Über den Euroclub hatten wir auch schon einiges geschrieben. Letztendlich hatten wir uns, dank der Terrasse, gut mit ihm arrangiert und etliche schöne Stunden dort verbracht.

 

Die deutsche Delegation organisierte zum zweiten Mal ein Fantreffen mit dem nationalen Vertreter. Zweimal ist ja schon so etwas wie Tradition, das sollte auf jeden Fall beibehalten werden. Die Fans erhalten einen kleinen Einblick in die Arbeit der Delegation, schnappen etwas von der Atmosphäre auf und können ihren Vertreter sehr nah erleben. Auch wenn nur wenige dabei sein können, lassen sich die Eindrücke im Blog oder direkt untereinander beim Bierchen dann weitergeben. Zudem spricht es für die Wertschätzung der Fans.

 

Apropos Wertschätzung. Wenn die Fans im Golden Circle von der Musik kaum etwas hören, man im hinteren Stehbereich kaum etwas sieht oder die Moderatoren praktisch nicht zu verstehen sind, darf man sich aufregen. Die Fans in der Halle sind nicht nur dazu da, um Stimmung zu machen und schöne Bilder zu liefern. Für Tickets von hunderten von Euros sollte die Produktion nicht nur Augen und Ohren für das TV-Bild haben.

 

Ausnahmsweise mal ein Lob an die EBU :-) Sie hatte schnell reagiert und die Kooperation mit dem chinesischen Streamingdienst Mango TV beendet, nachdem dieser die Auftritte Irlands und Albaniens nicht gesendet hatte. Offenbar wegen des tanzenden schwulen Pärchens und der Tattoos des Sängers Eugent Bushpepa. Sicher, wen interessiert hierzulande schon das chinesische Fernsehen? Wichtig finde ich aber, dass damit ein Zeichen gesetzt wurde und hoffentlich keiner der TV-Sender der Teilnehmerländer auf solch dumme Ideen kommt.

 

Zu den Shows. Seit der Einführung der zwei Semifinale war dies der preiswerteste ESC. Mir gefiel die Bühne trotz fehlender LED-Wände ausgesprochen gut. Deutlich besser als in Oslo oder Malmö. Kreativität war gefragt. Es wurde mehr mit handfesten Requisiten gearbeitet. Es gab tolle Choreographien, Licht und Kameraführung wurden wichtiger. Backing-Sänger waren wieder häufiger zu sehen. Es gab auch deutlich weniger Schnitte ins Publikum während der Auftritte. Das empfand ich im letzten Jahr besonders störend. Das Rahmen- und Intervallprogramm scheint allerdings zu enttäuschen, wenn man die Finalproben gesehen hat. Vielleicht fehlte hier das Geld für gute Gagschreiber. „Planet Portugal“ und andere 'Gags' zündeten nicht. Für Abwechslung ist in diesem Jahr dank der unterschiedlichsten Beiträge auf jeden Fall gesorgt. Ich freue mich auf das Finale und hoffe wie immer auf einen würdigen Sieger. Wenn Israel gewinnt, sagen natürlich alle, dass haben wir schon vor Monaten gewusst :-) Die sich stark veränderten Wettquoten der letzten Tage versprechen allerdings einen spannenden Abend. Dank an Lissabon und viel Spaß bei der Show!

 

Markus

 

 

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Wir vor Ort

Hier berichtet das ECG-Team aus Lissabon von den Proben, Empfängen und anderen Ereignissen. Diese Berichte sind natürlich rein subjektiv und sollen nicht in erster Linie eine detailgenaue Beschreibung der Proben liefern - diese kann man ja in verschiedenen Portalen teilweise sogar live verfolgen - sondern einen ganz persönlichen Eindruck unserer Erlebnisse und Erfahrungen live vor Ort darstellen. 

Habt ihr Fragen an uns vor Ort? Dann schickt uns eine Mail an
 
Benni Chris Hilmer
     
Markus Michael Stephan