Hallo miteinander,
auch von mir nochmal ein paar Worte. Benni und ich hatten heute mit Hilfe des Chefs und eines Mitarbeiters (DANKE RALF!!!) von RIEDEL Communication, einer Firma aus meiner Heimatstadt Wuppertal, die Möglichkeit, einen reichlich 2stündigen Blick hinter die Kulissen der Veranstaltung zu werfen. Riedel ist seit Athen in zunehmendem Maße beim ESC für die Veranstaltungstechnik verantwortlich und so hat Ralf eine Akkreditierung, mit der er in nahezu alle Bereiche darf und sogar noch Menschen mitnehmen darf. Voraussetzung: Die Gäste brauchen mindestens eine F-Akkreditierung. In den Katakomben der Halle bekamen wir nicht nur das Technikzentrum gezeigt und durften zwischen den Künstlergarderoben flanieren, sondern konnten uns auch die Orte anschauen, wo die Bühnenrequisiten gelagert werden, wo die Künstler/innen sich bühnenfein machen und ihre Mikros bekommen (seitdem wissen wir, wer beim Auftritt Moldaus hinter der Wand die Stilettos trägt. Es ist nicht das Frauendouble, so viel sei verraten). Bei der Flaggenparade zu Beginn der Family-Show durften wir direkt hinter der Bühnen stehen und uns alles aus nächster Nähe anschauen.
Höhepunkt (insbesondere für Benni, der sich gleich als Nachfolger von Peter Urban ins Gespräch brachte) war ein langer und ausführlicher Besuch in einer Kommentatorenkabine, wo Ralf uns detailliert erklärt hat, was beim Drücken welches Knopfs passiert. Unglaublich cool. Hätte nicht gedacht, dass ich sowas nochmal zu Gesicht bekomme. Benni wird bestimmt noch Fotos von sich als neuem Kommentator nachreichen. Ich würde ihm zutrauen, lächel, es deutlich besser als Peter Urban zu machen.
Riedel ist übrigens mit knapp 30 Leuten seit 6 Wochen da, um für die perfekte Technik zu sorgen. Ein echt verantwortungsvoller Job und sicherlich auch mit einigen Tücken behaftet. Umso überraschter war ich, dass alle Menschen vor Ort total entspannt wirkten und sich sogar der Chef noch Zeit für uns genommen hat.
Ansonsten soll dieser ESC nicht mal die Hälfte dessen kosten, was die vergangenen verschlungen haben. Dafür müssen (wusste ich auch nicht) die Delegationen z. B. die Pyrotechnik auf der Bühne selbst bezahlen. Und wohl nicht wenig. Eigentlich ja unfair, so werden kleine und finanzschwache Länder wieder mal benachteiligt und müssen sich noch mehr Mühe geben, das durch ein besonders gutes Lied oder andere Tricks (ich denke an die slowenische Tonstörung) zu kompensieren.
Alles in allem eine total spannende Zeit und ich kann mir nur nochmal bei Dir, Ralf bedanken!!!!!!!!!!!!! Damit hast Du Benni und mir wirklich eine große Freude gemacht!!!!!!!! Alles weitere dann zuhause in Wuppertal
Liebe Grüße
Chris
Ich kann mich der Einschätzung von Markus nur anschließen. Aus meiner Sicht als ECG-Präsident kann ich mich nicht erinnern, jemals im Vorfeld so sehr im Unklaren gewesen zu sein, was die Organisation für die Fans angeht. Das haben alle hier vor Ort an meinen vielen, teilweise widersprüchlichen Rundmails gemerkt. Diese Rundmails gingen jeweils an 320 ECG-Mitglieder, von denen wir wussten, dass sie in Lissabon sind. Ca. 50 von ihnen kamen am vergangenen Donnerstag zum traditionellen Treffen der ECG-Mitglieder, das hat uns besonders gefreut, weil es dieses Mal "mangels Masse" leider keine Fanartikel zu verteilen gab. Es war schön, euch zu sehen und mit euch zu plaudern. Ich bedanke mich an dieser Stelle auch für die vielen "Danksagungen". Es freut uns sehr, dass ihr mit unserer Arbeit hier vor Ort zufrieden wart, unser Lissabon-Tagebuch gelesen habt und es vor allem auch lesenswert fandet!
Uns hat es großen Spaß gemacht trotz aller Widernisse auf dem Weg bis heute zum Finale!
A propos Finale - ACHTUNG SPOILER! -
Wir waren gestern im Juryfinale, dass doch ziemlich gut besucht war. Ich muss sagen, ich fand die Show ziemlich enttäuschend, um nicht zu sagen langweilig, von den 26 Acts natürlich abgesehen. Eine Eröffnungsnummer zu Fado-Klängen, gemischt mit Rap, das ist auch mal 'ne Idee, aber für den europäischen TV-Zuschauer wohl kaum ein mitreißender Einstieg. Und der Pausenact mit Salvador Sobral auch eher zum Einschlafen. Aber die Portugiesen sind sich - wie schon geschrieben - durchweg treu geblieben. Sie haben die wohl einmalige Chance, sich und ihr Land und ihre "Musikalische Seele" einem Millionenpublikum zu präsentieren, und die haben sie genutzt. Glücklicherweise gab es nicht noch einen unlustigen "Planet Portugal"-Einspieler, dafür hatten aber die eingebauten "Gags" so gar nichts Lustiges, aber damit konnte eigentlich jeder rechnen, der sich in früheren Jahren mal Pausenacts in portugiesischen Vorentscheidungen angeschaut hat, bei denen das Saalpublikum "sich auf die Schenkel klopfte", der nicht portugiesische Zuschauer aber ratlos zurückblieb.
Wie dem auch sein, das Finale wird musikalisch und optisch eine tolle Show, es ist mal wieder richtig spannend, weil in den letzten Tagen die Wettquoten nochmal ordentlich durcheinandergewirbelt wurden. Es gibt momentan keinen eindeutigen Favoriten, und unser deutscher Beitrag ist in den letzten Tagen so etwas wie das "Dark Hors Rising".
Hoffen wir, dass sich unsere Hoffnungen bestätigen und wir einigermaßen gut abschneiden.
Ich wünsche euch ein tolles und spannendes ESC-Finale!
Und hier noch der Link zu einem Artikel auf der Grundlage eines Interviews, dass eine DPA-Journalistin beim Fantreffen am Donnerstag mit uns gemacht hat.
Nach zwei Wochen Proben, Pressekonferenzen, Shows, Partys und Sightseeing wird es Zeit „Auf Wiedersehen“ zu sagen und zurückzublicken.
Der ESC war in Lissabon allgegenwärtig. Einige Taxis waren mit dem Logo versehen, Flaggen waren gehisst, Plakate hingen an Bushaltestellen und in den Metrostationen. Dazu das Eurovision Village auf dem Platz der Stadt, dem Praça do Comércio. Allerdings ist Lissabon mit oder ohne ESC voll von Touristen und so gab es nicht die dichte ESC-Atmosphäre, sondern eher das Gefühl „Ach ja, Eurovision ist ja auch in der Stadt“. Schlimm war das aber nicht. Lissabon ist in jedem Fall eine Reise wert. Diesen Eindruck will der Tourismusverband mit den schönen Bildern beim ESC natürlich auch vermitteln. Manchmal hatte ich den Eindruck, als ob die Stadt an den 'Hotspots' schon an die Grenzen seiner Kapazität zu stoßen drohte. Ob der ESC-Tourismus daran einen nennenswerten Anteil hatte, vermag ich nicht zu sagen. Abseits der Haupttouristenströme findet man aber immer noch noch kleine Gassen mit netten Cafés und Plätzen. Egal wohin man beim Bummeln abbiegt, gibt es immer wieder ein „O“ und „Ah“ wegen der beindruckenden Architektur oder den wunderbaren Ausblicken auf die Stadt. Vor allem ist die (Innen-)Stadt aber nicht nur Kulisse, sondern immer noch Wohnort für alteingesessene Portugiesen.
Beim Wetter kann man es natürlich niemandem recht machen. Mal war es dem einen zu kalt, dem anderen zu warm. Also insgesamt genau richtig. Von Regen blieben wir weitestgehend verschont.
Das Eurovision Village auf den Praça do Comércio zu legen, war eine großartige Idee - mit dem ESC mitten rein in die Stadt. Doch leider wirkte er da wie ein Fremdkörper. Wegen der Sicherheitsvorkehrungen abgeriegelt, von außen kaum einsehbar, umgeben von verkleideten Absperrgittern. Der Platz lud tagsüber nur bedingt zum Verweilen ein. Da stellt sich die Frage, inwieweit das Konzept unter den Rahmenbedingungen überhaupt noch trägt.
Sicherheit wurde großgeschrieben. Polizei und Sicherheitspersonal war allgegenwärtig. Auf dem Dach der Arena und dem Nachbargebäude waren Scharfschützen postiert. Das Abtasten an den Zugängen war gründlich.
Bei der Organisation des Fancafés gab es große Schwierigkeiten. Für einen Treffpunkt tagsüber war es nicht wirklich geeignet. Ein Café ohne Kaffee und etwas abseits gelegen. Immerhin konnten aber abends die Glücklichen, die einen Wochenpass oder eine Tageskarte ergattern konnten doch noch gemeinsam zu ESC-Musik abfeiern. Auch wenn es zu klein und zu teuer war. Wie wichtig gerade dieser Treffpunkt für die Fans ist, hat sich schon an dem Ansturm auf die Tickets gezeigt. Das Café ist mittlerweile ein Muss. Hier ist jetzt OGAE International gefragt, den nationalen Club bei den Vorbereitungen genauer zu beobachten oder ihm bei Bedarf rechtzeitig mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Das Pressezentrum war, sagen wir mal „ok“. Klare Fehlleistung war der Bereich, der für die akkreditierten Fans vorgesehen war. Darüber hatten wir uns ja schon beklagt :-) Über den Euroclub hatten wir auch schon einiges geschrieben. Letztendlich hatten wir uns, dank der Terrasse, gut mit ihm arrangiert und etliche schöne Stunden dort verbracht.
Die deutsche Delegation organisierte zum zweiten Mal ein Fantreffen mit dem nationalen Vertreter. Zweimal ist ja schon so etwas wie Tradition, das sollte auf jeden Fall beibehalten werden. Die Fans erhalten einen kleinen Einblick in die Arbeit der Delegation, schnappen etwas von der Atmosphäre auf und können ihren Vertreter sehr nah erleben. Auch wenn nur wenige dabei sein können, lassen sich die Eindrücke im Blog oder direkt untereinander beim Bierchen dann weitergeben. Zudem spricht es für die Wertschätzung der Fans.
Apropos Wertschätzung. Wenn die Fans im Golden Circle von der Musik kaum etwas hören, man im hinteren Stehbereich kaum etwas sieht oder die Moderatoren praktisch nicht zu verstehen sind, darf man sich aufregen. Die Fans in der Halle sind nicht nur dazu da, um Stimmung zu machen und schöne Bilder zu liefern. Für Tickets von hunderten von Euros sollte die Produktion nicht nur Augen und Ohren für das TV-Bild haben.
Ausnahmsweise mal ein Lob an die EBU :-) Sie hatte schnell reagiert und die Kooperation mit dem chinesischen Streamingdienst Mango TV beendet, nachdem dieser die Auftritte Irlands und Albaniens nicht gesendet hatte. Offenbar wegen des tanzenden schwulen Pärchens und der Tattoos des Sängers Eugent Bushpepa. Sicher, wen interessiert hierzulande schon das chinesische Fernsehen? Wichtig finde ich aber, dass damit ein Zeichen gesetzt wurde und hoffentlich keiner der TV-Sender der Teilnehmerländer auf solch dumme Ideen kommt.
Zu den Shows. Seit der Einführung der zwei Semifinale war dies der preiswerteste ESC. Mir gefiel die Bühne trotz fehlender LED-Wände ausgesprochen gut. Deutlich besser als in Oslo oder Malmö. Kreativität war gefragt. Es wurde mehr mit handfesten Requisiten gearbeitet. Es gab tolle Choreographien, Licht und Kameraführung wurden wichtiger. Backing-Sänger waren wieder häufiger zu sehen. Es gab auch deutlich weniger Schnitte ins Publikum während der Auftritte. Das empfand ich im letzten Jahr besonders störend. Das Rahmen- und Intervallprogramm scheint allerdings zu enttäuschen, wenn man die Finalproben gesehen hat. Vielleicht fehlte hier das Geld für gute Gagschreiber. „Planet Portugal“ und andere 'Gags' zündeten nicht. Für Abwechslung ist in diesem Jahr dank der unterschiedlichsten Beiträge auf jeden Fall gesorgt. Ich freue mich auf das Finale und hoffe wie immer auf einen würdigen Sieger. Wenn Israel gewinnt, sagen natürlich alle, dass haben wir schon vor Monaten gewusst :-) Die sich stark veränderten Wettquoten der letzten Tage versprechen allerdings einen spannenden Abend. Dank an Lissabon und viel Spaß bei der Show!
Markus
Gerade wird hier im Pressezentrum eine Erklärung des HoD von San Marino verteilt: Angeblich haben 2 Moderatoren von RAI 4 während des 2. Semifinales erklärt, Francesco Gabbani habe letztes Jahr nicht gewonnen wegen der Wertung aus San Marino. Das sei falsch, selbst wenn San Marino Italien 12 Punkte gegeben hätte, wäre es beim 6. Platz geblieben. Es läuft jetzt wohl eine Beschwerde bei der EBU.
Und "geschockt" von diesem Skandal erlebte ich gleich den nächsten Schock, denn Saara Aalto kam gerade mit Lordi ins Pressezentrum zu einem Fototermin....
Michael
Ich gebe Benni recht, man hat Mühe, in den letzten Tagen seinen Pflichten als Berichterstatter nachzukommen... Immerhin habe ich die "Absinth-Orgie" erleben können :-). Gestern Abend waren wir nach dem 2. Semifinale noch im Euroclub, der sich für mich persönlich doch zur besseren Alternative entwickelt hat. Das Eurocafé ist zwar wesentlich größer, aber dementsprechend auch viel voller und leider dann so heiß, dass ich es kaum aushalte. Und zum Rauchen muss nach draußen, natürlich darf man sein Getränk nicht mit rausnehmen! Da lobe ich mir die Außenterrasse des Euroclub, wo auch ESC-Musik läuft, wenn auch immer die gleiche Playlist, aber ab einem bestimmten Alkoholpegel ist das einem dann auch egal. Um 3.00 Uhr ging es dann ins Bett, denn ich musste heute etwas früher aufstehen, weil das alljährliche Präsidententreffen anstand.
Es wurde natürlich reichlich diskutiert über das Problem der nicht ausreichenden Ticketpakete. Aber das ist ausschließlich Entscheidung des gastgebenden Broadcasters und muss jedes Jahr neu verhandelt werden. Und was das innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden gestampfte Euro Fan Café angeht, so haben wir wenigstens eines, nachdem es ja zuerst so aussah, dass es keines geben würde. Für die Zukunft soll die Planung des Fancafés früher beginnen und nicht mehr nur dem nationalen Club überlassen werden. Das Ganze ist natürlich auch ein erhebliches finanzielles Risiko. Je nachdem, ob es einen großen Euroclub gibt, zu dem auch Fans Zutritt haben (wie z.B. in Stockholm) würde sich u.U. eben ein separater Hotspot für die Fans gar nicht rentieren, aber die Entscheidujng über den Euroclub fällt halt relativ spät, in Lissabon hatte man ja noch kurzfristig die Location gewechselt. Das ist also alles nicht so einfach.
Es wird übrigens ernsthaft erwogen, das System der Membershipcards zu verändern, da das jetztige doch sehr unbefriedigend ist. Dazu gibt es sicher im Laufe des Jahre Neues zu vermelden.
Nach dem Meeting hatte einen Termin für ein Interview mit dem BR, und zwar wurde ich wegen der besseren Tonqualität ins "Studio" im Delegationshotel gebeten. Ich solle um 15.50 vor Ort sein, die Aufzeichnung solle um 16.00 Uhr beginnen. Also machte ich mich rechtzeitig auf den Weg zur Metro, in der ich dann einen Anruf erhielt: "Wo bleiben Sie denn, wir haben die Leitungen nach Deutschland nicht so lange frei..." Da dämmerte es, die hatten deutsche Zeit gemeint und ich portugiesische!. Ich also im Affenzahn aus der Metro, in der prallen Sonne einen "Berg" erklommen, und da war ich, völlig fertig, nass geschwiitzt und nach Luft schnappend. Aber zum Glück hatte ich dann doch noch 20 Minuten Zeit, mich frisch zu machen und zu erholen, da dann erst die nächste freie Leitung verfügbar bar. Ich hätte auch vorher keinen Ton rausbekommen, man hätte mich nur japsen gehört!
Für das Interview setzte man mich in eine schallgedämpfte Kabine, ich bekam ein Headset, und dann ging es los. Ich habe ja schon viele Telefoninterviews gegeben im Laufe der Jahre, aber das war neu für mich. Das Interview wurde aufgezeichnet und wird dann morgen im Radio laufen. Natürlich konnte ich die aktuellen Wettquoten, die uns ja hier alle mehr als überrascht haben, thematisieren und demzufolge eine ganz gute Prognose für Michael Schulte wagen. Ich habe mit vorsichtigem Optimismus mal gesagt, dass ich TOP 100 für möglich halte.
Jetzt geht es nachher wieder in die Halle zum Juryfinale und dann wohl wieder in den EuroClub. Erholen kann ich mich nächste Woche, denn ich hänge noch eine Woche Urlaiub an.
Michael
Ich sag euch, wie es ist: Eurovision ist Stress pur! Jetzt habe ich ein paar Tage lang nicht mehr in diesem Blog geschrieben, weil man in der ganzen Terminhatz gar nicht dazu kommt. Nach dem Probenmarathon hat man nun endlich die Gelegenheit, Lissabon als Stadt besser kennenzulernen. Zudem möchte man seine ESC-Freunde sehen, natürlich die Shows besuchen und möglichst jede Party mitnehmen – die anscheinend legendäre Absinth-Orgie habe ich ja natürlich verpasst. L Auch der Botschaftsempfang mit Michael Schulte am Donnerstag ging ohne mich über die Bühne, weil ich mich schon für einen Stehplatz an der Halle angestellt habe. Traaaaagisch! Naja, 5 ½ Stunden Schlaf sollten es unter allen Umständen dann doch irgendwie sein. Mir den Kopf im Sekundenschlaf an der Tastatur zu stoßen, fehlt mir gerade noch…
Ich als seit vielen Wochen großer Verfechter des wunderbaren irischen Beitrags habe mich natürlich unbeschreiblich über den Finaleinzug von Ryan O’Shaughnessy gefreut. Gehofft habe ich es natürlich sehr, aber irgendwie wollte man doch zumindest nach außen hin nicht dran glauben. Es darf ja nicht wahr sein: Europa hat tatsächlich ein Herz! Auch wenn das Staging mit dem schwulen Pärchen möglicherweise für viele Punkte gut gewesen ist. Als in der Halle Irland als letzter Finalist genannt worden ist, habe ich es erst gar nicht richtig verstanden. Ich wollte auf Nummer sicher gehen und erst als in Ryans verdutztes Gesicht auf der Leinwand sah, wurde ich ein wenig… wie soll ich sagen… sehr euphorisch – während um mich herum allenthalben die Contenance bewahrt wurde. War mir dann auch egal! Die Nacht wurde etwas länger und feuchtfröhlich. Auf typisch irische Art und Weise wurde meine Fahne schließlich auch noch mit dunklem Bier geflutet… Egal!
Den Kater am nächsten Tag konnte ich zwar abwenden, aber irgendwie war er in anderer Gestalt doch präsent. Es waren die gefürchteten drei Buchstaben. PED! Post Eurovision Depression! Das ging in diesem Jahr früh los… Was sollte den Abend noch toppen? Glücklicherweise konnte ich mich bei einem Ausflug zu Cristo Rei ans andere Tejo-Ufer etwas ablenken. Dort hat man einen genialen Ausblick von recht weit oben. Dennoch war ich nach dem Höhenflug vom Vorabend etwas down… Ein bisschen Abhilfe konnte eine Tuktuk-Fahrt hinunter in Richtung Hafen schaffen. Schließlich haben wir überlebt…
Und die PED ist auch vorerst abgewendet. Das 2. Semi verlief für mich eher weniger emotional, da sich meine persönlichen Favoriten in der ersten Hälfte der Umschläge befanden und man von einem Weiterkommen hat ausgehen können. Im Finale kann man aber von gar nichts mehr ausgehen – auch aus deutscher Sicht nicht. Ein Blick auf die Wettquoten zeigt, dass wirklich alles möglich zu sein scheint. Deutschland ist binnen weniger Tage von Platz 15 auf Platz zehn geschnellt, in den vergangenen Stunden sogar auf die vier (nun wieder auf Platz sechs abgerutscht). Irland vor den Semis jenseits der Top 30 ist mittlerweile dort auf Platz drei (!!!) notiert. Die angeblich so altmodische Schmonzette… Das gerät man ja glatt ins Träumen! Wahnsinn! Mittlerweile aktualisiere ich die Internetseite mit den Quoten rund alle 20 Minuten. Gaga, oder? Man weiß aber natürlich nicht, ob da Zocker mit Sachverstand oder größenwahnsinnige Guinness-Junkies für dieses Quoten-Auf-und-Ab verantwortlich sind. Eigentlich weiß man nur, dass man nichts weiß (was ich in unserem Tippspiel nun auch eindrucksvoll bewiesen habe)… HAPPY EUROVISION!
Benni
Kurz vor dem zweiten Semifinale gestern Abend gab sich noch der Botschafter Deutschlands die Ehre. In diesem Jahr fand der Empfang nicht direkt auf dem Gelände der Botschaft statt, sondern im Garten des unmittelbar neben der Botschaft gelegenen Goethe-Instituts, welcher sich als wahre Oase entpuppte. Schon eine kleine Tradition, dass auch die Künstler der Gastgeber ihren Song präsentieren dürfen, und so stand auch Cláudia Pascoal mit ihrer Begleiterin auf der kleinen Bühne zwischen allerlei Grünzeug. Durch den späten Nachmittag führte Linda Zervakis, nach der Vorentscheidung offenbar das neue Gesicht des ESC. Michael wurde natürlich sehr herzlich von den geladenen Gästen empfangen, darunter übrigens auch Cem Özedmir, der auf einer Tagung in Lissabon weilte und spontan eingeladen wurde.
Neben seinem ESC-Beitrag sang Michael noch einen Song seines neues Albums, sowie die dänische Version von „Fly on the wings of love“ und selbstredend „Amar Pelos dois“, sehr zur Begeisterung der anwesenden Portugiesen.
Ein unerwartetes Highlight war für mich der Auftritt der portugiesischen Fado-Ikone Mariza, die erst am Tag vorher von einem Konzert aus Frankfurt zurückkehrte und viele mit ihrem Charisma zu Tränen rührte, auch mich.
Schade, dass die Veranstaltung sehr kurz geriet, denn es mussten alle zügig in die Arena, auch die deutsche Delegation, denn in Portugal ist ja bereits um 20.00 Uhr ESC-Zeit. Aber in diesem Fall war Qualität wichtiger als Quantität.
Stephan
Weiter geht's! Beim ersten Tipp hatten alle Aserbaidschan im Finale gesehen. So kann man sich täuschen. Chris, Hilmer, Michael und Stephan hatten jeweils acht Richtige. Benni und ich nur sechs. Hier nun unser zweiter Versuch.
Norwegen, Dänemark, Moldau, Australien, Ungarn und Schweden sehen alle im Finale. An Rumänien und Malta glaubt nur Michael.
Markus
Semifinal 2: Wer qualifiziert sich für das Finale?
qualifiziert | Benni | Chris | Hilmer | Markus | Michael | Stephan | |
Norwegen | x | x | x | x | x | x | x |
Rumänien | x | ||||||
Serbien | x | x | x | x | |||
San Marino | |||||||
Dänemark | x | x | x | x | x | x | x |
Russland | x | x | x | ||||
Moldau | x | x | x | x | x | x | x |
Niederlande | x | x | x | ||||
Australien | x | x | x | x | x | x | x |
Georgien | x | x | x | ||||
Polen | x | x | x | x | |||
Malta | x | ||||||
Ungarn | x | x | x | x | x | x | x |
Lettland | x | x | |||||
Schweden | x | x | x | x | x | x | x |
Montenegro | |||||||
Slowenien | x | ||||||
Ukraine | x | x | x | x | x | x | |
richtig getippt | 7 | 8 | 7 | 8 | 8 | 8 |
Zusammen mit dem Tipp des Semifinal 1 haben wir drei Gewinner:
16 Chris, Michael, Stephan
15 Hilmer
14 Markus
13 Benni
Noch kurzer Nachtrag zur gestrigen Abendprobe: Am meisten beklatscht wurden Norwegen, Ungarn, Dänemark, Australien und von den Finalisten besonders Frankreich, aber auch Deutschland. Michael Schulte machte das wieder großartig, er hat wieder an einer Stelle phrasiert, was mir persönlich sehr gut gefällt. Von der Moderation haben wir wieder nicht alles verstanden, überhaupt nicht verstanden habe ich den Einspieler "Planet Portugal", ich habe da keine Pointe entdecken können. Gut der Rückblick auf 1974, als mit "E depois do adeus" die Revolution gegen Salazar begann. Und sehr schön eine Tanzeinlage der 4 Moderatorinnen zu ESC-Titeln.
Unsere Tipps für den Ausgang des 2. Semis postet Markus noch. Hier hörte man auch gestern Abend überall, dass es nächstes Jahr wohl eher nach Zypern geht als nach Israel, aber es gibt auch viele, zu denen gehöre ich auch, die meinen, dass es einen Überraschungssieger geben könnte, den noch keiner auf der Rechhnung hat.
Michael
Guten Tag aus Lissabon, nachdem es gestern doch zumindest an der Halle sehr windig und kühl war, scheint heute wieder die Sonne und es wird wieder wärmer, Glück für alle, die sich derzeit auf der Cruise befinden, die der israelische Club organisiert hat. Da werden bei uns natürlich Erinnerungen wach an das von uns damals in Düsseldorf organisierte Euroboat, mit dem 1000 Fans den Rhein rauf und runter schipperten.
Nach dem Juryfinale, in dem Michael Schulte grandios gesungen hat und begeistert beklatscht wurde, (s.o.) ging es direkt ins Euro Fan Café, wo ja die traditionelle OGAE-Party stattfand. Wenn man berücksichtigt, dass wir vor 3 Wochen noch davon ausgehen mussten, dass es überhaupt kein Eurocafé geben würde, haben die portugiesischen Kollegen da doch eine tolle Arbeit geleistet, um das kurzfristig alles zu organisieren (wobei sie natürlich auch vorher schon viel Zeit gehabt hätten ;-)). Als wir ankamen, waren beide Floors schon sehr gut gefüllt und draußen stand eine lange Schlange von Leuten, die sich Hoffnung machten, noch einen Tagespass zu ergattern. Angekündigt waren Sanna Nielsen und Baccara, moderiert wurde von Suzy.
Ich muss leider sagen, dass besonders mir der Saal viel zu voll, zu warm, und zu laut war. Eine Sicht auf die kleine Bühne hatte man nur, wenn man ganz vorn stand oder über 1,90 groß war. So nehme ich also an, dass es Sanna Nielsen war, die gesungen hat, gesehen habe ich sie nicht. An Getränke zu immer noch überhöhten Preisen zu kommen, war auch nicht einfach, das Thekenpersonal war schlicht überfordert. Wir sind dann erstmal nach draußen und wollten schon ein Taxi nehmen, als es plötzlich hieß, um die Ecke gebe es eine kleine Kneipe (eher mehr ein Imbiss) mit ESC-Musik. Wir also natürlich noch dahin, und wirklich, auf einem kleine Bildschirm an der Wand liefen wahllos zussammengewürfelte ESC-Live-Ausschnitte in Dauerschleife, von Lulu über Dulce Pontes bis zu Milk & Honey. Da konnten wir also von Herzen mitsingen, vor allem nach mehreren Runden Absinth und Wodka. Absinth war ja mal eine zeitlang in Deutschland verboten, weil er in zu großen Mengen wahnsinnig machen soll, mal schauen, wie Elvira gleich drauf ist, sie fand den nämlich besonders lecker, er erinnerte sie an den "Tschernobyl" im Fancafé in Kiew. ;-)
Die Besitzerin und ihre 2 Kollegen hinter der Theke konnte es gar nicht fassen, was das plötzlich über sie hereingebrochen war! Sie filmte uns mit ihrem Smartphone, die Kollegen schaute eher etwas ratlos. Die Stimmung war grandios, und so war es schon nach 4.00 Uhr morgens, als wir dann endlich aufbrachen, aber nur, weil das Lokal schließen wollte. So wurde es doch noch eine tolle Nacht!
Gleich geht es wieder ins Fan Café zum ECG- Treffen, und heute am Spätnachmittag hat der deutsche Botschafter ins Goethe-Institut geladen.
Bis später, Michael
Hier berichtet das ECG-Team aus Lissabon von den Proben, Empfängen und anderen Ereignissen. Diese Berichte sind natürlich rein subjektiv und sollen nicht in erster Linie eine detailgenaue Beschreibung der Proben liefern - diese kann man ja in verschiedenen Portalen teilweise sogar live verfolgen - sondern einen ganz persönlichen Eindruck unserer Erlebnisse und Erfahrungen live vor Ort darstellen.
Habt ihr Fragen an uns vor Ort? Dann schickt uns eine Mail anBenni | Chris | Hilmer |
Markus | Michael | Stephan |
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