Guten Morgen! Tatsächlich bin ich nun dank des Online-Asyls bei befreundeten Bloggerkollegen zumindest virtuell beim ESC 2022 gelandet. Doch offenbar hat sich nicht so viel geändert zu den Vorjahren, wir sehen und hören nichts außer Standbild The Sound of Beauty. Alles so vertraut, und das Kribbeln ist wieder da!
Lettland
Gegen 10:20 Uhr nun stehen die Letten (vor ihrer Zeit) auf der Bühne, und zumindest der Ton ist jetzt da. Ob Ronela schon durch ist oder vielleicht gestern zuviel gefeiert hat und nicht pünktlich am Set war, wissen wir nicht. Durchlauf Lettland in ihren bekannten bunten Outfits, die in gewissen Einstellungen die italienischen Farben passend darstellen. Klingt rund, die Kameraführung ist quirlig und das Ganze macht richtig Spaß. Erinnert bisschen an The Roop finde ich. Der Saxophonist bekommt für sein Solo die ganze Bühne und dadurch einen richtigen Epic Sax Guy Moment (Copyright dafür liegt eigentlich beim Sunstroke Project). Übrigens wird in der Anfangszeile natürlich weiterhin nur Gemüse und kein… Kätzchen besungen. Der Leadsänger lässt sich gegen Ende zu freestyle Ausrufen hinreißen, und es endet mit einem Spagat des Bassisten.
Litauen
Monika Liu schaut in ihrem fließenden Pailettenkleid fischgleich gleitend aus und macht ihre Sache gewohnt souverän, auch wenn sie sich nach eigenen Worten ziemlich verloren auf der Bühne fühlt. Man versucht etwas visuell aufzupeppen mit einer Dopplung Monikas und einer runden Kamerafahrt. Litauen leidet allerdings massiv darunter, dass wegen der Technikprobleme kein LED-Spiel möglich sein wird (die große bewegliche Sonne kann nicht genutzt werden und bleibt daher für alle Länder statisch gleich, hieß es gestern offiziell). Da ist einfach ein dunkler Hintergrund mit ein paar dürftigen Scheinwerfereffekten. Das Lied bleibt dadurch einfach etwas klein und eindimensional. Das ist ein bisschen Carmen Nebel Show, mehr nicht. Schade, das Lied ist schön und sie eine gute Künstlerin!
Albanien, so hören wir, ist bereits durch und wurde nur nicht online gezeigt.
Schweiz
Der arme Marius steht vor dem ersten Durchlauf dermaßen gelangweilt da, dass das Handy rausgeholt wird und erstmal Selfies gemacht werden. Derweil sieht man hinten ein Motivbild, dass das Wegfallen der LEDs kompensieren soll. Man sieht übrigens auch schon die Postkarten, die eine Drohne aufgenommen hat. Marius darf sich mit Termoli vorstellen, einer Kleinstadt an der Ostküste des Stiefels. Er steht in seinem dunklen Outfit mit Lederjacke und merkwürdig knallgelb leuchtenden Haaren (und fahl geschminkt?) bisschen verloren da. Ein Spot von der Decke ist auf ihn gerichtet. Dann werden nicht nur auf den Boden, sondern auch in sein Gesicht Lichtherzen projiziert, und schließlich wabern Lichteffekte über die Wand, Tränen zur ersten Strophe, ein kleiner Junge mit Papierflieger, später leuchten Scheinwerfer wie Sterne. Marius streckt gern mal die Arme weit aus, schaut sonst aber textgerecht eher betrübt drein. Man versucht irgendwie alles rauszuholen, aber das wirkt noch nicht. Wird schwer fürchte ich.
Slowenien
Visuelles Kernelement bei der Schülerband Last Pizza Slice ist eine mannshohe Diskokugel in der Mitte und warme gelb-violett-weiße Farben auf dem Boden und der Sonne hinten (geht die nun doch?). Die aus der Bühne fließenden Wasserspiele leuchten golden. Klasse ist, wie der Drummer oben auf der Diskokugel zu thronen scheint – es ist natürlich ein Gestell dahinter. Ansonsten bekommen wir nichts Außergewöhnliches präsentiert, Choreographie erwartet man hier vergeblich, es ist einfach so wie bei der EMA. Die Kamerafahrten 360 Grad um die ganze Kugel herum sind spaßig und klappern alle Bandmitglieder ab. Ich mag diesen laid-back Beitrag ja sehr, aber es wird vermutlich sang- und klanglos (wie paradox) untergehen.