Peter Urban nimmt Abschied


peterurban196 v contentxl© Rolf Klatt / NDR Foto: Rolf Klatt

 

 

Peter Urban wird den ESC in diesem Jahr zum 25. Mal für das deutsche Publikum kommentieren – und nimmt zugleich mit dem Finale am 13. Mai Abschied von dieser Aufgabe. Der 74-jährige NDR Journalist, Radio- und TV-Moderator begleitet den größten Musikwettbewerb der Welt seit der Austragung 1997 in Dublin. 2013 verabschiedete sich Peter Urban offiziell in den Ruhestand, war aber weiterhin u. a. als Kommentator der beiden ESC-Halbfinale und des ESC-Finales tätig. Zu seinem Abschied vom ESC ehrt ihn das NDR Fernsehen am Abend vor dem Finale in Großbritannien, am 12. Mai, um 20.15 Uhr mit dem 90-minütigen Porträt „Lena, Stefan Raab und Co. – Peter Urbans 25 legendäre ESC Jahre“. Darin erinnert sich Peter Urban an seine größten und bewegendsten ESC-Momente – und daran, wie er diese Augenblicke, die vielfach im kollektiven Gedächtnis der Deutschen Eingang gefunden haben, damals erlebt hat und heute sieht.

 

Peter Urban: „Seit 1997 habe ich erlebt, wie stark der ESC an Bedeutung, Aktualität, Vielfalt und Qualität gewonnen hat, habe mich bemüht, den Wandel vom traditionellen Grand Prix zum weltweiten Top-Event der internationalen Musikszene den deutschen Zuschauern nahe zu bringen, mal informativ und sachlich, mal emotional und mit leiser oder lauterer Ironie. Ich hoffe, dass ich auch in den Jahren mit schwächeren deutschen Ergebnissen mit meinen Kommentaren mitgeholfen habe, das Interesse für diese faszinierende, einzigartige Veranstaltung, die in der Welt ihres Gleichen sucht, hochzuhalten. Ich bedanke mich für das Vertrauen und die langjährige Treue, es war mir eine Ehre und ein großes Vergnügen!“

 

Frank Beckmann, NDR Programmdirektor: „Ich bin ein großer Peter Urban-Fan und möchte ihm im Namen des ganzen NDR für sein herausragendes Engagement für den Eurovision Song Contest danken. Er kennt den Wettbewerb wie wohl kaum ein anderer. Seine Kommentare über die Beiträge sind aufschlussreich, kenntnisreich, trocken, auf den Punkt – und Kult. Ihm gelingt es, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und zugleich wohlwollend und respektvoll zu kommentieren. Seine Begleitung über eine ganze Generation hinweg hat den ESC geprägt. Wir werden ihn vermissen!“

 

Peter Urban, 1948 in Bramsche geboren, studierte in Hamburg Anglistik und Geschichte, bevor er 1977 promovierte. Sein Thema: die Texte der anglo-amerikanischen Populärmusik. Seine Dissertation erschien unter dem Titel „Rollende Worte – Die Poesie des Rock“. Beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg begann er schon während seines Studiums zu arbeiten. Als Autor und Moderator stand er ab 1974 bei „Musik für junge Leute“ oder auch für die legendäre Sendung „Der Club“ im NDR 2 Studio. Seit 1988 gehörte der im niedersächsischen Quakenbrück aufgewachsene Urban zur Musikredaktion der Popwelle. Bei NDR Info verantwortete er als Redakteur auch die Sendungen „Nachtclub“ und „Nightlounge“ und moderierte weiterhin Musik-Specials bei NDR 2.

 

Seit seinem Ruhestand 2013 ist er weiterhin auf NDR 2 (die „Peter Urban Show“) und mit seinem erfolgreichen Musik-Podcast „Urban Pop“ zu hören – und eben beim ESC. Am 14. April feiert Peter Urban seinen 75. Geburtstag. Im gleichen Monat erscheinen seine Memoiren - Erinnerungen an seinen Weg zur Musik, zum Radio und Fernsehen, an Erlebnisse wie den ersten Auftritt von Jimi Hendrix 1966, an spannende Zeiten als Musiker im Hamburger Onkel Pö, an seine Begegnungen mit Weltstars wie Bruce Springsteen, David Bowie, Elton John, Joni Mitchell oder Keith Richards und natürlich an die vielen Jahre beim größten Musikwettbewerb der Welt.

 

Peter Urbans persönliche ESC-Höhepunkte:

 

1998 Guildo Horn in Birmingham mit einem spektakulären Auftritt, der selbst im Mutterland moderner Popmusik für Aufsehen sorgte.

 

2000 in Stockholm – die dänischen Olsen-Brüder zeigten mit einem ehrlichen schönen Liebeslied, dass es keine Kostüme, Tänzer oder Feuerwerk braucht, um einen ESC Klassiker zu schaffen.

 

2003 in Riga – der überschäumende Jubel der türkischen Sängerin Sertab Erener und ihrer Freundinnen. Ihr ESC Sieg war auch ein Triumph über traditionelle Regeln.

 

2004 in Istanbul der stille, aber musikalisch brillante Auftritt Max Mutzkes und ein toller achter Platz.

 

2006 in Athen, der erste Sieg für Finnland und mit Lordi der erste Sieg einer Hardrock-Band.

 

2010 Lenas Triumph in Oslo und danach ein denkwürdiges Interview auf der internationalen ESC-Bühne mit der Siegerin.

 

2011 in Düsseldorf, eine grandiose Eröffnungsnummer mit einem trommelnden Stefan Raab, einer rockenden Anke Engelke und vierzig Lenas einschließlich der echten. Dann die sensationelle Rückkehr Italiens zum ESC mit dem jazzigen Raphael Gualazzi.

 

2012 in Baku, Loreens „Euphoria“, der perfekte ESC-Siegersong in Melodie, Groove, Performance und Dramatik.

 

2014 in Kopenhagen, neben Conchitas Triumph die intime spannende und coole Ausstrahlung der Common Linnets aus den Niederlanden.

 

2016 in Stockholm. In meiner Lieblings-Arena, dem Globen, der bewegende Auftritt von Jamala aus der Ukraine.

 

2017 in Kiew, der sensationelle und musikalisch faszinierend zarte Sieg des portugiesischen Jazzsängers Salvador Sobral.

 

2018 in Lissabon, ein großartiger vierter Platz für Michael Schultes berührenden Song und seine geniale Inszenierung, die auch BBC Kommentator Graham Norton stark beeindruckte.

 

2021 in Rotterdam, der Start der Weltkarriere der italienischen Rockband Måneskin und eine Top Ten, die die neue Vielfalt von ESC-Songs bezeugte.

 

Weitere Zitate von Peter Urban

 

Warum ist der ESC für Europa wichtig?

 

„Ursprünglich 1956 als völkerverbindende Maßnahme gegründet, damit sich die früher verfeindeten Nationen Europas auch auf dem Gebiet der musikalischen Unterhaltung näher kamen, wurde der ESC oder Grand Prix zum größten Fernsehmusikereignis der Welt, mit über 200 Millionen Zuschauern in über vierzig Ländern, und er kann auch in politisch schwierigen Zeiten immer noch ein wunderbares Beispiel für internationale Verständigung sein, bei Künstlern, Funktionären, Fans und exemplarisch auch unter meinen Kollegen, den Kommentatoren. Das harmonische Miteinander ist kein Klischee, der ESC steht für Offenheit, Toleranz, Verständnis und gegenseitigen Respekt.“

 

Was verbindest Du mit dem ESC?

 

„Ich liebe am ESC die Spannung, den Wettbewerb, das Drama, die Überraschungen, Vielfalt und Toleranz, das Verständnis vieler Nationen untereinander, die gemeinsame Erfahrung von Spaß, Emotionen, Frust oder Freude, das Zusammentreffen mit den befreundeten Kommentatoren und die gemeinsame Zeit mit unserem Team.“

 

Nicht dienstältester Kommentator

 

„Ich bin übrigens nicht der dienstälteste ESC-Kommentator, diese Krone gebührt dem Schweizer Jean-Marc Richard, der seit 1991 für das französischsprachige Radio und TV kommentiert.“