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ESC 2016: Deutschland


Nationale VE  
"Unser Song für Stockholm"

Datum 25. Februar 2016 
Ort Köln
Halle Brainpool TV-Studios
Moderation Barbara Schöneberger
TV-Sender NDR

 

 

VERTRETERIN FÜR DEUTSCHLAND

JAMIE-LEE

"GHOST"

  

Albanien© NDR Presse und Information / Fotoredaktion / Willi Weber (S2)

      

 

 


Der NDR hatte am 19.11.2015 bekannt gegeben, dass Xavier Naidoo direkt für den ESC 2016 als deutscher Vertreter nominiert wurde. In einer Vorenscheidung am 18.02.2016 sollte aus 6 Titeln lediglich noch per Televoting der ESC-Beitrag ausgewählt werden. Allerdings zog der NDR nach massiven Protesten Naidoo zurück. (Näheres dazu s.u.)

Es gab nun am 25. Februar 2016 eine Vorentscheidung mit 10 Kandidaten. Die Fernseh-Zuschauerinnen und -Zuschauer wählten ihren Favoriten in zwei Durchgängen. Im zweiten Durchlauf durften die drei Acts mit den meisten Stimmen ihren Song noch einmal singen. Als Pausenact traten The BossHoss feat. The Common Linnets auf mit ihrer Version von "Jolene".

Siegerin wurde Jamie-Lee Kriewitz mit dem Titel "Ghost". Der Titel wurde geschrieben von Anna Leyne, Thomas Burchia und Conrad Hensel.

 

Finale - 25. Februar 2016
Interpret*inTitelTelev.
%
Platz
1.
Ella Endlich
Adrenalin 41.172
5,34
 7.
2.
Joco
Full Moon 22.645
 2,93
 9.
3.
Gregorian
Masters Of Chant 69.874
 9,06
 5.
4.
Woods of Birnam
Lift Me Up (From The Underground) 12.332
1.63
 10.
5.
Luxuslärm
Solange Liebe in mir wohnt 42.576
 5,52
 6.
6.
Keøma
Protected 25.609
3,32
 8.
7.
Avantasia
Mystery Of A Blood Red Rose 124.845
16,19
 2.
8.
Alex Diehl
Nur ein Lied 124.268
 16,12
 3.
9.
Jamie-Lee Kriewitz
Ghost 221.846
28,78
 1.
10.
Laura Pinski
Under The Sun We Are One 85.642
11,11
 4.
Superfinale
Avantasia  Mystery Of A Blood Red Rose 241.573
21,58
 3.
Alex Diehl Nur ein Lied 380.293
33,94
 2.
Jamie-Lee Kriewitz  Ghost 498.293
44,48
1.

 

Die Vorentscheidung hatte eine Quote von 4,47 Millionen Zuschauern. Das ist die höchste Zuschauerzahl für einen deutschen ESC-Vorentscheid seit 2010 - dem Jahr, in dem Lena gewann. Der Marktanteillag bei 13,8 Prozent, auch das der beste Wert seit sechs Jahren. Von den 14- bis 49-Jährigen sahen im Schnitt 1,46 Millionen Zuschauer zu (Marktanteil: 12,3 Prozent). In der Spitze waren 5,85 Millionen dabei. 

© NDR/Universal Music/Michael Zargarinejad  

Jamie-Lee Kriewitz gewann mit ihrem eigenen Song "Ghost" den Wettbewerb "The Voice Of Germany 2015". Nach dem Finalsieg erreichte "Ghost" Platz 1 der iTunes-Downloadcharts und kam auf Platz 11 der Deutschen Musikcharts. Die 17-jährige Schülerin aus Hannover gehörte in der Showreihe zum Team Fanta (Michi Beck und Smudo), das sie auch weiter unterstützt. Derzeit ist sie mit den anderen Kandidaten der Finalshow von "The Voice Of Germany 2015" auf Deutschlandtour. Ihr Song für den deutschen Vorentscheid ist "Ghost".

Jamie-Lee Kriewitz: "Ich würde gerne Deutschland beim ESC vertreten! Für mich persönlich wäre es eine krasse Erfahrung, an die ich vor einem Jahr nicht mal im Traum gedacht hätte. Eine Manga-Voice aus Deutschland mit dem Support der Fanta4 im internationalen Wettbewerb - das wäre für mich der Hit!"

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von "Eurovision Song Contest 2016 - Unser Lied für Stockholm" wurden von Vertretern der jungen ARD-Radios (Aditya Sharma/Fritz, Andreas Zagelow/Sputnik), des NDR (Carola Conze/Thomas Schreiber), der Musiklabels (Tom Bohne/Universal Music, Nico Gössel-Hain/Sony Music, Steffen Müller/Warner Music) und Independents (Konrad von Löhneysen/Embassy of Music) sowie der Produktionsfirma Brainpool (Claudia Gliedt/Jörg Grabosch) ausgesucht. Kriterien waren vor allem das jeweilige Lied, dessen Erfolgschance in dem internationalen Wettbewerb und die Genrevielfalt. Zur Auswahl standen alle knapp 150 Vorschläge, die von ARD-Radios, Plattenlabels, Produzenten, Musikverlagen, Künstlermanagern sowie Künstlerinnen und Künstlern eingegangen waren. Für die Inszenierung der zehn ausgewählten Songs in der Show werden voraussichtlich Ideen aus verschiedenen Studiengängen an Film- und Kunsthochschulen aus Deutschland berücksichtigt, die derzeit noch an ihren Entwürfen arbeiten.

Thomas Schreiber, ARD-Unterhaltungskoordinator: "Die Bandbreite reicht vom Liedermacher mit Gitarre über Schlager bis zu Metal, von der Manga-Stimme über deutschen Pop bis zu einem jungen Indie-Duo - ich freue mich über die Vielfalt und Buntheit des deutschen ESC-Vorentscheides. Bei unseren intensiven Anhör- und Diskussionsrunden war uns wichtig, viele Genres abzubilden, aber auch, die internationalen Chancen der Titel sowie Gesang und Auftritt der Acts vor einem großen Publikum auf der Bühne in Köln und in Stockholm einzuschätzen. Ich danke allen sehr herzlich, die Songs für den ESC vorgeschlagen haben! Und bei manchen Künstlern, mit denen wir für den ESC 2016 aus unterschiedlichen Gründen nicht zusammengekommen sind, hoffe ich auf den ESC 2017."

Die übrigen Teilnehmer im Kurzporträt:

 

 © NDR/Oliver Zwack

Als spontane Reaktion auf die tragischen Ereignisse in Paris hat der bayerische Singer-/Songwriter Alex Diehl im November "Nur ein Lied" geschrieben, mit seiner Handykamera aufgenommen und auf Facebook hochgeladen. Stunden später hatte "Nur ein Lied" bereits mehr als eine Million Aufrufe. Mittlerweile sind es mehr als sieben Millionen, auch international sind Medien auf den Song aufmerksam geworden. Alex Diehl spielte u. a. bereits im Vorprogramm von Revolverheld, Andreas Gabalier und Laith Al-Deen.


Alex Diehl: "Beim ESC-Vorentscheid teilzunehmen bedeutet mir viel! Vor allem mit 'Nur ein Lied‘ ... da es ein Song ist, mit welchem ich meine Emotionen und Hoffnung für eine friedliche Welt und ein menschliches Miteinander ausdrücken möchte! Ich würde mich freuen, für Deutschland  nach Stockholm zu fahren mit der Botschaft: 'Wir sind Europäer, ein Teil dieser Welt und wir sind gegen Hass und Krieg!‘"

 

 

 

 

© NDR/Alex Kuehr

Avantasia ist ein Projekt des Fuldaer Sängers und Komponisten Tobias Sammet. Er bezeichnet den Stil seiner Band, bei der er mit vielen renommierten Musikern zusammenarbeitet, als "Bombastrock". Bisher hat Avantasia mehr als drei Millionen Alben verkauft und tausende Konzerte in mehr als vierzig Ländern auf dem gesamten Globus gegeben. Das letzte Album "The Mystery Of Time" lag in vielen Ländern der Welt auf einer vorderen Chart-Position, in Deutschland erreichte es Platz 2. Ende Januar erscheint das neue Album, die Rock-Oper "Ghostlights", mit dem Avantasia im direkten Anschluss auf Welttournee gehen wird. Avantasias Lied bei "Eurovision Song Contest 2016 - Unser Lied für Stockholm": "Mystery Of A Blood Red Rose".


Tobias Sammet: "Als Musiker hat man natürlich den Wunsch, seine Musik so vielen Menschen wie möglich zu präsentieren. Und obwohl ich denke, dass Kunst im Gegensatz zum Synchronschwimmen keine objektiv bewertbare olympische Disziplin sein kann, so bietet der ESC uns dennoch eine Chance, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, dass es diese in einigen Kreisen tot geglaubte Musikrichtung auch in Deutschland tatsächlich noch gibt. Darüber hinaus schaffen es beim ESC Musiker aus ganz Europa, für einen Augenblick die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Kunst und Musik zu ziehen. Alleine das ist ein außerordentlich guter Grund, anzutreten und zu zeigen, dass Deutschland nach wie vor für den Export guter handgemachter Rockmusik steht."

Ein Interview mit Tobias Sammet gibt es hier.

 

 

 

 

 © NDR/Felix M. Weber

Schlager-Pop-Sängerin Ella Endlich wurde in Weimar geboren und wuchs in Berlin auf. Unter dem Namen Junia hatte sie Ende der 90er-Jahre erste Chart-Erfolge. Sie studierte Schauspiel, Gesang und Musical und stand in Produktionen wie "Heidi", "Grease", "Les Misérables" und "Das Phantom der Oper" auf der Bühne, spielte zudem Theater. 2009 sang sie die Titelmelodie des Films "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" - der Song hielt sich über ein Jahr in den deutschen Charts und bekam 2012 Gold. In Kürze veröffentlicht sie ihr neues Album. Ihr Lied für Stockholm: "Adrenalin".


Ella Endlich: "Als Kind habe ich immer davon geträumt, mal zu dieser Kultveranstaltung zu dürfen. Jetzt steht fest, dass ich zum ESC-Vorentscheid eingeladen werde, was mich fast aus den Socken haut. Ich bin wirklich sprachlos und einfach unendlich gespannt auf das Event, die bombastischen Inszenierungen und natürlich das Publikum. Pures 'Adrenalin‘."

 

 

 

 

 

 © NDR/Christian Barz

Der Chor Gregorian entsprang der Idee des Hamburger Musikproduzenten Frank Peterson, gregorianische Musik mit moderner Unterhaltungsmusik zu mischen. Die bislang 15 CDs und 6 DVDs erzielten in 24 Ländern Gold- und Platin-Status. Das aktuelle Album "Masters Of Chant - The Final Chapter" stieg auf Platz 8 der Deutschen Album-Charts ein. Ab Februar geht die Gruppe auf eine viermonatige Welt-Tournee.


Frank Peterson: "Die Verschmelzung von gregorianischem Choral mit Hits der Pop- und Rock-Geschichte ist das Alleinstellungsmerkmal von Gregorian. Weltweit hat die in Hamburg produzierte Formation bislang rund zehn Millionen Tonträger verkauft. Über zweieinhalb Millionen Zuschauer von Europa bis Japan ließen sich von den spektakulären und opulent inszenierten Live-Auftritten des weltweit erfolgreichsten Chors begeistern. Gregorian, global zu Hause und mit 'Masters Of Chant‘ ein Kandidat für Stockholm."

© NDR/Sonymusic/Benedikt Schnermann

Joco, das sind die Hamburger Schwestern Cosima und Josepha. Das Indie-Pop-Duo ging im vergangenen Jahr für N-JOY, das junge Radioprogramm des NDR, beim New Music Award an den Start. Cosima und Josepha, die beide in den Niederlanden Musik studiert haben, mixen ihren Pop-Sound aus Klavier, Gitarren, Drums und Gesang. Ihr im vergangenen Jahr erschienenes Debut-Album "Horizon" haben Joco in den Abbey Road Studios in London aufgenommen. Produziert und gemischt hat der britische Grammy-Gewinner Steve Orchard (U2, Coldplay, Paul McCartney, Björk).


Joco: "Der ESC-Vorentscheid wird ein spannender Abend und wir freuen uns sehr, dabei zu sein! Wir lieben es, die eigene Musik mit Leuten zu teilen und wir können es kaum erwarten, unseren neuen Song 'Full Moon‘ vor diesem großen Publikum zu spielen!"

 

 

 

© NDR/Eduardo Pavez Goye

Eine Nacht in Köln war vor gut vier Jahren der Ursprung von Keøma, der gemeinsamen Band von Kat Frankie und Chris Klopfer. Sie kommt aus Sydney, lebt seit mehr als zehn Jahren in Berlin, hat mehrere Alben mit Folk-Chansons veröffentlicht und steht darüber hinaus bei verschiedenen Projekten als Sängerin auf der Bühne. Er ist ein Rockmusiker aus Köln, textet auf Deutsch und Englisch, spielte einige Zeit in der Band NIL und stand als Solokünstler u. a. mit Ben Kweller und The Low Anthem auf der Bühne. Gitarre, Bass, Synthies und Gesang bilden den Boden für Keomas Debüt-Album, das im Januar erscheint. Ihr Song: "Protected".


Keøma: "Wir machen den Sound für ein weltoffenes und modernes Deutschland. Mit unserem 'Night Drive Pop‘ made in Germany gewinnen wir den Vorentscheid und holen den ESC zurück nach Deutschland."

 

 

 

 

 

 

 

 

 © NDR/Claude Langlois

Die Düsseldorferin Laura Pinski singt, spielt Gitarre und Klavier und stand 2012 im Finale von "Das Supertalent". Der Song "Under The Sun We Are One", mit dem die 19-Jährige beim deutschen ESC-Vorentscheid teilnimmt, wurde von Ralph Siegel komponiert und produziert. Der Text stammt von John O´Flynn.


Laura Pinski: "Allein die Vorstellung, auf so einer großen Bühne zu singen und meine Leidenschaft mit so vielen Menschen teilen zu dürfen, ist unglaublich. Und vielleicht wird ja mit ein bisschen Glück mein lang ersehnter Traum wahr, einmal Deutschland beim Eurovision Song Contest zu vertreten."

 

 

 

 

 

 

 

© NDR/Ben Wolf/Universal

Die Pop-Rock-Band Luxuslärm aus Iserlohn kann u. a. bereits auf eine ECHO-Nominierung, den Radiopreis "1LIVE Krone", den vierten Platz bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest, diverse Gastauftritte in TV-Serien und mehr als 200.000 verkaufte Alben zurückblicken. Neben Sängerin Janine "Jini" Meyer stehen David Müller (Bass), Christian Besch (Keys), Freddy Hau (Gitarre) und Jan Zimmer (Drums) auf der Bühne. Im Frühjahr 2016 erscheint das fünfte Studioalbum "Fallen und Fliegen", danach geht es auf Deutschlandtour.


Jini: "Beim nationalen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2016 dabei zu sein ist der Wahnsinn. Wir werden mit 'Solange Liebe in mir wohnt‘ als unser Lied für Stockholm an den Start gehen und freuen uns drauf, diesen Song aus unserem neuen Album direkt einem Millionenpublikum vorstellen zu dürfen. Vorfreude pur. Es wäre eine Ehre, wenn die Zuschauer uns wählen und wir in Stockholm für Deutschland antreten dürften."

 

 

 

 © NDR/Schall und Schnabel

Woods Of Birnam ist die Pop-Band von Sänger und Schauspieler Christian Friedel (u. a. "Das weiße Band") und Musikern der Gruppe Polarkreis 18 (Ludwig Bauer, Klavier & Synthesizer; Christian Grochau, Schlagzeug; Philipp Makolies, Gitarre; Uwe Pasora, Bass) und wird von Sputnik, dem jungen Radioprogramm des MDR, ins Rennen geschickt. Ab 2012 begleitete Woods of Birnam am Staatsschauspiel Dresden live William Shakespeares Hamlet unter der Regie von Roger Vontobel, in der Friedel die Titelrolle spielte. 2014 veröffentlichte die Band ihr erstes Album, gefolgt von einer großen Tour. Ihr Song "I´ll Call Thee Hamlet" war Titellied des Til-Schweiger-Films "Honig im Kopf". Zurzeit arbeitet die Band an ihrem zweiten Album und an einer neuen Theaterproduktion am Staatsschauspiel Dresden.


Woods Of Birnam: "Zu unserer großen Überraschung haben wir die Chance, am Vorentscheid für den ESC teilzunehmen. Es freut uns sehr, mit unserem Song 'Lift Me Up (From The Underground)‘ neben Künstlern verschiedener Musiksparten antreten zu können. Ob wir den großen Sprung nach Stockholm schaffen, bleibt abzuwarten - aber die Möglichkeit, für uns als Dresdner Band ein anderes, positives und vor allem tolerantes und weltoffenes Zeichen in die Welt schicken zu dürfen, ehrt uns sehr. Wir sind gespannt!"


Unmittelbar nach Bekanntgabe der Entscheidung hagelte es massive Proteste sowohl in den sozialen Netzwerken als auch in der Presse, da Xavier Naidoo durch verschiedene politische Aussagen in der Vergangenheit (u.a. wegen einer Rede vor den rechtspopulistischen sog. Reichsbürgern am Tag der Deutschen Einheit 2014 vor dem Deutschen Reichstag, Äußerungen zum Status der Bundesrepublik Deutschland, eines als schwulenfeindlich interpretierbaren Songtextes sowie Vorwürfen, er sei Anhänger von Verschwörungstheorien u.ä.) aufgefallen war.

Aufgrund der Proteste zog der NDR dann die Nominierung Naidoos bereits am 21.11.2015 zurück.

Hier die offizielle Erklärung: Xavier Naidoo wird im kommenden Jahr nicht beim Eurovision Song Contest (ESC) in Stockholm für Deutschland singen. Der NDR hat am Sonnabend (21. November) seinen entsprechenden Vorschlag zurückgezogen.
Thomas Schreiber, ARD-Unterhaltungskoordinator und Leiter des Programmbereichs Fiktion und Unterhaltung im NDR: "Xavier Naidoo ist ein herausragender Sänger, der nach meiner Überzeugung weder Rassist noch homophob ist. Es war klar, dass er polarisiert, aber die Wucht der Reaktionen hat uns überrascht. Wir haben das falsch eingeschätzt. Der Eurovision Song Contest ist ein fröhliches Event, bei dem die Musik und die Völkerverständigung im Mittelpunkt stehen sollen. Dieser Charakter muss unbedingt erhalten bleiben. Die laufenden Diskussionen könnten dem ESC ernsthaft schaden. Aus diesem Grund wird Xavier Naidoo nicht für Deutschland starten. So schnell wie möglich werden wir entscheiden, wie der deutsche Beitrag für den ESC in Stockholm gefunden wird."

(NDR-Presse und Information)

In einem Interview auf N-Joy äußerte sich Thomas Schreiber dazu folgendermaßen:

Thomas Schreiber: Wir wussten, dass Xavier Naidoo polarisiert. Wir sind aber überrascht worden von der Heftigkeit der Reaktionen und möchten ihn jetzt einerseits zum Schutz von Xavier Naidoo, anderseits zum Schutz des Eurovision Song Contest aus der Schusslinie ziehen. Die Diskussionen, die es jetzt hier in Deutschland gegeben hat, die teilweise schon ins Ausland übergeschwappt sind, die hätten im nächsten halben Jahr nicht aufgehört, die wären weitergegangen, und das hätte alles andere überlagert und überlastet. Deswegen haben wir an dieser Stelle gesagt, dass wir die Nominierung von Xavier Naidoo zurückziehen.

Wer hat das denn am Ende entschieden?

Das haben wir hier im Norddeutschen Rundfunk gemeinsam entschieden.

Kann man sagen, dass der Druck von außen zu groß war?

Lassen Sie es mich so sagen: Es hat eine Form der emotionalen Ablehnung gegeben, bei der es sehr schwierig war, Fakten zu kommunizieren. Aus meiner festen Überzeugung heraus - und ich habe mich mit diesen Themen lange vorher intensiv beschäftigt - ist Xavier Naidoo weder ein Rassist noch homophob beispielsweise. Und es gibt genügend Schwule, die das sagen. Aber Sie kommen mit dieser Nachricht nicht mehr durch. Die Nachricht, dass im Ausland darüber berichtet wird, dass ein Sänger für Deutschland antritt, der antisemitisch sei - auch wenn er es nicht ist - das können Sie nicht mehr umdrehen. Und das hätte bis zu Xaviers Auftritt in Stockholm die gesamte Berichterstattung überlagert. Unser ursprünglicher Gedanke war ja ein anderer: Xavier sollte ja auf der Bühne stehen und für ein weltoffenes, tolerantes Deutschland sprechen. Es war ja nicht der Grund, warum er angetreten ist, aber es war ja ein schöner Nebeneffekt, dass mit Xavier Naidoo ein dunkelhäutiger Sänger für dieses tolerante Land auf der Bühne gestanden hätte, der von seinem Äußeren her nicht dem Klischee des blonden Deutschen entspricht, der aber von vielen Millionen Deutschen geliebt wird. Aber bei dieser Diskussion wird das Land sich nicht hinter ihm vereinen. Das ist ein Kampf, den man nicht gewinnen kann.

War das ein Stück weit absehbar? Zum Beispiel ging ja unter anderem sein Auftritt bei den sogenannten Reichsbürgern schon durch die Medien.

Ich habe ja gesagt, dass Xavier polarisiert, war uns klar. Die Intensität, die Heftigkeit, teilweise auch der Hass der Reaktionen, der hat uns in diesem Ausmaß überrascht.

Wie hat Xavier Naidoo denn auf die Absage reagiert?

Ich habe heute mit ihm nicht sprechen können, ich kann darüber nur spekulieren, was ich nicht möchte. Ich kann nur sagen, Xavier Naidoo hat bis zuletzt an seinem Entschluss, an unserer Vereinbarung, dass er antritt, festgehalten. Er wäre bereit gewesen anzutreten.

Wie wird ihm das jetzt schaden?

Das ist eine Frage, die ich jetzt noch nicht beantworten kann. Ich bin aber sicher, dass zum Beispiel viele Musiker, viele Freunde von Xavier Naidoo sich auch öffentlich hinter ihn stellen werden. Xavier Naidoo wird nicht alleine gelassen werden - das ist meine feste Überzeugung.

Wie wird es mit dem ESC weitergehen?

Das werde ich Ihnen dann sagen, wenn das Ergebnis feststeht. Aber natürlich habe ich schon erste Gespräche dazu geführt.