Malta, halt Dich fest! So macht man das!
Denn auch Portugal überrascht mit einer schönen runden Darstellung. Zunächst ist die gesamte erste Strophe mit Refrain in Schwarz/weiß übertragen, dann wechselt es in Blau/türkis und der letzte Teil dann ganz groß gezogen von der Deckenkamera, umrahmt von warmer gold/schwarzer Animation. Unaufgeregt, aber sehr schön. Leadsänger Pedro Tatanka macht sich auf zur kleinen Bühne vorn zu einem Gitarrensolo und letzten Close-Ups. Und da es in langsamer Folge immer etwas Neues zu entdecken gibt, kamen mir die drei Minuten zum erst Mal bei diesem Lied nicht lang vor und ich hätte gern noch weiter zugeschaut und -gehört. Könnte mir vorstellen, dass wir es hier mit dem berühmten Dark Horse zu tun haben, das niemand so richtig auf dem Zettel hatte.
Victorias Team setzt mit der Bühneninszenierung noch einen drauf. Victoria kauert in einer klaren Sternennacht auf einem Felsbrocken, der von Wasser umspült wird. Die warme Beleuchtung hat was von Lagerfeuer. Viel Naheinstellungen verleihen Intimität und man bekommt richtig Mitleid mit dem kleinen, einsamen Mädchen, das auch noch ein Foto besingt, das sie wohl mit ihrem Vater zeigt. Zum Ende hin steht sie auf, singt in die Weite hinaus und der eingespielte Chor verleiht der Szenerie einen Céline-auf-der-Titanic-Moment, der zwar kitschig, aber doch wirklich ergreifend ist. Benni wird mittlerweile sicher beseelt und mit Tränchen im Auge in seinem ICE-Abteil sitzen, das war ganz großes Kino. Marvin Dietmann hat damit wirklich erreicht, dass der eigentlich schwächere Song als 2020 nun doch eine richtig große Wirkung entfaltet. Mit den Billie-Eilish-Vibes aufgrund ihrer Stimme und dieser grandios tränentreibenden Optik wird sie auf ihrem Felsen nicht nur ins Finale segeln, sondern spielt jetzt tatsächlich gang ganz oben mit. Top 3 im Finale.