Noch immer wissen wir nicht, ob Joost Klein heute Abend im ESC-Finale auftreten darf. Ein solchen Vorgang ist in der langen ESC-Geschichte beispiellos und sorgt nun europaweit für Schlagzeilen. Und dabei kann man nicht behaupten, dass es bisher sehr ruhig im Blätterwald zuging. Allerdings verkommt der Wettbewerb zur kleinen Randnotiz inmitten der immer gleichen Berichte in den Medien über den Nahostkonflikt. Ironisch verzerrt wird dem Contest vorgeworfen, DOCH politisch zu sein, man hat es ja schon immer gewusst. Und wie sollte er es nicht sein, schließlich ist so gut wie alles in unserer Gesellschaft politisch. Und da fragen gestern selbst seriöse Zeitungen in Deutschland, ob dies der letzte ESC seiner Art ist, was man eher von Boulevardblättern erwarten würde. Dabei ist es den Schreiberlingen völlig einerlei, wie verbindend dieser Contest seit Jahrzehnten ist. Positive Aspekte polarisieren ja auch nicht so schön wie Skandale und Weltuntergangsszenarien. Da ist wieder despektierlich die Rede von den „Schlagerfans“ der „Gaga-Glitzer-Veranstaltung“, ohne sich auch nur eine Sekunde mit dem zu befassen, um was es hier heute geht – der Musik. Da generiert eine Greta Thunberg auf einer Pro-Palästina-Demi auf dem Rathausplatz von Malmö mehr Klickzahlen.
Als gestern der Produktionsleiter wenige Minuten vor Beginn der Juryprobe dem Publikum mitteilte, dass Joost Klein nicht live auf der Bühne stehen werde, sondern nur der Clip vom Donnerstag abgespielt würde, kam es zu heftigen Reaktionen im Publikum. Direkt nach den Niederlanden muss sich dann Eden aus Israel der Meute stellen und wird auch massiv ausgebuht. Scheinbar werfen nun auch einige der israelischen Delegation vor, dass sie irgendwie schuld sind, dass Joost die Disqualifikation droht. Dabei gibt es nichts als Gerüchte, die man nicht auch noch weiterverbreiten sollte. Fakt ist aber, dass sich Joost auf der Pressekonferenz am Donnerstag unterirdisch verhalten hat. Mehrmals störte er durch Zwischenrufe die Konferenz, zog sich eine Fahne über den Kopf und wirkte völlig drüber. Mir kam nicht gleich in den Sinn, dass er sich von dem direkt neben ihm platzierten Team aus Israel mit der Fahne abgrenzen wollte, da er völlig überdreht wirkte. Als Eden gefragt wurde, ob Israel nicht die Sicherheit aller hier vor Ort gefährde, meinte ihr Head of Delegation, dass sie diese Frage nicht beantworten müsse. Daraufhin meinte Joost: „Warum nicht?“. Eden hat dennoch die Frage souverän beantwortet. Auch auf die Frage, ob er zu dem Motto „United by Music“ steht, sagte er nach einigen Sekunden: „Das muss die EBU beantworten“. Zum Fototermin an Fotowand erschien er gar nicht mehr. Solch Unflätigkeit wird nun sicher nicht dazu geführt haben, dass die EBU alle Proben für ihn ausgesetzt hat und sich seit letzter Nacht auch die Politik in den Niederlanden mit der Causa Klein befassen muss, wie der „Telegraaf“ berichtet. Stand 11.00 Uhr liegt noch kein neues Statement der EBU vor.
Hoffen wir, dass wir trotz all dieser wirklich unschönen Rahmenbedingungen einen friedlichen und fairen Wettbewerb heute erleben werden.