Buongiorno aus Torino. Heute mal ohne Regen, sogar ein Stück blauer Himmel war vorhin zu erhaschen. Einen kleinen Schockmoment gab es gestern noch während meiner Fahrt mit der Tram von der Halle ins Hotel, als ein Auto zu weit auf den Schienen stand und die Straßenbahn nicht mehr bremsen konnte. Es folgte ein großer Krach und eine Seite des Autos war kaum noch vorhanden, aber es fuhr noch. Nun folgte aber das Erstaunliche, denn die beiden Fahrer tauschten nur kurz Nummern aus und fuhren dann weiter, ohne Polizei. Offenbar die italienischen Momente. Entspannter klang dann aber der Abend aus, den ich mit Vizepräsidenten Benni und einem wundervollen Abendessen verbrachte. Inzwischen ist die Stadt schon hübsch geschmückt und an zahlreichen Bussen, Bahnen oder Gebäuden findet sich das ESC-Logo.
Nun stehen gleich die zweiten Proben der Big five auf dem Programm, die der Presse ja das erste Mal in voller Länge gezeigt werden. Noch ist das Pressezentrum ziemlich leer, mal sehen, ob sich das heute noch ändert. In diesem Jahr zählen ja einige der fürs Finale gesetzten Länder zum erweiterten Favoritenkreis. Können sie die Erwartungen erfüllen? Und wie schlägt sich Malik? Bis zum Mittag werden wir mehr wissen.
Was für ein steiniger Weg bis ins Presszentrum des ESC 2022. Nachdem sehr kurzfristig doch noch eine Zusage für eine Akkreditierung vor Ort kam, habe ich schnell meinen Flug umgebucht und bin gestern rasch angereist. Direkt vom Bahnhof wollte ich mich dann akkreditieren lassen. Allerdings teilte man mir mit, dass es ein größeres Problem gäbe und ich bitte nochmal einen Antrag stellen solle und der EBU schreiben. Nachdem ich dann minütlich den Status in der EBU-App aktualisiert habe, kam dann um 15.20 die endgültige Zusage, woraufhin ich wieselflink in ein Taxi sprang und in die Arena fuhr. Übrigens mit einem sehr lustigen und gut informierten Taxifahrer, dem der Stolz, dass der ESC in Turin stattfindet, ins Gesicht geschrieben stand. Gelandet bin ich gestern in Mailand, wo sich am Flughafen und am Bahnhof ebenfalls große Werbebanner zum ESC finden.
Nun ging die Akkreditierung recht schnell, allerdings wurde es dann ziemlich abenteuerlich und auch umständlich, als es um den Corona-Test ging. Auf sehr verschlungenen Wegen mit schwer durchschaubaren Absperrungen wird man zum Testzentrum eher fehl als geleitet. Auch in Italien scheint es mit der Digitalisierung nicht so gut bestellt, denn man füllt ganz oldschool ein Formular aus. Interessant auch, dass man schon vor dem Ergebnis ins Gelände kommt. Wie der Test ausging? Keine Ahnung.
Viel wurde schon geschrieben und diskutiert, dass in diesem Jahr alles anders und schwieriger ist. Da trifft die Pandemie auf ein generell neues Konzept der EBU. Keine gute Melange. Insgesamt wirkt das geräumige Presszentrum sehr leer, was auch für den Saal der Pressekonferenzen gilt, zumindest ein Stimmungskiller, denn diese sehr eigenen Konferenzen lebten ja vom Hofieren der Sängerinnen und Sänger durch die Bubble.
Sehen konnte ich heute nur noch einen Durchlauf Tschechiens, der mich stimmlich eher erschreckte.
Nachdem ich versehentlich an einer verschlossenen Tür rüttelte, von der ich annahm, sie führt in den Raum der Pressekonferenzen, gelangte ich doch noch zu Cornelia Jacobs PK. Ich habe die Probe von Schweden leider nicht gesehen, aber Cornelia und ihr Team schienen sehr unzufrieden. Charmant, aber sehr bestimmt wurde die Technik und der Ablauf hier vor Ort kritisiert. Eine Frage traf genau den Nerv, nämlich, ob es nicht frustrierend sei, sich so lange und gut vorbereitet zu haben, und dann hapert es hier an der Ausführung. Sie antwortete mit einem „Namasté“.
Morgen kann ich dann live von den Proben der Big five berichten und hoffentlich auch von den Reaktionen hier im Pressezentrum. Jetzt werde ich mich wieder in den Turiner Dauerregen begeben. Buona serata!
So, da bin ich auch nochmal. Das ist der Nachteil, wenn man zuhause bleiben muss. Es kommen immer mal wieder Dinge des Alltags dazwischen, die einen davon abhalten, Proben zu schauen. Deshalb habe ich Montenegro, Belgien und Schweden nicht sehen können. Bei meiner Rückkehr habe ich dann nur noch die schiefen Töne bei Tschechien mitbekommen.
Bei Schweden habe ich offensichtlich nicht viel verpasst. Dabei ist das meine Nummer eins! In der gerade laufenden Pressekonferenz wurde Cornelia natürlich auch danach gefragt, wie sie sich fühle, wenn in der letzten Einzelprobe alles schief laufe? Sie bemühte sich, Fassung zu bewahren und meinte nur, sie sei überzeugt, dass alle Verantwortlichen ihr Bestes geben würden, damit es beim nächsten Mal klappt. Sie wird nach dem ukrainischen Beitrag gefragt. Sie liebt ihn wie so viele andere ukrainische Beiträge vorher. "Shum" mit dem sich steigernden Tempo habe sie so begeistert, dass sie vorgeschlagen habe, auch eine Temposteigerung einzubauen.
Die Tschechen haben eigentlich einen ganz guten Stand gehabt bisher in einigen Fanvotings, allerdings auf Basis der Audioversion von Platte. Live war das teilweise (zumindest in London und Amsterdam) nicht so überzeugend. Überrascht hat mich heute, dass die hohen Noten besser saßen als die Strophen. In den unteren Regionen schien sie durchweg Probleme zu haben, genau die Töne zu treffen. Fun Fact: Bei den Refrains zerspringen die antiken Statuen in den Hintergrundgraphiken bei den hohen langen Tönen. Was antike Statuen aber hier überhaupt zu suchen haben, hat sich mir nicht erschlossen.
Das Ganze ist zunächst schwarz-violett, ziemlich düster und fahl (sie wirkt auch völlig bleich in dem Licht), wechselt dann aber unvermittelt in Blitzlichtgewitter und in Totalen. Eher anstrengend und durch die Kühlheit der Farben auch unzugänglich und abweisend. Ich weiß nicht, irgendwie passt das alles nicht zueinander, für mich verliert es durch diese konkrete Umsetzung auf der Bühne an Strahlkraft. Sicher, man kann darüber hinwegsehen, wenn einem die Eingängigkeit des Titels einfach Spaß macht. Aber das dauernde halber-Ton-neben-der-Spur in den Strophen ist schon echt auffällig. Gern wieder auf Spotify, auf der Bühne für mich eher nicht so.
Cornelia gehört sicher schon zu den alten bühnenerfahrenen Hasen in diesem Contest, liegen ihre ersten Mello-Teilnahmen ja doch schon eine Dekade zurück. Daher kann sie die überraschend lange Wartezeit auf ihren ersten Einsatz wegen technical disorder bestimmt ganz gut verkraften. Anscheinend kam von der Musik nichts in ihrem In-ear an. Auch der erste Take erfordert weiter Detaildiskussionen um Einsätze. Den zweiten muss sie dann erneut abbrechen, es scheint echt richtig zu hängen bei diesem Beitrag. Sie wirkt doch ziemlich genervt, und so singt sie den dritten und letzten (technisch problemlosen) Durchgang sehr lieblos und betont unverbindlich durch. Der Reflektor bleibt die meiste Zeit hellgrün angestrahlt, zum Ende hin rot. Choreo also wie erwartet.
Das wirkt alles gehudelt und ohne irgendeinen Siegeswillen, sie schlendert lustlos an ihrem Reflektor vorbei, verpasst Kameraeinsätze und hat wohl noch wenig Lust heute. Sie singt noch kratziger und hingerotzter als sonst (gehört ja teilweise zum Vortrag, ich weiß, aber trotzdem). Mag den technischen Schwierigkeiten geschuldet sein, aber zumindest am Schluss hätte sie sich auch mal zusammenreißen können. Heute schaut das definitiv nicht wie ein Siegeskandidat aus.
Der belgische Song will ja moderner sein als er eigentlich ist, das hat was von One Republic’s Apologise, und das ist ja nun auch schon über 10 Jahre her. Mag es gar nicht. Aber kommen wir zur Bühne. Es beginnt auch hier dunkelblau-düster (Ist der Lichttechniker eingeschlafen heute? Oder hat er frei?), wechselt dann aber in die belgischen Farben (gelbes Wasser, rötlicher Hintergrund) und endet in einem weiß überzogenen Loic-Nottet-Licht. Die Gruppenposen mit den Tänzern sind originell und schauen gut aus. Der Rest spult sich irgendwie so ab, das Stop-and-Go der Melodie überträgt sich auch in abgehackte Kameraschnitte, das will bei mir gar nicht zünden. Schade, hätte ihm ein deutlich besseres Lied gewünscht für den ersten Riesenauftritt seiner Karriere. Ansonsten irritiert mich auch noch die etwas rausgewachsene Frisur.
Ihr seht schon, bei Belgien bin ich dieses Jahr der falsche Ansprechpartner. Turin hat diesen Beitrag nicht besser gemacht. Was meinen die anderen?
Und das tatsächlich im positiven Sinne. Das ist mir zwar schon wieder alles zu dunkelblau-schwarz – aber: Vladana verzichtet schon mal auf was komplett Kunterbuntes, Megaextravagantes, stattdessen ein blaues Kleid mit einer kreisrunden, mit LEDs durchzogenen Applikation am Rücken, die wie riesige Libellenflügel textiert ist (nur eben kreisrund). Deutlich dezenter, als das was sie bei so manchem Promo-Event gezeigt hat. Das schimmert wie ein kleiner privater Sternenhimmel.
Sie singt richtig gut vom Start weg, bleibt den ganzen Vortrag am selben Fleck stehen und die Close-Ups sind richtig geschmackvoll. Die Bridge singt sie auf Italienisch. Mir gefällt es deutlich besser als Nordmazedonien, was ja bühnenmäßig ähnlich angelegt ist. Guter Beitrag für Montenegro, wird aber vermutlich das Televotingpublikum nicht so richtig erreichen. Dafür ist es eventuell doch etwas zu unspektakulär.
Bei Polen fliegt zu Anfang die Kamera nicht nur über den Bühnenwasserfall, sondern man hört die Bäche auch laut und deutlich hinunterplätschern, netter Effekt. Ochman im strengen Sakko in einer doch sehr, sehr düsteren dunkelblau-schwarzen Bühnenstimmung. Zur Mitte hin tanzen finstere Waldschrate um ihn herum, wovon er sich nicht beirren lässt. Er singt es natürlich toll, nur ob man ihm wirklich nachts da unten begegnen will, ich weiß nicht. Das ist schon alles echt düster und unheimlich.
Viel proben muss er persönlich nicht, das sitzt und passt und packt einen richtig. Die Kameras müssen noch ein wenig aufeinander abgestimmt werden, sonst ist das im Prinzip fertig und gut so. Interessant ist das Ziehen in die Totale und wieder zurück, das von Blitzen gesäumt wird und wobei die Kamera (vermutlich gewollt) auf und ab wackelt. Es endet in Gruppenpose mit Waldwesen und Plätschern aus dem Off. Ich muss nur mal das Licht in der Wohnküche hier anmachen. Turin ist trüb und grau, und die polnische Stimmung zieht einen noch weiter runter. Landet im Finale, und dort in der linken Hälfte.
Wasser steht im Vordergrund Bei Polens "River". Der Fluss wird besungen, der Wasserfall rauscht, Regen läuft über den TV-Schirm, dann tanzen düstere Gestalten um Ochman herum. Das ist durchaus atmosphärisch. Trotzdem erreicht es mich nicht, weder optisch noch musikalisch.
So, wir sind zurück aus der Mittagspause, alles etwas im Verzug hier. Der rumänische Beitrag war mir bisschen zu drüber bisher, und die bisherigen Auftritte versprühten auch eher einen unnahbaren Charme. Und nun? Hola mi bébébé… möchte man ausrufen, was für eine Verwandlung. Das Quintett hat wohl ein Lächelkurs absolviert in der Zwischenzeit, hier wird um die Wette gestrahlt, die Klamotten haben mehr Stil und dadurch wirkt der ganze Vortrag professioneller und sowas auf den Punkt. Echt gut!
Es sieht jetzt zwar wie ein Torero aus mit seiner blutroten Rüschenbluse (aber gut), aber gegen Ende verschwindet sie. Die beiden Tanzpärchen machen ihre Sache prächtig, der Wechsel von Totalen und näheren Einstellungen gerade bei den Gruppenposen ist schon sehr gut abgestimmt, es macht jetzt alles richtig Sinn und die fünf laden ein zum Tanzen, da kann man nicht mehr stillsitzen. Für mich ein echter Satz nach vorn für Rumänien!
Auch wenn wir dieses Jahr nicht alle live vor Ort dabei sein können: Hier berichtet das ECG-Team von den Proben, Pressekonferenzen und anderen Ereignissen. Diese Berichte sind natürlich rein subjektiv und sollen nicht in erster Linie eine detailgenaue Beschreibung der Proben liefern - diese kann man ja in verschiedenen Portalen teilweise sogar live verfolgen - sondern einen ganz persönlichen Eindruck darstellen.
Benni | DJ Ohrmeister | |
Michael | Stephan | |
Benni | Michael | Stephan |
Maggie | Rainer | |
Ein Hinweis in eigener Sache: In diesem Jahr gibt es leider erhebliche Einschränkungen, was das Anschauen der Proben betrifft. Einzelproben finden „im Geheimen“ statt und werden lediglich auf TikTok in kurzen Clips gezeigt. Individuelle Pressekonferenzen mit den einzelnen Künstler*innen wurden komplett gestrichen. Auch wir sind mit dieser Entwicklung verständlicherweise überhaupt nicht glücklich. Normalerweise würden wir an dieser Stelle jetzt von den Einzelproben berichten. Aber wir sehen keinen Sinn darin, anhand von kurzen TikTok-Schnipseln, die jeder sich selbst ansehen kann, eine fundierte Beschreibung der einzelnen Performances abzugeben. Für diejenigen, die nicht lange suchen möchten, werden wir aber Fotos der Einzelproben und die offiziellen TikTok-Videos an den einzelnen Probentagen hier posten, entweder immer mal zwischendurch oder aber am Ende des jeweiligen Probentages.. |
Benni | Michael | Stephan |
Maggie | ||
Ein Hinweis in eigener Sache: In diesem Jahr gibt es leider erhebliche Einschränkungen, was das Anschauen der Proben betrifft. Einzelproben finden „im Geheimen“ statt und werden lediglich auf TikTok in kurzen Clips gezeigt. Individuelle Pressekonferenzen mit den einzelnen Künstler*innen wurden komplett gestrichen. Auch wir sind mit dieser Entwicklung verständlicherweise überhaupt nicht glücklich. Normalerweise würden wir an dieser Stelle jetzt von den Einzelproben berichten. Aber wir sehen keinen Sinn darin, anhand von kurzen TikTok-Schnipseln, die jeder sich selbst ansehen kann, eine fundierte Beschreibung der einzelnen Performances abzugeben. Für diejenigen, die nicht lange suchen möchten, werden wir aber Fotos der Einzelproben und die offiziellen TikTok-Videos an den einzelnen Probentagen hier posten, entweder immer mal zwischendurch oder aber am Ende des jeweiligen Probentages.. |
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