Eden steht bei dieser Tanznummer natürlich nicht Alene auf der Bühne, sondern hat fünf schmucke Jungs um sich geschart. Im Gegensatz zu den anderen Dance-Tracks hat diese hier mit ihrem R&B-Einschlag wohl die meiste Nähe zu charttauglicher Ware aus dem Nicht-ESC-Kosmos (gibt’s da draußen überhaupt noch einen Kosmos? Bin grad in der Bubble). Übertrieben originell ist das natürlich auch nicht, aber es kommt doch etwas weniger retortenhaft rüber als die Damen aus Zypern, Kroatien, und sicherlich auch San Marino oder Moldawien demnächst. Irgendwie hat das mehr Schmiss. Die superhohen Töne am Schluss kann man machen (muss man aber nicht), aber insgesamt ordentliche Gesangsleistung trotz Gezappel. Mag das sehr.
Ich bilde dann mal den Kontrapunkt zu Markus. Ich habe in diesem Jahr zugegebenermaßen noch nicht so viele Pressekonferenzen verfolgt - und die von Albina wird mir nun auch nicht wirklich in Erinnerung bleiben. Die Drittplatzierte der letztjährigen Voice-Staffel kam in einem kapriziösen Mantel in Rosa auf die Bühne, der sich für meine Begriffe eher für eine Nordpolexpedition eignen würde. Aber was weiß ich schon an Mode?!? Und in Rotterdam ist das Wetter ja gerade auch eher "määääh", wie sie selbst sagte.
Es wurde dann fleißig weiter an der Oberfläche gekratzt und Standardphrasen gedroschen. Selbstverständlich habe sie schon als kleines Mädchen davon geträumt. Sie kenne jeden Song. Selbstverständlich steht das Erlebnis im Vordergrund und nicht ein gutes Ergebnis. Allerdings habe sie bei ihrer Performance, mit der sie sehr zufrieden war, das Gefühl, sie könne wesentlich mehr erreichen, als nur einen Platz im Finale am Samstagabend.
Albina war im Gespräch sehr von sich selbst überzeugt. So ging es unter anderem um ihre herausragend zum Outfit passende "Bodyline", ihr Charisma und ihren Eyeliner. Genau die Themen, die interessieren... Und dann wurde noch ihr All-Time-Favourite "Euphoria" - was sonst - als Ständchen angestimmt. Oje, ich fürchte, ich habe bei der Länderauswahl für die große TOM im Spätsommer danebengegriffen. Dann doch lieber hochtrabende Gespräche über Weltfrieden...
Albina ist sehr zufrieden mit der Probe. Meine Mutmaßungen aus der Probenbeschreibung rückt sie dann etwas zurecht: Sie benutzen die große Bühne überhaupt nicht, sondern beginnen auf dem Podium auf dem Catwalk. Das sei etwas schwierig, da es zu Beginn recht dunkel ist. Später nutzen sie noch die kleinere Bühne im Vordergrund. Tatsächlich bezeichnet sie das auch als "Trick", die große Bühne gar nicht zu bespielen, mit dem sie sehr glücklich sei.
Die Erfahrungen, die sie bei "The Voice" gemacht hatte, seien doch sehr verschieden zu denen hier in Rotterdam beim ESC. Aber eigentlich sei sie nicht wirklich eine wettbewerbsorientierte Person. Sie lobt, wie sauber und organisiert alles sei, und all die freundlichen Menschen...
Zu ihrem Outfit: Es sollte auf ihren Character und Charisma fokussiert sein. Das Weibliche solle betont werden. Sehr feminin. Das finde ich ja mal erfrischend anders! Keine Message dahinter, es soll einfach nur gut aussehen. Das macht mir den Titel noch sympathischer und ich wiederhole mich gern: Stimmig, billig, will ich!
Na, bei den günstigen Tanznummern hat Albina zumindest in der Live-Version die Nase nicht so wirklich vorn. Die stimmlichen Schnitzer sind leider doch immer wieder schmerzvoll, obwohl die Melodie gefühlt zu 80% aus nur zwei Noten besteht, zwischen denen sie immer hin- und herhüpft. Ein leichtes Kreischen wie Stephan höre ich da nicht, eher völlig versemmelte hohe Töne mit verheerender Strahlkraft… Außerdem ist die Nummer natürlich extrem unoriginell. Das sind so die Momente, wo man sich doch wieder wünscht, weniger Länder würden sich dieser austauschbaren, gleichförmigen Pop-Suppe hingeben und mehr Motive aus der eigenen Kultur mit einbauen (allerdings hätte ich ohne die Pop-Suppe auch weniger zu spielen im EuroClub). Die Nummer ist ziemlich Plastik, alles in dumpfem blau/violett gehalten und futuristisch angelegt. Live zieht mich das so gar nicht, aber von Platte natürlich ein vitaler Beitrag für den DJ.
Belgien ist eine wahre Wohltat. Richtige normale Musiker und eine etwas verlebte Frontfrau spielen richtige handgemachte Musik. Eigentlich fand ich den Song bisher eher etwas mau, aber hier in dem Startumfeld gewinnt das für mich persönlich deutlich. Natürlich wird das Lied an sich dadurch nicht fesselnder, aber es ist stimmig und passt zur Geschichte des angeprangerten One-Night-Stands, und eine Gesichtsanimation oberhalb der Bühne verleiht dem ganzen noch einen leichten Hauch alter Filmklassiker. War dann wohl doch ein bisschen zuviel Tick-Tock-Teufel vorhin…
Beim norwegischen Meet&Greet gab es wieder einige "Video Player is loading..."-Probleme. Hier, was ich an Infos mitnehmen konnte.
TIX fand es heute etwas beängstigend, vor allem muss er sich noch an die technischen Gegebenheiten gewöhnen. Außerdem war es noch recht früh. Eurovision sei doch eigentlich abends. Er erzählt die Geschichte, wie er zu seinen Namen gekommen ist. Wegen seines Tourette-Syndroms wurde er früher mit dem Namen Ticks gehänselt. Was er zu Leuten sagen würde, die ihn in seiner Kindheit schikaniert haben? "It's ok". Seine Botschaft sei auch: Niemand ist perfekt. Beim ESC ginge es um Diversity.
Es bedeute ihm sehr viel Norwegen vertreten zu dürfen. Er hätte niemals damit gerechnet. In "Falling Angel" gehe es um jemanden, der schwere Zeiten durchgemacht hat, aber immer noch viel Energie in sich trage. Jemand, der schon im Himmel sein müsste, aber die Dämonen halten ihn zurück. Auf die immergleiche Frage nach seinem verrücktesten Outfit, meinte TIX: nackt!
Welch ein Kontrast: Kroatien und danach Belgien. Bonjour Tristesse, kann ich da nur sagen: Dunkle Bühne, sie trägt ein schwarzes Glitzerkleidchen mit hohen Glitzerstiefeln, das ist aber auch das Einzige, was bei dem Auftritt glitzert. Das deprimiert mich total! Wie gut, dass heute die Sonne scheint! Ich muss gestehen, mich wird es später mal zu einem Kaffeetrinken auf die Terrasse ziehen.
Belgien liefert einen stilvollen Kontrapunkt zu den bunten Auftritten dieses Vormit… huch, da war ich kurz eingenickt.
Ja, der Beitrag ist ganz gut umgesetzt – alles in Schwarz, Sängerin in Minikleid mit hohen Stiefeln, schrabbelnde Musiker um sie rum. Ihr leidendes Gesicht im Hintergrund könnte auch aus einem Horrorfilm stammen. Spätestens bei diesem nöligen Refrain steige ich aus.
Ein klein wenig hatte ich noch auf einen Common-Linnet-Moment gehofft, aber der blieb völlig aus, sodass sich an meiner verhaltenen Meinung zu Belgien nichts geändert hat. Nach diesem Deprisong muss ich dringend kurz in die Sonne.
Die Inszenierung generischer Popsongs ist begrenzt, und so bietet der Auftritt Albinas doch einige Parallelen zu dem Elenas aus Zypern, nur die vier Teufelinnen mussten vier Burschen weichen. Auch das Outfit eines Revue-Girls hat Ähnlichkeiten mit Elenas Glitzerteilchen. Hörbar zu kämpfen hatte sie allerdings bei einigen hohen Passagen, die eher in ein leichtes Kreischen übergingen. Früher nannte man sowas einen hysterischen Harmoniegesang. Optisch verfünffacht sich Albina, einen Effekt, den wir noch von Sergej Lazarev aus dem Jahr 2019 kennen. Durch das obligatorische Schütteln ihrer Haarpracht macht diese technische Spielerei schon einiges her. Schön, dass sie bei der kroatischen Passage bleibt, die sie nach meinem Geschmack auch hätte ausbauen können.
Alles in allem aber eine Verbesserung zu ihrem Auftritt bei der Vorentscheidung.
Clever gemacht! Es ist etwas schwierig zu erkennen - diese "PROHIBITED FILMING THE SCREEN"-Einblendung ist doch sehr störend. Vielleicht sehen wir auf den offiziellen eurovision.tv-Bildern später mehr. Aber wenn ich das richtig gesehen habe, hat man die Hauptbühne optisch verkleinert, indem die halbtransparente LED, die bei Slowenien quer in der Hallenmitte hing, als Hintergrund auf der Hauptbühne platziert wurde. Zudem bewegt sich Albina mit ihren vier Tänzern zu Beginn auf einem länglichen, schwarzen Podium. Insgesamt hat sie dadurch weniger Platz, aber der Auftritt wirkt kompakter, sie verlieren sich nicht auf der Bühne. Später nutzen sie den Catwalk und die kleine Bühne weiter vorn. Ich mag den leichten Popsong ja sehr, macht gute Laune und man kann mitsummen.
Leichte 3 Minutenkost. Stimmig, billig, will ich!
Ich muss gestehen, dass TIX es bei mir schwer hat, da ich noch immer nicht darüber hinweg bin, dass er KEiiNO in der Vorentscheidung geschlagen hat, wofür er natürlich nichts kann. Nach einer sehr emotionalen Dokumentation des norwegischen Fernsehens über ihn bin ich aber inzwischen etwas geläutert.
Wenig überraschend, dass der Auftritt aus dem Melodi Grand Prix in Norwegen übernommen wird. Für mich passt das zwar nicht zum Song, aber ohne Flügel und dem ganzen Brimborium bliebe von diesem Beitrag nicht viel hängen. Wenn man die Geschichte des Sängers kennt, dann erschließen sich auch Sonnenbrille und Stirnband, aber kann der gemeine Zuschauer damit etwas anfangen?
Eine Boygroup aus den 90er Jahren hätte diesen Song sicherlich gern zur Abrundung ihres Albums aufgenommen.
TIX zeigte bei der Probe wenig Elan, was aber beim Semifinale anders sein wird. Dennoch lässt mich diese Probe etwas ratlos zurück, es hat mich einfach nicht erreicht.
Auch wenn wir dieses Jahr nicht alle live vor Ort dabei sein können: Hier berichtet das ECG-Team von den Proben, Pressekonferenzen und anderen Ereignissen. Diese Berichte sind natürlich rein subjektiv und sollen nicht in erster Linie eine detailgenaue Beschreibung der Proben liefern - diese kann man ja in verschiedenen Portalen teilweise sogar live verfolgen - sondern einen ganz persönlichen Eindruck darstellen.
Benni | DJ Ohrmeister | Markus |
Michael | Stephan | |
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