Mir hat mal ein Bloggerkollege (Hi Benni) geraten, nicht zu früh den Stab über Künstler zu brechen, wenn man sich noch in der frühen Phase der Proben befindet. Und ja, da war ich am Samstag mit meiner Kritik an Lesley und ihrem Staging wohl etwas zu voreilig. Ihr Konzept erschließt sich nun wesentlich besser und hebt sich auch angenehm von anderen Acts ab. Papierwald, Meer und Daumenkino werden charmant eingesetzt. Lesley hat auch fleißig geübt, denn stimmlich war es viel erträglicher, wenn auch noch nicht perfekt. Einzig die Entzauberung der Requisiten auf der Bühne finde ich von der Kamera etwas lieblos eingefangen.

© EBU / Andres Putting

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Wenn Vasils Song nur ein bisschen Struktur hätte, wäre ich wahrscheinlich hin und weg - er hat mich plötzlich erreicht :-) Möglicherweise liegt es auch daran, dass ich auf Kopfhörer umgestiegen bin, und da klingt das Stück schon bombastisch.

Ach, und wie hat sich die Bubble am Samstag über den Dotter-Gedächtnis-Discopanzer unter seinem Sakko aufgeregt, den er ihr geklaut haben soll. Mal ehrlich, kein Mensch außerhalb Schwedens und der Blase hat je von ihr gehört. Inzwischen finde ich diesen Effekt mit den Spiegeln auch gar nicht mehr so doof. Okay, ich drehe aber sowieso offenbar gerade durch, denn ich meine nun auch einen Hauch von „Prisluhni Mi“ (Slowenien 1995) im Auftritt zu erkennen :-) .

© EBU / Thomas Hanses

Tusse ist als Gesprächspartner ja echt ein aufgeweckter Zeitgenosse (habe neben der PK auch sein Interview mit Nikki Tutorials gesehen), nur das Lied ist halt doch sehr generisch und „unkantig“. Merkwürdig heute: Es wirkt alles so überbelichtet und wie in einer Dauer-Lagerfeuer-Optik. Offenbar spielt man doch nochmal etwas am Licht rum.

Mazedonien habe ich mir heute erstmalig genauer angesehen, gerade die Details zu den Lichteffekten und dem Discokugel-Shirt (schaurig!). Aber diese fade Musical-Knotte wird auch nicht besser, wenn man sie von vorn bis hinten durchschaut. Die Farbstimmung ist zwar angenehm, aber durch das komische angestrahlte Shirt zwischendurch wird alles zunichte gemacht, wirkt peinlich. Vasil kann das stimmlich stemmen, aber es ist so schrecklich austauschbar. Schade für ihn.

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Tusse hatte die zweiten Proben noch mehr genossen als die ersten. Er konnte die große Arena und die Bühne geradezu in sich aufsaugen. Er hatte mit seiner Truppe viel Spaß. Der Auftritt sei "gut genug" für das Semifinale. Er müsse jetzt erstmal ins Bett und sich viel ausruhen - insbesondere die Stimme natürlich. Da Tusses Vorfahren aus dem Kongo stammen, wird er gefragt, ob sich die Mensnschen dort bewusst seien, dass er beim ESC antrete. Davon wisse er nichts. Außer natürlich von seinem Vater, der noch dort lebt.

Ist der ESC eine Herausforderung oder ein Wettbewerb für ihn? Vor allem sei es eine Gelegenheit, Eurovision verbindet musikalisch und kulturell. Er hing mit den Norwegern schon im Hotel ab. Mit den verrückten Kerlen hatte er viel Spaß. "Swedish Idol" war für ihn eine großartige Schule. Da lernte er z.B. den Umgang mit den Kameras. Von den Erfahrungen kann er jetzt profitieren. Ein Journalist spricht ihn auf seine Outfits an, da er vermutlich einer der stylistischsten Teilnehmer in diesem Jahr sei. Er liebe Kleidung sehr und würde auch mitten in der Nacht mal Online-Shoppen. Er und seine Kumpel, wie auch seine Schwestern, lieben Fashion. Nach soviel schwedischen ESC-Gewinnern sei der Druck durchaus da. Es ist ihm eine Ehre, aber auch Verantwortung. Aber darüber will er besser nicht zuviel nachdenken. Letztendlich geht es um den großartigen Song und seine Interpretation. Vor allem ginge es um die Botschaft, nicht so um das Ergebnis.

Zum Thema Diversity: Leider sieht er nicht viele Menschen wie ihn im Fernsehen. Deshalb ist es toll, dass er am ESC teilnehmen kann und er ganz er selbst sein kann. Angesprochen auf die schwedische Idee der aufgezeichneten Backing vocals (Begründung COVID-19, wieviele Stimmen wurden aufgezeichnet) kommt Tusse ins Reden. Er merkt aber selber, dass er eher verwirrt als aufklärt. Inhaltlich gab es dazu nichts Konkretes von ihm. Vor dem Semifinale wird noch ein Stimmcoach eintreffen, mit dem er fleißig üben wird.

Dann mal gutes Gelingen!

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Heute ist Schluss mit lustig, die stylischen Sessel aus den Meet&Greet mussten dem obligatorischen langen Tisch der Pressekonferenzen weichen. Manizha war zunächst etwas konsterniert, fing sich aber rasch. Sie nutzte die ersten Minuten ihrer PK, um den Opfern des Anschlags an einer Schule gestern in Kasan zu gedenken und fand sehr eindringliche Worte, verbunden mit dem Aufruf, vor allem an alle Jugendlichen, die Probleme haben, sich Hilfe zu suchen. Man merkte ihr an, dass es sich nicht um ein Lippenbekenntnis handelte.

Sie fühlte sich bei ihrer zweiten Probe deutlich wohler als am letzten Samstag – alles wäre perfekt gelaufen. Ausdrücklich lobte sie die Organisatoren, dass alle Änderungswünsche prompt ausgeführt wurden. Sehr stolz ist sie auf die nun endgültigen Outfits, allem voran den goldenen Roben der Backgroundsänger*innen.

Auf der LED-Wand sind übrigens 100 Frauen aus Russland zusehen, die das Leben besser machen, also echte „strong russian woman“.  Gefunden hat sie diese über einen Aufruf. Nun sind auch die Mikrofone mit dem Stoff ihres Matroschka-Kleides eingehüllt. 

In diesem Jahr hat sogar Al Jazeera eine Journalistin nach Rotterdam geschickt, die fragte, ob die ESC-Bühne das richtige Forum wäre, feministische Themen vorzutragen, was Manizha natürlich nur mit „JA!“ beantworten konnte.

Bekanntlich waren in Russland nicht alle angetan von der Wahl dieses Acts für den ESC, was Manizha nicht weiter kommentieren wollte und getreu dem Deutschen Beitrag „I don’t feel hate“ reagierte.

© ECGermany

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Nachdem die arme Montaigne vor drei Tagen live aus ihrem Schlafzimmer zugeschaltet war, sitzt sie heute neben dem HoD auf einem weißen Sofa in den SBS Studios. Und erzählt, dass sie viel Reaktionen online bekommen hat auf ihren emotionalen Auftritt – die Stimme war ihr dort etwas weggebrochen, und die Enttäuschung, nicht live dabei zu sein, hatte sich deutlich gezeigt.

Sie berichtet vom Videodreh, der Ende März stattfand: Anderthalb Tage zu proben, dann gab es 3 Takes, eben eine etwas andere Art der Vorbereitung als die Proben in Ahoy. Sie wurden dabei von der EBU aus Europa beobachtet, dass gewisse Regeln eingehalten wurden, damit es keinen Wettbewerbsvorteil gibt. Die größte Herausforderung sei der Zeitmangel, da man nicht Zeit bis Mai hatte. Eigentlich seien es nur 2-3 Wochen zwischen Mardi Gras und dem Live-on-tape gewesen.

Ob sie ein drittes Mal antrete, um live dabei zu sein? Sicherlich nicht in den nächsten Jahren, jetzt warteten ein Album und andere Projekte auf sie, vielleicht später?

Was sie mit den Niederlanden verbindet? Eigentlich nur, dass es das Land der Tulpen sei, und dass sie eine Filmszene aus der Serie Killing Eve auf einer Brücke in Amsterdam gerne mit ihrer Partnerin nachgestellt hätte, das müsse dann eben warten. Sie beschrieb noch, welche Farben sie besonders gern habe (grün, purple, pink, blau), es komme einfach auf den Tag an.

Von den Proben ihrer Mitbewerber seien ihr vor allem Manizha (mit dem Kleid!) und Senhit im Gedächtnis geblieben. Es gab einige Fragen zu ihrer eigenen Live-on-tape-Produktion. Sie habe schon Einfluss genommen auf die Entscheidungen zum Staging, nicht so sehr in technischen Fragen, aber mit Ideen, Träumen. Es sei ein sehr ausgeglichener Prozess, und auch Josh, der HoD, pflichtet bei, sie sei ein sehr kollaborativer, angenehmer und bescheidener Mensch – viele Ideen seien von ihr gekommen.

Nächste Woche wird technisch gesehen wegen der Zeitverschiebung eine Herausforderung, für das australische Publikum einiges rund um den ESC zu produzieren. Aber „We are on for the ride”, sie seien bereit dafür, mit vielen Interviews, Photo shoots, Social media – und viel Kaffee.

Koos, der Moderator hatte zum Ende hin noch eine spontane Idee: Sobald man wieder reisen kann und sie mal in den Niederlanden sei, würden sie eine Tour für sie organisieren, und einen Bühnenauftritt live. Das wäre wirklich originell!

Die Proben liefen geschmeidig. The Roop sind glücklich. Es wird aber noch weitere, ganz kleine Änderungen geben. Sie werden an diesem Freitag ein Remix von einem niederländischen DJ veröffentlichen. Ihr Video wurde in Gebärdensprache übersetzt. Darüber freuen sie sich sehr. Die Farbe Gelb steht für die Hoffnung und Positivität - Sonnenschein, gute Stimmung -, die wir in diesen Tagen benötigen. Die gute Stimmung möchten sie mit allen teilen.

Auf die Frage nach ihrem Lieblingslied ihrer eigenen Songs in litauischer Sprache antworteten sie etwas verwundert: Keista Draugystė. Sie haben nämlich nur zwei veröffentlicht. Wie würden sie nach einem Sieg feiern? Wegen des Social Distancing natürlich: "Dancing alone". Sie seien nicht die Typen von großen Partys mit vielen Leuten und einer Menge an Alkohol. Auf der Bühne sind sie sehr energiegeladen aber abseits der Bühne auch gerne im Bett. Vor allem brauchen sie die nächsten Tage Routine mit Ausruhen, gutem Essen und Spaziergängen.

Sie haben schon die Teilnehmer aus der Ukraine, Estland, Island und Russland getroffen. Worüber man da so redet, wollten sie aber nicht verraten. SIe hätten schon viele Ratschläge von ehemaligen litauischen ESC-Teilnehmern und anderen Menschen erhalten. Aber letztzendlich müssen sie ihren eigenen Weg gehen. Schöne Schlussworte von Frontmann Vaidotas: Grüße an Montaigne! Sehr schade, dass sie dieses Jahr nicht vor Ort sein kann. Aber das Leben geht weiter und der ESC kommt wieder!

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So gut der Stream heute begann, so sehr verlässt er mich gerade. Mal schauen, ob ein Neustart des PC’s Abhilfe schaffen kann. Schon jetzt sein Satz, den ich heute nicht mehr lesen möchte: Die Seite antwortet nicht.

Manizha aus Russland spielt unfassbar gut mit der Kamera, nochmal eine Steigerung zu Samstag. Nur die Prilblumen sind von ihrem Overall verschwunden – kein Verlust. Wunderschön ist die Huldigung der Frauen, die auf der Wand erscheinen und von Manizha und Begleitung angesungen werden. Wenn ich mal den Deutschen Kommentator von 1987 Christoph Deumling zitieren darf: „Ein Beitrag, der nicht um die hinteren Plätze kämpfen muss“.

Schweden liefert für mich die perfekte Hintergrundmusik, die bei der Hausarbeit nicht stört. Alles läuft erwartungsgemäß glatt für Tusse. Auch dieser Act wird seine Liebhaber finden.

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Litauen beginnt mir Spaß zum machen (Spätzünder, ich weiß…), vielleicht weil es mit dem Gewummer für mich jetzt auf der großen Bühne natürlicher wirkt als im kleinen VE-Setting, auch wenn es dem „Dance Alone“-Gedanken ja eigentlich widerspricht. Besonders schön ist der kurze Moment, wo sie bei der kleinen Runde direkt vor dem Schluss von der Kamera ganz nah eingefangen werden.

Slowenien haut mich weg, der Moment als der Feuerball bei einem „Hallelujaaaaah!“ unter ihr explodiert, ist magisch. Und der Chor als Mittelteil gefällt mir richtig gut, man hätte die 5 Gospel-Choristen aber auf die Bühne stellen sollen. Sehr sehr sehr schön.

Russland ist ein Fest für die Augen, haben sie sehr gut optisch umgesetzt. Dem Song kann ich immer noch nichts abgewinnen (auch wenn die Botschaft passt!). Ich lass die anderen dazu was sagen und bin mal bei der Montaigne-Schalte.

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Guten Morgen auch von mir. Ich habe Litauens Probe heute erstmals richtig gesehen und muss meinen Freunden recht geben: Die Performance ist wirklich grandios! Aber das trifft für mich auch auf Ana zu, ich finde sowohl das Lied als auch ihre Stimme und das Staging ganz toll, sie könnte nur noch etwas freundlicher in die Kamera schauen! 

Ich werde mich heute erstmal weniger beteiligen können, denn ich habe nachher meinen zweiten Impftermin mit ASTRA. Bis später, Michael